„Dieser junge, vom Heiligen Geist erfüllte Diener des Evangeliums“

Angelus am Stephanstag


Papst Franziskus beim Angelus am Stephanstag 2019

Lie­be Brü­der und Schwe­stern, guten Tag!

Anzei­ge

Heu­te fei­ern wir das Fest des hei­li­gen Ste­pha­nus, des ersten Mär­ty­rers. Die Apo­stel­ge­schich­te spricht von ihm (vgl. Kap. 6–7) und stellt uns in der heu­ti­gen Lit­ur­gie die letz­ten Momen­ten sei­nes Lebens vor Augen, als er fest­ge­nom­men und gestei­nigt wird (vgl. 6,12; 7,54–60). In der freu­di­gen Weih­nachts­at­mo­sphä­re mag die­se Erin­ne­rung an den ersten Chri­sten, der wegen des Glau­bens getö­tet wur­de, fehl am Platz erschei­nen. Doch gera­de aus der Per­spek­ti­ve des Glau­bens her­aus steht das heu­ti­ge Fest in Ein­klang mit der wah­ren Bedeu­tung von Weih­nach­ten. Denn im Mar­ty­ri­um des Ste­pha­nus wird die Gewalt von der Lie­be, der Tod vom Leben besiegt: in der Stun­de des höch­sten Zeug­nis­ses sieht er den offe­nen Him­mel und ver­gibt den Ver­fol­gern (vgl. Vers 60).

Die­ser jun­ge, vom Hei­li­gen Geist erfüll­te Die­ner des Evan­ge­li­ums ver­stand es, Jesus mit Wor­ten und vor allem mit sei­nem Leben zu schil­dern. Wenn wir auf ihn schau­en, sehen wir, wie sich die Ver­hei­ßung Jesu an sei­ne Jün­ger erfüllt: »Wenn sie euch aber aus­lie­fern, macht euch kei­ne Sor­gen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stun­de ein­ge­ge­ben, was ihr sagen sollt. Nicht ihr wer­det dann reden, son­dern der Geist eures Vaters wird durch euch reden« (vgl. Mt 10,19–20). In der Schu­le des hei­li­gen Ste­pha­nus, der sei­nem Mei­ster sowohl im Leben als auch im Tod ähn­lich wur­de, hal­ten auch wir unse­re Augen auf Jesus gerich­tet, den treu­en Zeu­gen des Vaters. Wir ler­nen, dass die Herr­lich­keit des Him­mels, die Herr­lich­keit, die für das ewi­ge Leben bleibt, nicht aus Reich­tum und Macht besteht, son­dern aus Lie­be und Selbsthingabe.

Wir müs­sen unse­ren Blick auf Jesus rich­ten, den »Urhe­ber und Voll­ender des Glau­bens« (Hebr 12,2), um durch die Her­aus­for­de­run­gen und Prü­fun­gen, denen wir täg­lich begeg­nen, Rechen­schaft able­gen zu kön­nen von der Hoff­nung, die uns geschenkt wur­de (vgl. 1 Petr 3,15). Für uns Chri­sten ist der Him­mel nicht mehr fern, von der Erde getrennt: in Jesus ist der Him­mel auf die Erde her­ab­ge­kom­men. Und durch ihn kön­nen wir in der Kraft des Hei­li­gen Gei­stes alles Mensch­li­che anneh­men und es auf den Him­mel aus­rich­ten. So dass die­ses erste Zeug­nis genau unse­re Art des Mensch­seins wird, eine Lebens­wei­se, die von Jesus geprägt ist: sanft und mutig, demü­tig und edel, gewaltlos.

Ste­pha­nus war Dia­kon, einer der ersten sie­ben Dia­ko­ne der Kir­che (vgl. Apg 6,1–6). Er lehrt uns, Chri­stus durch Gesten der Brü­der­lich­keit und der dem Evan­ge­li­um ent­spre­chen­den Näch­sten­lie­be zu ver­kün­den. Sein Zeug­nis, das im Mar­ty­ri­um gip­felt, ist eine Quel­le der Inspi­ra­ti­on für die Erneue­rung unse­rer christ­li­chen Gemein­schaf­ten. Sie sind auf­ge­ru­fen, immer mis­sio­na­ri­scher zu wer­den, ganz aus­ge­rich­tet auf die Evan­ge­li­sie­rung, ent­schlos­sen, die Män­ner und Frau­en in den exi­sten­zi­el­len und geo­gra­phi­schen Rand­ge­bie­ten zu errei­chen, wo am mei­sten Durst nach Hoff­nung und Ret­tung herrscht. Gemein­schaf­ten, die nicht der welt­li­chen Logik fol­gen, die nicht sich selbst, ihr eige­nes Erschei­nungs­bild in den Mit­tel­punkt stel­len, son­dern allein die Ehre Got­tes und das Wohl der Men­schen, beson­ders der Klei­nen und Armen.

Das Fest die­ses ersten Mär­ty­rers Ste­pha­nus ruft uns auf, aller Mär­ty­rer der Ver­gan­gen­heit und der Gegen­wart zu geden­ken – heu­te sind es sehr vie­le! –, uns in Gemein­schaft mit ihnen zu füh­len und sie um die Gna­de zu bit­ten, mit dem Namen Jesu in unse­ren Her­zen und auf unse­ren Lip­pen zu leben und zu ster­ben. Möge Maria, die Mut­ter des Erlö­sers, uns hel­fen, die­se Weih­nachts­zeit zu leben, indem wir unse­ren Blick auf Jesus rich­ten, um ihm jeden Tag ähn­li­cher zu werden.


Nach dem Angelusgebet

Lie­be Brü­der und Schwestern!

Ich tei­le den Schmerz, der die lie­ben Men­schen auf den Phil­ip­pi­nen durch den Tai­fun Phanfo­ne getrof­fen hat. Ich bete für die vie­len Opfer, die Ver­wun­de­ten und ihre Fami­li­en. Ich lade alle ein, mit mir das Ave Maria für die­ses Volk, das ich so sehr lie­be, zu beten. [Gegrüßt seist du, Maria…]

Ich grü­ße euch alle, die Pil­ger aus Ita­li­en und allen Län­dern. Möge die Freu­de der Weih­nacht, die auch heu­te unse­re Her­zen erfüllt, in allen den Wunsch wecken, Jesus in der Grot­te der Krip­pe zu betrach­ten, um ihm dann in unse­ren Brü­dern und Schwe­stern zu die­nen und ihn zu lie­ben, vor allem in den bedürftigsten.

In die­sen Tagen habe ich vie­le Bot­schaf­ten mit guten Wün­schen aus Rom und ande­ren Tei­len der Welt erhal­ten. Es ist mir nicht mög­lich, jedem zu ant­wor­ten, aber ich bete für jeden ein­zel­nen. Des­halb spre­che ich euch und allen heu­te mei­nen auf­rich­ti­gen Dank aus, beson­ders für das Geschenk des Gebets, das so vie­le von euch ver­spro­chen haben: Vie­len Dank.

Ein fro­hes Fest des hei­li­gen Ste­pha­nus! Bit­te betet wei­ter für mich. Geseg­ne­te Mahl­zeit und auf Wiedersehen!

Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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