Das Corona-Wunder

Älteste Europäerin überlebt mit 117 Jahren das Coronavirus und Covid-19


Sr. André Randon feiert morgen ihren 117. Geburtstag. Wenige Tage zuvor überlebte sie das Coronavirus, ohne etwas davon bemerkt zu haben.
Sr. André Randon feiert morgen ihren 117. Geburtstag. Wenige Tage zuvor überlebte sie das Coronavirus, ohne etwas davon bemerkt zu haben.

(Paris) Unter der Schlag­zei­le „Rekord“ wur­de gestern von zahl­rei­chen Medi­en über die „älte­ste Euro­päe­rin“, eine fran­zö­si­sche Ordens­frau, berich­tet. Ein bemer­kens­wer­tes Detail wur­de dabei jedoch unterschlagen.

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Der Öster­rei­chi­sche Rund­funk (ORF) berich­te­te gestern:

Älte­ste Ordens­frau der Welt wird 117

André Ran­don, die älte­ste katho­li­sche Ordens­frau der Welt, wird am 11. Febru­ar 117 Jah­re alt. Sie lebt in einem Senio­ren­heim in Tou­lon am Mit­tel­meer. Seit Okto­ber 2017 gilt sie auch als älte­ste leben­de Fran­zö­sin, seit Juni 2019 als älte­ste Europäerin.

Gebo­ren am 11. Febru­ar 1904 im süd­fran­zö­si­schen Ales als Luci­le Ran­don, hat Ran­don drei fran­zö­si­sche Repu­bli­ken erlebt, zehn Päp­ste und die deut­sche Besat­zung im Zwei­ten Welt­krieg. Mit zwölf Jah­ren begann sie als Kin­der­mäd­chen zu arbei­ten, spä­ter war sie Hauslehrerin.

Zu ihren Arbeit­ge­bern zähl­te auch die Auto­bau­er­fa­mi­lie Peu­geot. Erst 1923, mit 19 Jah­ren, ließ sie sich tau­fen. 1944 trat sie in Paris als Novi­zin in den Orden der Vin­zen­ti­nerin­nen ein. Seit 2009 lebt Ran­don im Senio­ren­heim; sie ist erblin­det und sitzt im Rollstuhl.

Gott „über­treibt“

Ran­don hat vie­le Krie­ge und Kata­stro­phen erlebt – und beklagt statt eige­ner kör­per­li­cher Beschwer­nis­se vor allem, „dass die Men­schen nicht in Ein­tracht leben kön­nen“. In einem Inter­view zu ihrem 115. Geburts­tag berich­te­te sie über ihre 2018 gestor­be­ne Zwil­lings­schwe­ster: „Sie ruft mich, sie zieht mich. Beten Sie für mich, dass der gute Gott mich nicht mehr zu lan­ge war­ten lässt. Er übertreibt!“

Schwe­ster André Ran­don ist, soweit bekannt, der zweit­äl­te­ste Mensch der Welt. In Euro­pa gibt es nie­mand, der älter ist. Ihr Alter wur­de durch eine geron­to­lo­gi­sche Stu­di­en­grup­pe bestä­tigt, die welt­weit die Men­schen unter­sucht, die laut Geburts­ur­kun­de oder die von sich sagen, älter als 110 zu sein.

Was der Öster­rei­chi­sche Rund­funk (ORF) nicht berich­te­te: Die Ordens­frau ist auch der älte­ste Mensch, der bis­her Coro­na-posi­tiv gete­stet wur­de. Der Tages­zei­tung Var-Matin (Niz­za) sag­te die Vin­zen­ti­nerin zu ihrer Covid-19-Erkrankung:

„Ich wuß­te nicht ein­mal, daß ich es hatte.“

Die Schlag­zei­le der Tages­zei­tung auf ihrer gest­ri­gen Titel­sei­te lau­te­te daher:

„Das Covid-Wun­der.“

Die heu­te erblin­de­te Ordens­frau erleb­te nicht nur „drei fran­zö­si­sche Repu­bli­ken, zehn Päp­ste und die deut­sche Besat­zung im Zwei­ten Welt­krieg“, son­dern erleb­te und über­leb­te bereits am Ende des Ersten Welt­krie­ges die Spa­ni­sche Grip­pe, die im Ver­gleich zu Covid-19 eine wirk­li­che Pan­de­mie war.

Die blin­de Ordens­frau war nicht ein­mal besorgt, als sie von der Coro­na-Dia­gno­se erfuhr. „Sie zeig­te kei­ne Angst vor der Krank­heit“, sag­te David Tavel­la, der Spre­cher des Pfle­ge­heims, in dem Schwe­ster André lebt. 

81 der 88 Bewoh­ner des Pfle­ge­heims  wur­den im Janu­ar Coro­na-posi­tiv gete­stet. Ob die Fäl­le nach Imp­fun­gen mit einem der drei in der EU zuge­las­se­nen Coro­na-Impf­stof­fen auf­tra­ten, ist nicht bekannt.

Zehn der betag­ten, zumeist hoch­be­tag­ten Heim­in­sas­sen sind gestor­ben und wer­den als Coro­na-Tote gerechnet.

Schwe­ster André hin­ge­gen über­leb­te Coro­na, ist gene­sen und darf inzwi­schen auch wie­der die Mes­se besu­chen. Als sie von der Coro­na-Infek­ti­on hör­te, frag­te sie nur, ob sich dadurch ihre Tages­ge­wohn­hei­ten ändern wür­den. Besorgt zeig­te sie sich hin­ge­gen über die Erkran­kun­gen und den Tod ande­rer Heim­in­sas­sen. Für etwas mehr als zwei Wochen erga­ben sich tat­säch­lich Ver­än­de­run­gen auch für sie. Der täg­li­che Besuch der Mes­se wur­de ihr nicht gestattet.

Das Detail, daß die älte­ste Euro­päe­rin kurz vor ihrem 117. Geburts­tag eine Coro­na-Infek­ti­on und Covid-19 über­leb­te, scheint nicht allen Medi­en in ihr auf Angst­ma­che aus­ge­rich­te­tes Coro­na-Nar­ra­tiv zu pas­sen. So läßt man die­ses der­zeit wich­ti­ge „Klei­nig­keit“ kur­zer­hand unter den Tisch fallen.

Schwe­ster André wird mor­gen ihren 117. Geburts­tag fei­ern. Eine klei­ne Fei­er ist vor­ge­se­hen. Auf die Fra­ge, ob sie Angst vor dem Tod habe, ant­wor­te­te sie mit einer Gegenfrage: 

„War­um? Mein Leben liegt in der Hand mei­nes Herrn.“

[Update: 10.02.2020, 13:33 Uhr] Der ORF hat inzwi­schen sei­ne Mel­dung ergänzt und erwähnt nun auch, daß die Ordens­frau das Coro­na­vi­rus unbe­scha­det über­stan­den hat.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Var-Matin (Screen­shot)

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