
(Buenos Aires) „Jedes Menschenleben hat immer Würde.“ Die Bischöfe der Kirchenprovinz Buenos Aires, angeführt von Kardinal Mario Aurelio Poli, nahmen mit deutlichen Worten gegen die Absicht der Provinzregierung Stellung, die Tötung ungeborener Kinder zu legalisieren.
Kardinal Poli ist der Nachfolger von Papst Franziskus als Erzbischof von Buenos Aires und Primas von Argentinien. Es handelt sich, trotz der Bezeichnung Provinz, um einen Gliedstaat, da Argentinien eine Föderation ist. In der Provinz Buenos Aires liegt die gleichnamige Hauptstadt Argentiniens, die aber wie Berlin und Wien selbst ein Gliedstaat ist.
Die Provinz umfaßt elf Prozent des argentinischen Staatsgebiets, aber 39 der argentinischen Bevölkerung. Gouverneur der Provinz ist seit Dezember 2019 der Linkspolitiker Axel Kicillof. Der marxistisch orientierte Keynesianer Kicillof, ein nicht praktizierender Jude mit guten Kontakten zu George Soros, war unter der linksperonistischen Staatspräsidentin Cristina Fernandez Kirchner von 2013–2015 Bundesminister für Wirtschaft und öffentliche Finanzen.
Nach seinem Wahlsieg bei den Provinzwahlen für die linksperonistische Allianz PRO berief er die militante Linke und Feministin Estela Diaz zur Ministerin für Frauen, Genderpolitik und sexuelle Diversität. Der Name des Ministeriums ist bereits Programm. Diaz kommt aus dem Partido Intransigente, der einen „demokratischen Sozialismus“ vertritt. Im Frühjahr 2018 beteiligte sie sich an der „Kampagne für das Recht auf Abtreibung“.
Abtreibungsaktivist ist auch Daniel Gollán, der Gesundheitsminister der Regierung Kicillof. Gollán, der während der Militärdiktatur ins Exil mußte, absolvierte in der DDR sein Medizinstudium. Im letzten Jahr ihrer Amtszeit ernannte ihn Cristina Ferdandez Kirchner zum Bundesgesundheitsminister. 2018 sprach sich Gollán in der Debatte des argentinischen Parlaments für die Tötung ungeborener Kinder aus. Der damalige Versuch, die Abtreibung in ganz Argentinien einzuführen, scheiterte jedoch. Das soll für die Provinz Buenos Aires nun nachgeholt werden.

Die Bischöfe der Provinz reagierten auf die Entscheidung des Provinzparlaments, einen Tagesordnungspunkt mit der Gesetzesinitiative der Provinzregierung zur Abtreibungsfreigabe anzusetzen. Die Initiative „widerspricht den verfassungsmäßigen Garantien zugunsten der schutzlosesten Menschenleben“, so die Bischöfe.
„Wir sind nicht gegen die Rechte der Frauen, sondern für das Leben, wie es sich zeigt, in allen Umständen.“
Und weiter:
„Es verletzt und schmerzt uns, daß inmitten der tödlichen Ansteckung, in der viele Mitarbeiter des Gesundheitswesens ihr Leben riskieren, um das ihrer Brüder zu retten, die Gesetzgeber es für angemessen halten, einen Gesetzentwurf einbringen zu müssen, der mit Sicherheit nicht dem Text des Liedes ‚Das Leben ehren‘ entspricht, das uns Porteños so kostbar ist.“
Porteños ist die Selbstbezeichnung der Bewohner der Stadt und der Provinz Buenos Aires.
„Das behauptete Recht abzutreiben, gerade der besonders verwundbaren heranwachsenden Mädchen, die laut der vorgebrachten Argumentation keine andere Wahl hätten, als illegal abzutreiben, widerspricht dem Wunsch vieler anderer Mädchen, die sich für das Leben einsetzen.“
„Wir verstehen, daß die Gesundheit auf dem Spiel steht. Wir verstehen aber auch, daß die Gesundheit nicht dadurch erreicht werden kann, indem man einen anderen Menschen aussondert und wegwirft.“
Und abschließend:
„Es ist nicht menschlich, Schwache gegen noch Schwächere zu unterstützen.“
Ohne einen Zusammenhang mit der Kritik der Bischöfe seiner heimatlichen Kirchenprovinz herzustellen, sagte Papst Franziskus gestern beim Angelus auf dem Petersplatz:
„Es ist immer die Aussaat des Bösen, die zerstört. Und dies geschieht immer durch den Teufel oder unsere Versuchung.“
Ob er dabei auch an den Vorstoß der Regierung Kicillof dachte?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/WPA (Screenshot)