Endspiel der Fußball-WM: In der Kathedrale wird die Messe ausgesetzt

Argentinische Prioritäten


Im Zweifel für die Fußballweltmeisterschaft, heißt es in der Kathedrale von Salta in Argentinien
Im Zweifel für die Fußballweltmeisterschaft, heißt es in der Kathedrale von Salta in Argentinien

(Bue­nos) Es ist alles eine Fra­ge der Prio­ri­tä­ten. Da Argen­ti­ni­en den Ein­zug in das Fina­le der Fuß­ball­welt­mei­ster­schaft in Katar erreich­te, gab die Dom­pfar­rei der argen­ti­ni­schen Erz­diö­ze­se Sal­ta bekannt, daß die in der Kathe­dra­le an Sonn- und Fei­er­ta­gen um 12 Uhr zele­brier­te Mes­se am mor­gi­gen Sonn­tag nicht statt­fin­den wird.

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Das sei eine „Ent­schei­dung des gesun­den Men­schen­ver­stan­des“, erklär­te Javier Rome­ro, denn um die­se Zeit wer­den Argen­ti­ni­en und Frank­reich im End­spiel der Fuß­ball-WM aufeinandertreffen.

Rome­ro wird vom Sen­der CNN­Sal­ta 94.7 als „Spre­cher der Insti­tu­ti­on“ prä­sen­tiert, womit wohl die Diö­ze­se oder die Dom­pfar­rei gemeint ist. In Wirk­lich­keit ist Msgr. Rome­ro Bischofs­vi­kar und Dompfarrer.

Der Grund­stein zur Kathe­dra­le von Sal­ta wur­de 1582 gelegt, damals noch für die Pfarr­kir­che der neu­ge­grün­de­ten Stadt. 1806 wur­de die Diö­ze­se Sal­ta errich­tet und die Stadt­pfarr­kir­che zur Kathe­dra­le erho­ben. Seit 1934 ist Sal­ta eine Erz­diö­ze­se. Das heu­ti­ge Erschei­nungs­bild erhielt die Kathe­dra­le durch den Fran­zis­ka­ner und Archi­tek­ten Fra Luis Gior­gi (1824–1884).

Die Zele­bra­tio­nen vor und nach dem End­spiel wer­den wie üblich erfol­gen, ver­si­cher­te Msgr. Rome­ro, der mit Begei­ste­rung beton­te, sich das End­spiel selbst anschau­en zu wol­len: „Es ist etwas ande­res, man hat sei­ne Gefüh­le, man jubelt und es ist trotz­dem noch ein Fußballspiel“.

„In die­sen Tagen war die Eupho­rie und die Reak­ti­on der Men­schen, die auf den Platz kamen, mehr als deut­lich, es ist ein Ven­til und eine Form des Aus­drucks. Es geht nicht dar­um, daß irgend­je­mand das schlecht fin­det oder sich belei­digt fühlt, es geht ein­fach um den gesun­den Men­schen­ver­stand und dar­um, daß die Kathe­dra­le am Sonn­tag nicht geschlos­sen sein wird.“

„Nur weil eine Mes­se aus­fällt“, scheint es aus dem Wort durch­zu­klin­gen. Sicher­heits­hal­ber beugt Msgr. Rome­ro jedoch vor, denn es gibt die Mög­lich­keit, daß Argen­ti­ni­en ver­liert. Wenn dem so sein soll­te, so der Bischofs­vi­kar sinn­ge­mäß, sol­le man jeden­falls nicht Gott für die Nie­der­la­ge ver­ant­wort­lich machen.

„Gott ist kein Feti­schist, wir wer­den ihn nicht dafür ver­ant­wort­lich machen, ob es uns gut oder schlecht geht. Das Leben geht wei­ter, die Pro­ble­me wer­den auch wei­ter­hin bestehen, es ist ein­fach ein Spiel, das uns ein wenig aus unse­rer Rea­li­tät her­aus­holt. Es ist nicht falsch, dafür zu beten und zu bit­ten, aber der Glau­be ist nicht ein­fach eine wei­te­re Kabale.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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1 Kommentar

  1. „Ergo nihil ope­ri Dei prae­po­na­tur“ (Hl. Bene­dikt von Nur­sia): „Nichts soll dem Got­tes­dienst vor­ge­zo­gen werden“
    Nun. die Geist­lich­keit die­ser argen­ti­ni­schen Kathe­dra­le hat das anders gesehen.
    So in dem Stil von „Ich will kei­ne Kir­che vor lee­ren Stüh­len“ (sic der ost­flä­mi­sche Prie­ster Wil­fried Lam­mens um 2005 her­um – aus die­sem Grund hat­te er 40 Jah­re frü­her in Bel­gi­en mit „Eucha­ri­stie­fei­ern“ für Homo­phi­le angefangen.
    „Moder­ne post­kon­zi­liä­re Pastoral“…

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