(Rom) Heute morgen ist in Rom Paolo Gabriele, der ehemalige Kammerdiener von Papst Benedikt XVI., verstorben. Er war als undichte Stelle bekannt geworden, die vertrauliche Dokumente des deutschen Papstes an Journalisten weitergegeben hatte. Der Fall wurde als Vatileaks bekannt.
Gabriele war 2006 als Kammerdiener in die unmittelbare Nähe des damaligen Kirchenoberhaupts gekommen. 2011/2012 wurden von Medien vertrauliche Dokumente von Benedikt XVI. veröffentlicht. Die polizeilichen Ermittlungen führten zum Kammerdiener. Am 24. Mai 2012 wurde Gabriele von der vatikanischen Gendarmerie verhaftet, nachdem bei ihm eine große Menge vertraulicher Unterlagen des Heiligen Stuhls sichergestellt worden waren. Gabriele war der direkte und eigennützige „Lieferant“ für den Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi, der mit den entwendeten Dokumenten sein „Sensationsbuch“ Sua Santità veröffentlichte und sich damit selbst ins Zwielicht rückte. Der Piper-Verlag brachte das Buch bedenkenlos als deutsche Ausgabe heraus.
Der ehemalige Kammerdiener ist heute morgen gegen 9.30 Uhr in der Notaufnahme der Gemelli-Klinik im Alter von 54 Jahren an den Folgen einer langen Krankheit verstorben.
In der italienischen Presse war er als „Corvo“, als Krähe, bekannt geworden, in etwa vergleichbar dem deutschen „Unglücksraben“.
Wegen schweren Diebstahls wurde Gabriele im Oktober 2012 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Diese Fakten sind durch die damalige Medienaufmerksamkeit allgemein bekannt. Wesentlicher an dem Fall ist, daß Papst Benedikt ihn nach sieben Monaten Untersuchungs- und Strafhaft am 22. Dezember 2012, zu seinem letzten Weihnachtsfest als Papst, begnadigte.
Damit wollte das damalige Kirchenoberhaupt dem Vater von drei Kindern einen Neubeginn ermöglichen. Gabriele wurde wegen des Vertrauensbruchs natürlich aus dem Apostolischen Palast entfernt, erhielt jedoch von der Kirche eine Anstellung in der international bekannten päpstlichen Kinderklinik Bambino Gesù.
Der Umgang Benedikts XVI. mit einer Person, die sein Vertrauen so mißbraucht hatte, veranschaulicht einen grundlegenden Unterschied, den die Welt nicht wirklich sehen will. Nicht Rache und Willkür ist das christliche Gebot, sondern Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Radio Vaticana (Screenshot)