Läßt Papst Franziskus gegen Radio Maryja ermitteln?

Neuer Vorstoß gegen katholischen Radiosender in Polen


Radio Maryja, der einwillige katholische Radiosender Polens, der vielen ein Dorn im Auge ist.
Radio Maryja, der eigenwillige katholische Radiosender Polens, ist manchen ein Dorn im Auge.

(Rom) Seit in Polen die katho­lisch-natio­nal­kon­ser­va­ti­ve Par­tei Recht und Gerech­tig­keit (PiS) regiert, steht das Land „unter Beob­ach­tung“ durch die EU. In Brüs­sel geben poli­ti­sche Kräf­te den Ton an, die deut­lich wei­ter links ste­hen, und es kaum ertra­gen, wenn das sou­ve­rä­ne Wahl­volk ande­re poli­ti­sche Kräf­te wählt. Abwech­selnd wird über die EU-Kom­mis­si­on, das EU-Par­la­ment oder die EU-Gerichts­bar­keit und natür­lich über die west­li­chen Medi­en Polens Regie­rung wie Ungarns Regie­rung als „Schmud­del­kind“ der „Gemein­schaft“ ver­un­glimpft. Durch den Dau­er­druck soll, so das Ziel, ent­we­der die Regie­rung zum Ein­len­ken ver­an­laßt oder das Wahl­volk zur Wahl einer wei­ter links­ste­hen­den Regie­rung gedrängt wer­den. Betei­ligt sich unter Papst Fran­zis­kus auch der Vati­kan daran?

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Kon­kret geht es um den Rund­funk­sen­der Radio Mary­ja. Der 1991, bald nach dem Ende der kom­mu­ni­sti­schen Herr­schaft, ins Leben geru­fe­ne Sen­der ent­stand nach dem Vor­bild von Radio Maria Ita­li­en. Grün­der und Pro­gramm­di­rek­tor ist der Redempto­ri­sten­pa­ter Tade­u­sz Ryd­zyk. Mit der soge­nann­ten „Welt­fa­mi­lie“ der Radio-Maria-Sen­der kam es aber Mit­te der 90er-Jah­re zum Zer­würf­nis. Vor allem in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land war man wegen eines ande­ren Zugangs zur eige­nen Geschich­te um Distanz bemüht. Radio Mary­ja gehört zu den fünf meist­ge­hör­ten Sen­dern in Polen. Im Gegen­satz zu den ande­ren Radio-Maria-Sen­dern ver­folg­te P. Ryd­zyk – Polen hat­te gera­de mehr als 40 Jah­re einer kir­chen­feind­li­chen kom­mu­ni­sti­schen Dik­ta­tur hin­ter sich – auch eine poli­ti­sche Linie und pflegt eine deut­li­che­re Sprache.

Das hat­te vor allem damit zu tun, daß zwar die Dik­ta­tur über­wun­den war, die ehe­ma­li­gen kom­mu­ni­sti­schen Macht­ha­ber außer­halb von Regie­rung und Par­la­ment aber wei­ter­hin an vie­len Schalt­he­beln saßen, nicht zuletzt auch in der Justiz. Unter geän­der­tem Namen gelang ihnen in den 90er Jah­ren sogar kurz­zei­tig die Rück­kehr an die Macht. Der Weg, die Dik­ta­tur per­so­nell und vor allem gei­stig zu über­win­den, erwies sich als lang und steinig.

Der Radio­sen­der, zu dem inzwi­schen auch der Fern­seh­sen­der TV Trwam gehört, unter­stützt die PiS, ohne sich jedoch in Abhän­gig­kei­ten zu bege­ben. Von lin­ken Medi­en, vor allem der links­li­be­ra­len Gaze­ta Wybor­c­za, wur­de wie­der­holt gegen den Sen­der kam­pag­nis­iert. Ein Blick auf die deut­sche Wiki­pe­dia-Sei­te bie­tet einen Ein­blick dazu.

Doch auch die kirch­li­che Hier­ar­chie war nicht immer glück­lich mit dem Sen­der, was mehr mit des­sen unab­hän­gi­ger Eigen­wil­lig­keit zu tun hat. Papst Bene­dikt XVI. gra­tu­lier­te Radio Mary­ja zum 20-jäh­ri­gen Bestehen.

Der Links­op­po­si­ti­on in Polen, aber auch außer­halb, ist der Sen­der wegen sei­ner katho­li­schen und kon­ser­va­ti­ven Posi­tio­nen und mehr noch wegen sei­nes Ein­flus­ses auf die öffent­li­che Mei­nung ein Dorn im Auge. Soeben wur­de der jüng­ste Ver­such gestar­tet, den Sen­der mund­tot zu machen.

Laut Wir­tu­al­na Pol­ska, einem Main­stream-Medi­um im Besitz von France Tele­com, wur­de im Dezem­ber 2019 eine Auf­for­de­rung an das vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­at abge­schickt, die poli­ti­schen Posi­tio­nie­run­gen von Radio Mary­ja „ein­zu­schrän­ken“. Der Sen­der sol­le einen rein „reli­giö­sen Cha­rak­ter“ bekommen.

Die Initia­to­ren der For­de­rung, ein Adam N. und ein Witek M., blei­ben anonym. Ihre Peti­ti­on über­mit­tel­ten sie dem Vati­kan in meh­re­ren Spra­chen über kana­di­sche Mit­tels­män­ner. Wir­tu­al­na Pol­ska gehört zu den Mas­sen­me­di­en, von denen Radio Mary­ja bereits in der Ver­gan­gen­heit ange­grif­fen wur­de. 2018 ver­ur­teil­te ein War­schau­er Gericht das Online-Por­tal, sich bei P. Ryd­zyk wegen der Ver­brei­tung fal­scher Behaup­tun­gen zu entschuldigen.

Laut La Fede Quo­ti­dia­na wur­de die Auf­for­de­rung an den Vati­kan, gegen Radio Mary­ja vor­zu­ge­hen, am 26. März von Papst Fran­zis­kus behan­delt. Er beauf­trag­te Msgr. Rober­to Cona vom Staats­se­kre­ta­ri­at mit einer Prü­fung der Ange­le­gen­heit und der Vor­be­rei­tung einer Reaktion.

Eine zen­tra­le Rol­le in dem neu­en Vor­stoß gegen den kon­ser­va­ti­ven Radio­sen­der spielt der pol­nisch-kana­di­sche Poli­ti­ker Tho­mas Luka­s­zuk, der die Peti­ti­on gegen Radio Mary­ja aktiv unter­stützt. Das Inter­net­por­tal onet​.pl, mit guten Ver­bin­dun­gen zu Luka­s­zuk, warb im ver­gan­ge­nen Jahr lan­ge für die Peti­ti­on an den Vati­kan. Onet​.pl gehört groß­teils der Rin­gier Axel Sprin­ger Media AG und ist in der Links­au­s­rich­tung der Bericht­erstat­tung mit Web​.de und Gmx​.at vergleichbar.

Der Vater von Luka­s­zuk hat­te sich aus dem kom­mu­ni­sti­schen Polen nach Kana­da abge­setzt. 1982 konn­te auch sei­ne Fami­lie nach­fol­gen. Tho­mas Luka­s­zuk war von 2001 bis 2015 Par­la­ments­ab­ge­ord­ne­ter von Alber­ta. Von 2010 bis 2014 gehör­te er als Mini­ster der Regie­rung die­ses kana­di­schen Staa­tes an, dar­un­ter 2012/​2013 als stell­ver­tre­ten­der Ministerpräsident.

Laut Radio Mary­ja betei­li­ge sich der jüdi­sche Frei­mau­rer­or­den B’nai B’rith „an dem Angriff auf Pro­gramm­di­rek­tor P. Tade­u­sz Ryd­zyk“. Der Sen­der spricht von „skan­da­lö­sen Denunziationen“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Radio Mary­ja (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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