Der Papst der Lauretanischen Litanei

Sixtus V.


An Papst Sixtus V., der dem Lauretanischen Haus sehr verbunden war, erinnert vor der Basilika eine Bronzestatue.
An Papst Sixtus V., der dem Lauretanischen Haus sehr verbunden war, erinnert vor der Basilika eine Bronzestatue.

Bron­ze­sta­tue von Papst Six­tus V., der von 1585 bis 1590 regier­te, in Lore­to. Six­tus, als Feli­ce di Peret­to da Mon­tal­to in den Mar­ken gebo­ren, ent­stamm­te ärm­li­chen Ver­hält­nis­sen. Im Alter von 14 Jah­ren wur­de er als Fra Feli­ce (der Glück­li­che) in den Mino­ri­ten­or­den auf­ge­nom­men. Er nahm die Stu­di­en auf und begann schließ­lich selbst die Lehr­tä­tig­keit. Der Ordens­ge­ne­ral ver­lieh ihm, auf­grund sei­ner gei­sti­gen Fähig­kei­ten, den Titel eines Magi­sters.

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1547 wur­de er zum Prie­ster geweiht. Vor allem als Pre­di­ger erlang­te er die Wert­schät­zung von Hei­li­gen wie Phil­ipp Neri und Igna­ti­us von Loyo­la, aber auch von Kar­di­nal Miche­le Ghis­lie­ri, dem künf­ti­gen Papst Pius V. Die­ser war es, der ihn 1566 zum Bischof ernennt und 1570 zum Kar­di­nal kre­iert. Von 1566 bis 1568 war er Gene­ral­vi­kar des Mino­ri­ten­or­dens für die Zeit bis zur Wahl des neu­en Generalministers. 

1566 wur­de er zum Bischof von Sant’Agata de‘ Goti, 1571 zum Bischof von Fer­mo. Am 24. April 1585 wur­de er zum Papst gewählt. Er nahm den Namen Six­tus V. an im Geden­ken an sei­nen Vor­gän­ger Six­tus IV. (1471–1484), der auch dem Fran­zis­ka­ner­or­den ange­hör­te. Für das Kon­kla­ve kom­po­nier­te Gio­van­ni Pier­lui­gi da Pal­e­stri­na das Tu es pastor ovi­um.

In sein Pon­ti­fi­kat fällt eine tat­kräf­ti­ge Umset­zung der Beschlüs­se des Kon­zils von Tri­ent. Er führ­te eine Kuri­en­re­form durch, errich­te­te neue Kon­gre­ga­tio­nen, refor­mier­te das Kar­di­nals­kol­le­gi­um und grün­de­te die Vatik­an­drucke­rei. Er bekräf­tig­te in der Bul­le Effrae­na­tam von 1588, daß Abtrei­bung ein Tötungs­de­likt ist. 1586 stimm­te er der Grün­dung der ersten Uni­ver­si­tät in Qui­to (Ecua­dor) zu und unter­nahm ver­schie­de­ne Anstren­gun­gen, in Eng­land die Kir­che wiederherzustellen. 

Er hob 1586 die Bestim­mun­gen für die Juden auf, die 1569 ein­ge­führt wor­den waren: Die Juden muß­ten nicht mehr im Ghet­to leben (das Ghet­to war erst­mals 1516 in Vene­dig ein­ge­führt wor­den), ihnen war wie­der erlaubt, Han­del zu trei­ben, und sie muß­ten nicht mehr den gel­ben Stoff­kreis zur Kenn­zeich­nung auf ihrer Klei­dung tra­gen, der ihnen 1215 auf­er­legt wor­den war. Er ließ den neu­en Late­r­an­pa­last errich­ten, der als Som­mer­re­si­denz dien­te, und die Kup­pel des Peters­doms voll­enden. Er schuf einen neu­en grö­ße­ren Sitz für die Vati­ka­ni­sche Biblio­thek, ließ die Tra­jan­säu­le reno­vie­ren und den Qui­ri­nals­pa­last errich­ten, der heu­te Amts­sitz des ita­lie­ni­schen Staats­prä­si­den­ten ist. 

Am 27. August 1590 erlag er der Mala­ria und wur­de in der Basi­li­ka San­ta Maria Mag­gio­re bestat­tet. Sein Herz wird in der Kir­che San­ti Vin­cen­zo e Ana­sta­sio a Tre­vi in unmit­tel­ba­rer Nähe zum Tre­vi-Brun­nen aufbewahrt.

Er, der aus den Mar­ken stamm­te, war in beson­de­rer Wei­se mit Lore­to, dem bedeu­tend­sten Mari­en­hei­lig­tum der Chri­sten­heit, ver­bun­den. 1586 errich­te­te er die Diö­ze­se Lore­to für das Hei­lig­tum und sei­ne Umge­bung, die bis­her zur Diö­ze­se Reca­na­ti gehört hat­ten. Er trug damit der gestie­ge­nen Bedeu­tung durch einen gigan­ti­schen Zustrom an Pil­gern Rech­nung, die zum Hei­li­gen Haus Mari­ens aus Naza­reth wall­ten, das sich seit 1294 in der bis dahin unbe­wohn­ten Gegend in den Mar­ken, nahe den Städ­ten Reca­na­ti und Castel­fi­dardo, befand. Rund um das Hei­li­ge Haus war mit dem Namen Lore­to ein bedeu­ten­der Ort ent­stan­den, den Six­tus V. im sel­ben Jahr 1586 zur Stadt erhob. 

1934 wur­de die Diö­ze­se Lore­to im Zuge der Umset­zung des Late­ran­ver­tra­ges wie­der auf­ge­ho­ben und ihr Gebiet mit Reca­na­ti ver­eint. Davon aus­ge­nom­men blieb das Mari­en­hei­lig­tum und die Stadt Lore­to, die direkt dem Hei­li­gen Stuhl unter­stellt wur­den. Sie wur­den zur Prae­la­tu­ra Ter­ri­to­ri­a­lis ab Alma Domo Lau­re­ta­na (Ter­ri­to­ri­al­prä­la­tur des ehr­wür­di­gen Lau­re­ta­ni­schen Hau­ses). An ihrer Spit­ze steht ein Prä­lat im Rang eines Erz­bi­schofs, der als päpst­li­cher Gesand­ter das Kir­chen­ober­haupt in Lore­to ver­tritt. 1965 wur­de in der Basi­li­ka des Hei­li­gen Hau­ses die Kathe­dra des Prä­la­ten errich­tet. Seit 2000 ist die Ter­ri­to­ri­al­prä­la­tur nicht mehr imme­di­at, son­dern Teil der Kir­chen­pro­vinz Ancona.

Von Bedeu­tung ist, daß es Six­tus V. war, der 1587 die Lau­re­ta­ni­sche Lita­nei appro­bier­te, in der die Titel und Eigen­schaf­ten Mari­ens ver­ehrt und ange­ru­fen wer­den, dar­un­ter als Sedes Sapi­en­tiae (Sitz der Weis­heit). Wer sich in der Stadt nie­der­ließ, ein Haus bau­te und einen ehr­ba­ren Beruf aus­üb­te, erhielt eine Rei­he attrak­ti­ver Begünstigungen.

1589 wur­de auf der Piaz­za del­la Madon­na vor der Basi­li­ka die Bron­ze­sta­tu­te zu Ehren Six­tus‘ V. ent­hüllt, die von den Kar­di­nä­len der Mar­ken in Auf­trag gege­ben wur­de, die er kre­iert hat­te. Zur Finan­zie­rung tru­gen auch die Bür­ger von Lore­to bei. Gegos­sen wur­de die Sta­tue von Anto­nio di Ber­nar­di­no Cal­ca­gni.
Six­tus V. ließ die Befe­sti­gun­gen, die Hei­lig­tum und Stadt sichern, ver­stär­ken und errich­te­te 1590 einen gemein­nüt­zi­gen Mon­te di Pie­tà in der Stadt, ein Pfand­leih­haus, das durch feste Zins­sät­ze von höch­stens 4–5 Pro­zent und ohne eige­ne Gewinn­ab­sich­ten die ärme­ren Bevöl­ke­rungs­schich­ten vom Wucher der jüdi­schen Geld­ver­lei­her befrei­en sollte.

Text und Bild: Giu­sep­pe Nardi

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