
Von Tommaso Scandroglio*
Sein Name ist Ameca, und wie seine Konstrukteure sagen, die für das Robotikunternehmen Engineered Arts arbeiten, ist er mit Sicherheit der „weitest entwickelte Humanoide, der bisher verwirklicht“ wurde. Es wurde ein Video veröffentlicht, in dem man die Maschine in Aktion sehen kann. Das Video sagt mehr als tausend Worte.
Ameca folgt mit seinen Augen dem Finger eines Konstrukteurs, der sich vor ihm bewegt, hat eine sehr realistische Mimik, weicht zurück, wenn ihm etwas zu nahe kommt, und greift sogar nach einer Hand, die ihn zu berühren versucht. Alles mit fließenden, nicht-mechanischen Bewegungen. „Beängstigend“ haben es die Entwickler genannt.
Es sollte hinzugefügt werden, daß Ameca nicht funkgesteuert, sondern selbstlernend programmiert ist. Die in den Augen eingebauten Kameras verwenden die TensorFlow-Software für das automatische Lernen. Daher der Begriff „Automat“, als ob die Maschine frei entscheiden könnte, was sie tut oder nicht tut.
Aus den USA in die Volksrepublik China. Dort haben die Forscher einen Roboter-Staatsanwalt entwickelt. Es handelt sich um eine Maschine, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) in der Lage sein soll, acht gängige Straftaten wie Betrug, Glücksspiel und gefährliches Fahren durch die Analyse bestimmter Fakten zu erkennen. In China wird künstliche Intelligenz bereits zur Vorhersage der sozialen Gefährlichkeit eines Verdächtigen eingesetzt. Der mechanistische Determinismus hält Einzug bei den Gerichten und Präfekturen.
Es gibt noch viele weitere Beispiele für die Anwendung von KI und fortgeschrittener Robotik, aber die beiden genannten Fälle reichen für die kurzen Überlegungen aus, die wir hier anstellen werden. Robotik und KI bringen viele positive Auswirkungen, aber auch viele Risiken mit sich. Hier möchten wir einen davon hervorheben: die Personifizierung von Robotern.
Der Philosoph Hugo Tristram Engelhardt schreibt in seinem Werk „The Foundations of Bioethics“: „Nicht alle Menschen sind Personen. Föten, Säuglinge, schwer geistig behinderte Menschen und Menschen in hoffnungslosem Koma sind Beispiele für nicht-menschliche Personen. Solche Wesen sind Mitglieder der menschlichen Spezies. Sie haben an und für sich keinen Status in der moralischen Gemeinschaft. Sie sind keine primären Teilnehmer am moralischen Unterfangen. Nur menschliche Personen haben diesen Status. Für Engelhardt verleihen bestimmte tatsächliche Funktionen dem Menschen den Status einer Person: Selbstbewußtsein, Rationalität, Moral.
Ein anderer Philosoph und Ethiker, Peter Singer, ist in seiner „Praktischen Ethik“ auf der gleichen Wellenlänge. Nur die Menschen, die in der Lage sind, bestimmte Fähigkeiten zu verwirklichen, die als „Indikatoren des Menschseins“ bezeichnet werden, sind Personen. Diese Indikatoren sind: Selbstbewußtsein, Selbstbeherrschung, Sinn für die Zukunft, Sinn für die Vergangenheit, Fähigkeit, mit anderen in Beziehung zu treten, Rücksichtnahme auf andere, Kommunikation, Neugierde.
Es geht hier nicht darum, die Thesen dieser beiden Autoren, die zu den meistzitierten auf dem Gebiet der Bioethik gehören, zu widerlegen, sondern auf die Robotik anzuwenden. Wenn man sich das obige Video ansieht, könnte man meinen, daß Ameca sich seiner selbst bewußt ist: Ein Finger nähert sich der Maschine und sie zieht sich zurück. Auf diese Weise scheint es, als würde sie den Unterschied zwischen dem Selbst und dem Anderen begreifen. Oder wir könnten denken, daß Ameca die Fähigkeit besitzt, freiwillig mit anderen in Beziehung zu treten: Die Maschine ergreift den Arm von jemandem, der sie berühren will, und folgt mit ihrem Blick dem Finger des Forschers. Ganz allgemein scheint uns Ameca, dank des selbstlernenden Programms, ein Roboter zu sein, der selbst entscheidet, welche Handlung er ausführt, und somit ein freies Subjekt ist. Kurz gesagt, da Ameca Intelligenz bewiesen hat – die Reaktionen auf die empfangenen Reize und die Fähigkeit, Beziehungen zu knüpfen, wären ein Beweis dafür – und freie Handlungen ausführen kann, könnten wir zu dem Schluß kommen, daß Ameca eine Person ist, da die wesentlichen Merkmale der Person Intelligenz und Freiheit sind.
Lassen Sie uns also mit der Freiheit beginnen. Ameca ist nicht frei, denn alles, was der Roboter tut, ist von seinen Konstrukteuren vorherbestimmt worden. Nehmen wir ein Beispiel: Einem geübten Billardspieler gelingt es nur dann, alle Kugeln beim ersten Versuch in das Loch zu befördern, wenn er die Kugel an der Spitze des Dreiecks trifft, das zu Beginn des Spiels auf dem Tisch liegt. Die Kugeln landen jeweils in einem Loch, und zwar nicht, weil jede Kugel sich frei dafür entschieden hat, sondern weil sie durch die Intelligenz und Freiheit des Spielers so gelenkt wurden. Durch eine sehr komplizierte Abfolge von gegenseitigen Zusammenstößen und Aufprallvorgängen an den Wänden wurden die Kugeln vom Spieler angewiesen, im Loch zu landen; sie wurden vom Spieler und nicht aus sich selbst dorthin bewegt. Dies ist bei allen geschaffenen Wesen der Fall, die sich intelligent verhalten, d. h. einen Zweck verfolgen, obwohl sie nicht intelligent sind. Die geometrische Entwicklung der Kristalle eines Minerals ist ein intelligenter Zweck, aber sie wurde nicht vom Mineral beschlossen, das keine intelligente Entität ist. Die Chlorophyllsynthese ist ein intelligenter Zweck, aber sie wird nicht von Pflanzen gewollt, die keine intelligenten Entitäten sind. Ein Biber, der keine intelligente Entität ist, baut Dämme, was ein intelligenter Zweck ist, der aber nicht durch freie Wahl verwirklicht wird. Unser Auge, das keine intelligente Entität ist, sieht – und Sehen ist ein intelligenter Zweck – aber nicht, weil es sehen will. Intelligente Funktionen, denen sich nicht-personale Wesenheiten aufgrund ihrer Natur nicht entziehen können: Sie führen sie aus, weil sie von der Natur dazu bestimmt sind, sie auszuführen. Alle diese intelligenten Funktionen sind diesen Gebilden inhärent und kommen gleichzeitig von außen, d. h. von Gott, der durch seine Schöpfung jedes Gebilde zu seinem eigentlichen Zweck geordnet hat.
Ähnlich verhält es sich mit Ameca: Was der Roboter tut, ist die Wirkung eines Programms, das sich Selbstlernen nennt, aber von einigen Menschen entwickelt wurde. Es sind die von den Forschern erfundenen Codes, die die Entwicklung der Fähigkeiten von Ameca im Laufe der Zeit bestimmen, so wie die Gesetze der Botanik die Entwicklung der Pflanzen regeln. Ameca gehorcht zwangsläufig diesen Codes, er kann sich nicht von ihnen befreien, er ist auf deterministische Weise an sie gebunden, so wie die Kugeln im obigen Beispiel zwangsläufig im Loch landen, wenn der Effekt vom Spieler so bestimmt wird. Auch wir sind von Gott darauf „programmiert“ worden, das Gute zu tun – das ist der Sinn der menschlichen Natur –, aber Gott hat uns auch frei geschaffen, und deshalb können wir von den göttlichen Codes abweichen, die uns zum Guten leiten würden. Ameca scheint also frei zu sein, ist es aber nicht. In Wirklichkeit wird der Roboter immer von denen fremdbestimmt, die ihn entwickelt haben, er wird nie autonom sein, er wird nie in der Lage sein, sich selbst zu bestimmen. Da die Handlungen von Ameca nicht intentional sind, können wir daraus schließen, daß sie nicht authentisch, sondern simuliert sind, eben weil sie nicht frei und daher nicht seine eigenen sind. Wenn wir eine Puppe sehen, die geht und wackelt, wissen wir, daß nicht die Puppe selbst entscheidet, ob sie geht und wackelt, sondern jene, die die Fäden bewegen, die an ihren hölzernen Gliedern befestigt sind. Ameca ist nur eine raffinierte Marionette, deren Fäden, die sie an ihre Erfinder binden, wir nicht sofort erkennen können. Und Ameca ist nicht frei, weil der Roboter, wie wir später erwähnen werden, keine rationale Seele hat.
Wenden wir uns der Intelligenz zu. Ameca führt intelligente Handlungen aus, obwohl die Maschine nicht intelligent ist: Sie greift nach Dingen, schaut auf das, was vor ihr liegt, reagiert auf Reize usw. Das bedeutet, daß sie über eine Befehlsintelligenz verfügt. Das bedeutet, daß sie über eine von außen gesteuerte Intelligenz verfügt. Genauso ist die Funktion der Chlorophyllsynthese sicherlich eine intelligente Funktion, aber sie ist in einem Wesen ohne Intellekt vorhanden. Ameca bewegt sich also nicht intelligent aus sich selbst heraus, sondern dank ihrer Programmierer, die sie intelligent programmiert haben. Bis zu einem gewissen Grad ist dies auch beim Menschen der Fall: Wir haben eine rationale Seele, die intelligent handelt und somit intelligente Handlungen vollzieht, die wir aber nicht geschaffen haben, sondern die uns direkt von Gott eingegeben wurden. Aber der Unterschied zwischen uns und Ameca liegt in diesem Punkt im Faktor Freiheit: Wir nutzen diese Intelligenz von oben auf freie Weise, wir wählen, welche rationalen Handlungen wir ausführen, Ameca nutzt die Intelligenz seiner Schöpfer auf erzwungene Weise, d. h. die Maschine wählt nicht, welche rationalen Handlungen sie ausführt, sondern andere wählen für sie mittels Programmcodes, denen der Roboter nicht entkommen kann. Deshalb können wir sagen, daß der Mensch ein intelligentes Wesen ist und der Roboter nicht und auch niemals sein kann.
Ein zweiter Aspekt der Intelligenz, der uns von Ameca unterscheidet: Diese Maschine führt bestimmte intelligente Handlungen aus, aber sie könnte keine anderen besonders intelligenten Handlungen ausführen, wie z. B. Selbstbewußtsein, künstlerisches Schaffen, Abstraktion, Liebe usw. Denn um solche Handlungen übersinnlicher Natur auszuführen, muß man eine rationale Seele haben: Metaphysische Wirkungen ziehen notwendigerweise eine ebenso metaphysische Ursache nach sich. Und Amecas „Seele“ besteht nur aus Eisen und Plastik und kann niemals eine rationale Seele haben. Wenn der Roboter Handlungen ausführt, sind sie in Wirklichkeit nur simuliert, sie sind unecht: Es scheint uns, daß Ameca ein Selbstbewußtsein hat, aber es ist nur eine Illusion wie ein Feuer, das auf eine Wand gemalt ist.
Freier Wille und Rationalität sind nur den Personen vorbehalten, also Gott, Engeln und uns Menschen. Die Person ist, wie Boethius sagte, „individuelle Substanz mit rationaler Natur“ (De consolatione philosophiae. Theologische Traktate: Contra Eutychen et Nestorium, Rusconi, Mailand, 1979, III, 4–5, S. 326). Es ist die rationale Seele, die zusammen mit dem Körper den Menschen zur Person macht. Darin liegt unsere rationale Fähigkeit (Intelligenz), die den Willen (Freiheit) zu bestimmten Handlungen bewegt und das Gehirn und möglicherweise andere Teile unseres Körpers benutzt, um rationale Handlungen auszuführen, d. h. um unsere intellektuellen Kräfte/Fähigkeiten zu verwirklichen. Kommunikationsakte, Selbstbeobachtung, künstlerische Handlungen, moralische Urteile usw. zeigen nur das Vorhandensein dieser der Seele des Menschen innewohnenden rationalen Fähigkeit. Körper ohne eine rationale Seele werden daher niemals in der Lage sein, eigenständig rationale Handlungen auszuführen. Und diese von Menschenhand geschaffenen Gebilde werden eine Rationalität aufweisen, deren letzte natürliche Ursache, wie bereits erwähnt, nicht in ihnen, sondern in ihren Programmierern und Konstrukteuren liegt; sie werden nicht ihre eigene Intelligenz offenbaren, sondern die Intelligenz derer, die sie geschaffen haben. Sie werden der Spiegel einer Rationalität sein, die nicht von ihnen stammt. So wie die Worte, die in einem Buch stehen, nicht die Intelligenz des Buches, sondern die des Autors wiedergeben. Oder so wie das Netz einer Spinne die Intelligenz nicht der Spinne, sondern Gottes offenbart. Auch wir verfügen, wie bereits erwähnt, über eine Rationalität, die von Gott kommt, aber wir können sie im Gegensatz zu nicht-personalen Wesen, einschließlich Robotern, frei nutzen. Thomas von Aquin formulierte es so: Wesen, die mit Intelligenz ausgestattet sind, „werden nicht geleitet, sondern führen sich selbst in ihren Handlungen zum richtigen Ziel“ (Summa contra Gentiles, III, 1).
Im Bereich der Robotik wird jedoch immer häufiger von Robotern als Personen gesprochen, von robotischer Subjektivität, eben weil Roboter frei zu entscheiden und zu intelligenten Handlungen fähig zu sein scheinen. Letztlich ist der (falsche) Syllogismus einfach: Wenn ein Mensch eine intelligente Entität ist und ein PC intelligente Operationen durchführt – weitaus intelligentere als wir selbst und sogar mit weitaus weniger Fehlern –, dann bedeutet das, daß ein PC eine Person ist. Aber Maschinen, wir wiederholen es, so hoch entwickelt sie auch sein mögen, führen bestimmte intelligente Handlungen nicht von sich aus, aus freiem Willen, sondern dank des Menschen aus. Sie entscheiden sich nicht dafür, diese Handlungen auszuführen. Sie sind letztlich nur Marionetten, die von uns Menschen bewegt werden. Darüber hinaus werden sie nie in der Lage sein, bestimmte besonders hohe Handlungen wie Selbstbeobachtung, moralische Urteile usw. auszuführen. Eine letzte Anmerkung: Alle revolutionären Prozesse haben die Tendenz, die Schöpfungsordnung zu unterlaufen. Und so kommt es, daß die Ungeborenen und die Menschen, die seit Jahren im Koma sind, angeblich noch nicht/nicht mehr Menschen sind und zu Objekten werden, während Objekte (Ameca bleibt ein Ding, ein Gegenstand) zu Personen gemacht werden, sich „vermenschlichen“. Deshalb werden sie Humanoide genannt.
*Tommaso Scandroglio, Rechtsphilosoph und Publizist
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana
Es gibt nur einen, der Schoepfer ist.
Nur Gott kann aus dem Nichts das alles erschaffen.
Der Mensch kann nur das Gegebene manipulieren, mehr nicht.
Er ist und bleibt eine mikrobische Wanze gegen den allmächtigen Gott.
Mit dem Tod erkennt er dann seinen Irrtum der arroganten Hybris, aber da ist es zu spät.