
Zu den besonderen unter den zahlreichen beeindruckenden Attraktionen des Petersdomes in Rom gehört die Bronzestatue des Apostelfürsten Petrus. Sie wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts von Arnolfo di Cambio geschaffen. Anlaß dafür dürfte das erste Heilige Jahr in der Kirchengeschichte gewesen sein, das Papst Bonifatius VIII. für 1300 ausgerufen hatte.
Bonifatius VIII. gewährte mit der Bulle Antiquorum habet vom 22. Februar 1300 allen Pilgern, die in jenem Jahr nach Rom kommen, einen vollkommenen Ablaß:
„Nos de omnipotentis Dei misericordia et eorundem Apostolorum eius meritis et auctoritate confisi, de fratrum Nostrorum consilio et Apostolicae plenitudine potestatis omnibus … ad basilicas ipsas accedentibus reverenter, vere paenitentibus et confessis … in huiusmodi praesenti et quolibet centesimo secuturo annis non solum plenam et largiorem, immo plenissimam omnium suorum concedemus et concedimus veniam peccatorum.“
„Im Vertrauen auf die Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes und die Verdienste und die Autorität ebendieser seiner Apostel, auf den Rat Unserer Mitbrüder hin und kraft der Fülle Apostolischer Vollmacht werden Wir gewähren, und gewähren Wir allen, die … in diesem gegenwärtigen und in jedem folgenden hundertsten Jahr ehrfürchtig zu diesen Basiliken kommen, wahrhaft Buße tun und gebeichtet haben …, nicht nur volle und reichliche, sondern sogar vollste Vergebung aller ihrer Sünden.“
Wo die Statue des ersten Papstes in der Konstantinischen Basilika (Alt-St. Peter) stand, läßt sich nicht mehr genau sagen. 1605 ließ sie Papst Paul V. im neuerrichteten Petersdom an der heutigen Stelle im Mittelschiff aufstellen.
Der Bildhauer und Architekt Arnolfo di Cambio aus der Toskana, dem das Werk zugeschrieben wird, war ein Schüler von Niccolò Pisano. Er wirkte vor allem in Florenz und Rom.
Am Fest des Apostelfürsten, dem 29. Juni, wird die Statue feierlich mit dem Pluviale bekleidet und mit der Tiara gekrönt.
Wo bleibt der Segen des Petrus in unserer Zeit, in der die christliche Zivilisation, auf der die europäische Rechts- und Gesellschaftsordnung gründet, aber darin nur mehr in Resten erkennbar ist, Gefahr läuft, auf unabsehbare Weise zerrüttet zu werden?
Der 265. Nachfolger des Petrus hat sich entschieden auf die Seite jener gestellt, die unter dem Corona-Vorwand einen beispiellosen Angriff auf die Verfassungsordnung und die von ihr garantierten Freiheits- und Grundrechte verüben. Weil die Lage in Italien so schwerwiegend ist? Mitnichten.
2020 starben auf der Apenninenhalbinsel in zehn Monaten 0,12 Prozent der Bevölkerung „an oder mit“ Corona. Das entspricht der Sterblichkeit einer durchschnittlichen saisonalen Grippe. 2021 sind in bisher fast elf Monaten 0,09 Prozent „an oder mit Corona“ verstorben. Die Corona-Verfechter führen den Rückgang auf die Impfpräparate zurück. Die Corona-Kritiker auf die geringer werdende Gefährlichkeit des Virus, das sich mit jeder Mutation (Variante) abschwächt. Im Frühjahr 2020, der ersten Corona-Saison, war die Alpha-Variante verbreitet. Inzwischen ist bereits die dritte Corona-Saison im Gange und die Delta-Variante vorherrschend.
Und wo bleibt der Segen des Petrus in unserer Zeit, in der Franziskus, der Papst selbst, parallel zu dem sich manifestierenden Autoritarismus der Regierungen, den überlieferten Ritus abwürgen will?
Der Papst und die meisten Bischöfe in unseren Breiten geben keine überzeugenden Antworten auf die drängenden Fragen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Giuseppe Nardi