Rezension von Hans Jakob Bürger
Der Priester Joseph Schielle (1871–1966) war fünfzig Jahre Domkapitular in Eichstätt (1916–1966); er starb im gesegneten Alter von 95 Jahren. Eine seiner zahlreichen Aufgaben war die Sorge um den katholischen Religionsunterricht an höheren Schulen. Er verfasste in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts mehrere apologetische Schriften, die schließlich in dem Werk Grundriß der katholischen Apologetik mündeten.
Angesichts der allgemeinen Glaubensverdunstung, ja des gravierenden Defizits an Glaubenswissen, ist es nicht verwunderlich, wenn heutzutage auch unter jenen Katholiken, die Verantwortung in der katholischen Kirche tragen, etwa beim sogenannten „Synodalen Weg“, antikatholische Thesen propagiert und durchgesetzt werden sollen. Aber leider gibt es auch unter Priestern einen erheblichen Mangel an katholisch-theologischer Kompetenz.
Vermutlich war dies alles Grund dafür, dass der Renovamen-Verlag den Grundriß der katholischen Apologetik von Schielle wieder aufgelegt hat. Für den Druck zugrunde gelegt wurde die 9. Auflage aus dem Jahr 1953.
Die gegenwärtige Glaubens- und Kirchenkrise zeigt deutlich, wie wichtig die Kenntnis des ganzen katholischen Glaubensgutes ist. Mit dem Grundriß der katholischen Apologetik wird ein Handbuch angeboten, das beides verbindet: die katholische Lehre und die Verteidigung der katholischen Positionen.
Joseph Schielle widmet sich der Aufgabenstellung der Apologetik im klassischen Sinne. Dennoch ist das Buch leicht verständlich und nicht in der klassischen theologischen Amtssprache verfasst. Nach der Erörterung der göttlichen Offenbarung wird dieselbe bewiesen und deren unverfälschte Weitervermittlung durch die römisch-katholische Kirche dargelegt. Dabei setzt sich Schielle in populärwissenschaftlicher Form mit Einwürfen gegen den Glauben auseinander, die immer wieder vorgebracht wurden und werden.
Dem Wert der vorgebrachten Argumentation tut es keinen Abbruch, dass manche Gegner, die Schielle anspricht, inzwischen weithin vergessen sind, denn deren Positionen sind heute noch immer verbreitet. Sie müssen immerzu widerlegt werden. Die Neuveröffentlichung der Apologetik Schielles liefert einen Beitrag dazu, den deutschen Büchermarkt nicht kampflos aufzugeben bzw. der Gehässigkeit gegen den Glauben und die Kirche zu überlassen. Vielmehr hilft die vorliegende Apologetik Mut zu fassen, um mit dem Apostel Paulus in die Offensive zu gehen: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe.“ (2 Tim 1,12)
„Apologetik ist die Wissenschaft, welche die Glaubwürdigkeit der von der katholischen Kirche verkündeten göttlichen Offenbarung beweist“, definiert das Buch. „Die noch nicht Gläubigen sollen durch sie überzeugt werden, daß es vernünftig ist, der Offenbarung Glauben zu schenken; die bereits Gläubigen sollen im Glauben bestärkt, gegen Zweifel sichergestellt und in den Stand gesetzt werden, den Glauben gegen Angriffe zu verteidigen. Ihre Beweise schöpft die Apologetik hauptsächlich aus der Vernunft und Geschichte.“
Joseph Schielle: Grundriß der katholischen Apologetik; Renovamen-Verlag 2022; 276 Seiten; 18 Euro; ISBN: 978–3956211607
Text: Dieser Beitrag erschien zuerst bei CNA Deutsch
Bild: Wikicommons/Renovamen-verlag.de