„Bleib ein bißchen“, Gad Elmalehs Bekehrung vom Judentum zum Christentum

Der Film zu einer wahren Geschichte


Der autobiographische Film "Reste un peu" erzählt die Bekehrung von Gad Elmaleh vom Judentum zur katholischen Kirche.
Der autobiographische Film "Reste un peu" erzählt die Bekehrung von Gad Elmaleh vom Judentum zur katholischen Kirche.

Der Kino­start von „Reste un peu“ („Bleib ein biß­chen“) in Frank­reich, in dem der dort berühm­te fran­zö­sisch-marok­ka­ni­sche Komi­ker Gad Elma­leh erzählt, wie die Got­tes­mut­ter ihn auf sei­nem lan­gen Bekeh­rungs­weg beglei­tet hat, wur­de vor allem in der jüdi­schen Welt kon­tro­vers auf­ge­nom­men. Der Grund? Der Jude Gad Elma­leh wur­de Christ. Der Film erzählt die Bedeu­tung von Lour­des und das Bei­spiel zwei­er Kar­di­nä­le, von Jean-Marie Lusti­ger, der selbst vom Juden­tum zur katho­li­schen Kir­che kon­ver­tier­te, und von Robert Sarah. Der Film ent­hält auch einen Appell an die Katho­li­ken: „Seid nicht schüch­tern mit Eurem Glau­ben“. Im deut­schen Sprach­raum wur­de noch kei­ne Notiz davon genom­men. Es kann also rich­tig span­nend werden.

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Gad Elma­leh wur­de 1971 im marok­ka­ni­schen Casa­blan­ca als Sohn einer sephar­di­schen jüdi­schen Fami­lie gebo­ren. 1988 ging er nach Kana­da, wo er Poli­tik­wis­sen­schaf­ten stu­dier­te und erste Film­erfah­run­gen sam­mel­te. 1992 zog es ihn nach Paris, wo er eine Schau­spiel­aus­bil­dung absol­vier­te und sei­ne Kar­rie­re als Kaba­ret­tist und Schau­spie­ler begann. Einer der ersten Fil­me, in denen er mit­wirk­te, ist die schrä­ge Tra­gi­ko­mö­die „Zug des Lebens“ (1998), in dem mit „jüdi­schem Humor“ erzählt wird, wie sich die Bewoh­ner eines jüdi­schen Stetl im deutsch­be­setz­ten Polen, ange­führt von ihrem Dorf­trot­tel, erfolg­reich der dro­hen­den Depor­ta­ti­on durch die Natio­nal­so­zia­li­sten ent­zie­hen. Elma­leh war eini­ge Jah­re mit Char­lot­te Casi­raghi, der Nich­te von Fürst Albert II. von Mona­co, liiert und ist Vater ihres ersten Kin­des. Dadurch wur­de er auch einem brei­ten deut­schen Publi­kum bekannt. 

Die jüng­ste Nach­richt, daß der berühm­te fran­zö­sisch-marok­ka­ni­sche jüdi­sche Schau­spie­ler katho­lisch wur­de, hat für viel Auf­se­hen gesorgt. So auch die Ankün­di­gung, daß sein neu­er Film sei­ne Kon­ver­si­on vom Juden­tum zur katho­li­schen Kir­che schil­dert. „Reste un peu“ erzählt den Weg des jüdi­schen Kon­ver­ti­ten, der sich auf die Tau­fe vor­be­rei­tet. Am 16. Novem­ber kam er in Frank­reich in die Kinos.

In dem auto­bio­gra­phi­schen Film spie­len der 51jährige Elma­leh, sei­ne Eltern und sei­ne Schwe­ster Judith in einer „Mischung aus Fik­ti­on und Rea­li­tät“ sich jeweils selbst. Der belieb­te Schau­spie­ler äußer­te zur Film­pre­mie­re frei­mü­tig die Hoff­nung, daß sein „reli­giö­ses Coming-out“ auch sein Publi­kum dazu anre­gen möge, über „die grund­le­gen­den Fra­gen des Lebens, des Glau­bens, der Wur­zeln und der Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen den Gene­ra­tio­nen nachzudenken“.

Betrach­tet man die ersten Reak­tio­nen auf den Film, dürf­te vor allem ein Ein­satz für reli­giö­se Tole­ranz gefor­dert sein, denn ein Spa­zier­gang wird das nicht. Eini­ge schei­nen fest ent­schlos­sen, Elma­leh vie­le Stei­ne in den Weg zu legen.

Schon vor der Ver­öf­fent­li­chung sei­nes Films hat­te die Kon­tro­ver­se über sei­ne Bekeh­rung die fran­zö­si­sche Öffent­lich­keit in Befür­wor­ter und Geg­ner gespal­ten, ins­be­son­de­re die in Frank­reich zahl­rei­che und ein­fluß­rei­che jüdi­sche Welt, für die er bis­her als ein Vor­bild galt.

Die Behaup­tung, eini­ge wür­den sich nur dage­gen sträu­ben, das Image des talen­tier­ten Enter­tai­ners zu ver­lie­ren, der als „der lustig­ste Mann Frank­reichs“ bezeich­net wur­de; der Marok­ko ver­ließ, um in Frank­reich Ruhm und Reich­tum zu fin­den; der vor allem durch sei­ne Bezie­hung mit Char­lot­te Casi­raghi, der Toch­ter von Prin­zes­sin Caro­li­ne, die Klatsch­spal­ten füll­te und mit einem Fuß Teil der Für­sten­fa­mi­lie in Mon­te Car­lo ist, ver­schweigt das Wesentliche.

Maria ist der wahre „Star“ des Films

Es ist viel­mehr die Bekeh­rung zur katho­li­schen Kir­che, die nicht ins grel­le Schein­wer­fer­licht unse­rer Zeit pas­sen will. Von der jüdi­schen Sen­si­bi­li­tät ein­mal ganz zu schwei­gen. Vor allem die Per­son, die Elma­leh nach sei­nen eige­nen Anga­ben zum christ­li­chen Glau­ben gebracht hat, ist für sei­ne Kri­ti­ker ein gro­ßes Rät­sel und auch ein Stein des Ansto­ßes: die Jung­frau Maria. Elma­leh sag­te es so:

„Sie ist der Grund, war­um ich die Katho­li­zi­tät lie­be. Sie ist jetzt mei­ne schön­ste Lie­be, der wah­re ‚Star des Films‘.“

In einem Inter­view mit der fran­zö­si­schen Tages­zei­tung Le Figa­ro erzähl­te Elma­leh begei­stert, wie er der Got­tes­mut­ter zum ersten Mal begeg­net ist:

„Ich habe die hei­li­ge Jung­frau zufäl­lig als Kind in Not­re-Dame de Lour­des in Casa­blan­ca ent­deckt. Ent­ge­gen den Anwei­sun­gen mei­ner Eltern, weil ihr Glau­be es ver­bie­tet [eine christ­li­che Kir­che zu betre­ten], stieß ich die Kir­chen­tür auf und sah mich einer rie­si­gen Sta­tue der hei­li­gen Jung­frau gegen­über, die mir direkt in die Augen sah. Es war kei­ne Visi­on, nur eine ein­fa­che Sta­tue, aber ich war wie ver­stei­nert. Ich brach vor Rüh­rung in Trä­nen aus und ver­steck­te mich aus Angst, von mei­ner Fami­lie ent­deckt zu wer­den, aus Angst vor Flü­chen und Aber­glau­ben. Es blieb wäh­rend mei­ner gesam­ten Kind­heit mein Geheim­nis. Seit­dem ich eine wun­der­tä­ti­ge Medail­le von Maria erhal­ten habe und sie bei mir tra­ge, bin ich über­zeugt, daß ich schon seit lan­gem unter dem Schutz der Jung­frau stehe.“

Im Juli 2020 wur­de er dann von einem armen Bau­ern­mäd­chen „tief bewegt“, von Ber­na­dette Sou­bi­rous, die in Lour­des die Mari­en­er­schei­nun­gen hat­te und 1933 hei­lig­ge­spro­chen wur­de. Elma­leh wur­de ein­ge­la­den, das Musi­cal „Ber­na­dette de Lour­des“ mit­zu­pro­du­zie­ren.

„Ich bin nur ein Komi­ker, und auch als ich jüdi­schen Glau­bens war, ver­such­te ich, alle Glau­bens­rich­tun­gen zu ver­ste­hen. Die Geschich­te von Ber­na­dette hat mich bewegt. Sie hat mit mir gespro­chen. Es ist nicht nur eine Geschich­te, son­dern ein moder­nes Zeug­nis über das geof­fen­bar­te Wort, über den Glau­ben, über die Wahr­heit, das nie­man­den gleich­gül­tig las­sen kann.“

Zwei Kardinäle auf dem Weg zur Bekehrung

Auch die Schrif­ten von Kar­di­nal Jean-Marie Lusti­ger (1926–2007), der vie­le Jah­re Erz­bi­schof von Paris war, haben ihn ange­regt. Der Kar­di­nal schil­dert dar­in das Span­nungs­feld zwi­schen dem jüdi­schen Glau­ben des Fami­li­en­er­bes und sei­ner Anzie­hung zum katho­li­schen Glau­ben. Der Kar­di­nal war als Aron Lusti­ger in einer asch­ke­na­si­schen jüdi­schen Fami­lie gebo­ren worde. Im Alter von 14 Jah­ren bekehr­te er sich zu Chri­stus. Elma­leh wähl­te ihm zu Ehren bei der Tau­fe sei­nen christ­li­chen Namen Jean-Marie.

Eine wei­te­re wich­ti­ge Per­sön­lich­keit erwähnt Elma­leh: Es ist Kar­di­nal Robert Sarah, der ehe­ma­li­ge Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung im Vati­kan. Sie sind sich bei der Abtei von Sénan­que begeg­net, wohin sich Elma­leh von Zeit zu Zeit begibt. Geist­li­che Übun­gen sei­en wich­tig, so der Schau­spie­ler, um die Koor­di­na­ten zu schär­fen. Dazu sei es hilf­reich und not­wen­dig, sich mit dem Rei­nen und der Wahr­heit ohne jede Künst­lich­keit zu umge­ben. Auch Kar­di­nal Sarah ver­öf­fent­lich­te meh­re­re wert­vol­le Bücher.

Gad Elma­leh mit Kar­di­nal Robert Sarah

Auf die Fra­ge in einem Inter­view mit Le Pèle­rin, ob „Reste un peu“ auch eine Bot­schaft für Katho­li­ken habe, lenk­te Elma­leh den Blick dar­auf, wie „schüch­tern“ Katho­li­ken im Ver­gleich zu Mus­li­men und Juden seien.

„Ich sage ihnen, daß es in ihrer Ver­ant­wor­tung liegt, die Bot­schaft der Guten Nach­richt wei­ter­zu­ge­ben und kei­ne ande­re. Christ­li­che Wer­te sind groß­ar­tig! Lesen Sie ein­fach die Evan­ge­li­en. Ich fra­ge mich oft, war­um die Katho­li­ken so dis­kret sind, manch­mal vol­ler Kom­ple­xe, oder ihren Glau­ben selbst zensieren.“

Offen­sicht­lich haben vie­le Katho­li­ken das Wis­sen um den ihnen anver­trau­ten Glau­bens­schatz ver­lo­ren. Sie haben vor allem die größ­te Ver­hei­ßung ver­ges­sen, die Elma­leh hin­ge­gen ent­deckt hat: die Ver­hei­ßung des ewi­gen Lebens.

Ein Satz aus dem Evan­ge­li­um klingt in dem Film nach:

„Und jeder, der um mei­nes Namens wil­len Häu­ser oder Brü­der, Schwe­stern, Vater, Mut­ter, Kin­der oder Äcker ver­las­sen hat, wird dafür das Hun­dert­fa­che erhal­ten und das ewi­ge Leben gewin­nen“ (Mt 19,29).

Jean-Marie Elma­leh sagt dazu: „Ich lie­be die­sen Satz so sehr!“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Facebook/​Famille Chré­ti­en­ne (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. Der ergrei­fen­de Bericht von Gad Elma­lehs Bekeh­rung vom Juden­tum zum Chri­sten­tum ist eine der schön­sten Nach­rich­ten, die ich seit lan­ger Zeit gele­sen habe.
    Der lie­be Gott sorgt immer wie­der auf ganz wun­der­sa­me Wei­se für Bekeh­run­gen. Hier geschah es kon­kret durch die Mut­ter­got­tes von Lourdes.
    Und in Kar­di­nal Robert Sarah hat Gad Elma­leh ja auch gleich einen idea­len Men­tor gefunden.
    Möger Herr Elma­leh ür ande­re Ange­hö­ri­ge sei­nes Vol­kes ein Vor­bild für die­sen Weg der gött­li­chen Gna­de sein.

  2. „Suchet zuerst Got­tes Reich für die­se Welt, sei­ne Gerech­tig­keit, alles ande­re wird hinzugefügt“
    (Lied aus Taizé)

    Bei den von Ihnen zum Schluss genann­ten, von Jesus über­lie­fer­ten Wor­ten wird fast ein­zig und allein und nahe­zu immer und über­all das Mat­thä­us-Evan­ge­li­um zitiert:
    „Und jeder, der um mei­nes Namens wil­len Häu­ser oder Brü­der, Schwe­stern, Vater, Mut­ter, Kin­der oder Äcker ver­las­sen hat, wird dafür das Hun­dert­fa­che erhal­ten und das ewi­ge Leben gewin­nen“ (Mt 19,29).
    Er wird „zurück­er­lan­gen“, was er ver­las­sen hat. Wann und wo und in wel­cher Wei­se sagt Mat­thä­us nicht. Da bleibt ein gro­ßer Spiel­raum für Interpretationen…

    Es lohnt, die­se Wor­te Jesu ein­mal im Mar­kus-Evan­ge­li­um zu lesen – das gibt es glück­li­cher­wei­se auch noch –, Wor­te, wel­che die Gesamt-Ver­hei­ßung, auch für unse­re Welt und Zeit kon­kre­ti­sie­ren, die nicht den Ein­druck erwecken, das Fami­li­en­le­ben könn­te als zweit­ran­gig gese­hen wer­den und dann – für alle die­je­ni­gen, die Got­tes Reich ver­kün­den und leben, das Ewi­ge Leben als Erfül­lung in der „kom­men­den Welt“ verheißen:

    „Jesus ant­wor­te­te: Amen, ich sage euch: Jeder, der um mei­net­wil­len und um des Evan­ge­li­ums wil­len Haus oder Brü­der, Schwe­stern, Mut­ter, Vater, Kin­der oder Äcker ver­las­sen hat, wird das Hun­dert­fa­che dafür emp­fan­gen: Jetzt und in die­ser Zeit wird er Häu­ser, Brü­der, Schwe­stern, Müt­ter, Kin­der und Äcker erhal­ten, wenn auch unter Ver­fol­gun­gen, und in der kom­men­den Welt das Ewi­ge Leben“ (Mk 10,29–30; vgl. auch Lk 18,29–30).
    Dr. Julia­na Bauer

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