Der Heilige Geist leitet den Weg der Verkünder des Evangeliums

Mittwochskatechese von Papst Franziskus


Generalaudienz
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Lie­be Brü­der und Schwe­stern,
guten Tag!

Anzei­ge

Wenn man die Apo­stel­ge­schich­te liest, dann sieht man, dass der Hei­li­ge Geist der Prot­ago­nist der Sen­dung der Kir­che ist: Er ist es, der den Weg der Ver­kün­di­ger des Evan­ge­li­ums lei­tet und ihnen den Weg zeigt, dem sie fol­gen sol­len. Das sehen wir deut­lich in dem Augen­blick, in dem der Apo­stel Pau­lus, nach­dem er in Tro­as ange­kom­men ist, eine Visi­on empfängt. 

Ein Maze­do­ni­er bit­tet ihn: »Komm her­über nach Maze­do­ni­en und hilf uns!« (Apg 16,9). Die Bevöl­ke­rung von Nord­ma­ze­do­ni­en ist stolz, sehr stolz dar­auf, Pau­lus geru­fen zu haben, damit Pau­lus ihnen Jesus Chri­stus ver­kün­di­ge. Ich erin­ne­re mich sehr gut an jenes schö­ne Volk, das mich mit gro­ßer Warm­her­zig­keit auf­ge­nom­men hat: Mögen sie die­sen Glau­ben bewah­ren, den Pau­lus ihnen ver­kün­digt hat! Der Apo­stel hat nicht gezö­gert: Er bricht nach Maze­do­ni­en auf, in der Gewiss­heit, dass Gott ihn gesandt hat, und kommt in Phil­ip­pi an, einer römi­schen »Kolo­nie« (Apg 16,12) an der Via Egna­tia, um das Evan­ge­li­um zu verkünden.

Pau­lus bleibt meh­re­re Tage dort. Drei Ereig­nis­se zeich­nen sei­nen Auf­ent­halt in Phil­ip­pi an die­sen drei Tagen aus. Drei wich­ti­ge Ereig­nis­se: 1) die Evan­ge­li­sie­rung und Tau­fe von Lydia und ihrer Fami­lie; 2) die Ver­haf­tung, die er zusam­men mit Silas erlei­det, nach­dem er an einer Magd, die von ihren Her­ren aus­ge­beu­tet wur­de, einen Exor­zis­mus vor­ge­nom­men hat­te; 3) die Bekeh­rung und Tau­fe sei­nes Gefäng­nis­wär­ters und des­sen Fami­lie. Betrach­ten wir die­se drei Epi­so­den im Leben des Paulus.

Die Kraft des Evan­ge­li­ums rich­tet sich zunächst auf die Frau­en von Phil­ip­pi, ins­be­son­de­re auf Lydia, eine Pur­pur­händ­le­rin aus der Stadt Thya­ti­ra, eine Got­tes­fürch­ti­ge, der der Herr das Herz öff­net, »sodass sie den Wor­ten des Pau­lus auf­merk­sam lausch­te« (Apg 16,14). Tat­säch­lich nimmt Lydia Chri­stus an, emp­fängt die Tau­fe zusam­men mit ihrer Fami­lie und nimmt jene auf, die zu Chri­stus gehö­ren, indem sie Pau­lus und Silas in ihrem Haus Gast­freund­schaft gewährt. Hier haben wir das Zeug­nis von der Ankunft des Chri­sten­tums in Euro­pa: den Beginn eines Pro­zes­ses der Inkul­tu­ra­ti­on, der bis heu­te fort­dau­ert. Es ist von Maze­do­ni­en aus her­ein­ge­kom­men. Nach der Warm­her­zig­keit, die sie im Haus der Lydia erfah­ren haben, müs­sen Pau­lus und Silas dann mit der Här­te des Gefäng­nis­ses zurecht­kom­men. Vom Trost der Bekeh­rung Lydi­as und ihrer Fami­lie kom­men sie in die Trost­lo­sig­keit des Gefäng­nis­ses, in das sie gewor­fen wer­den, weil sie »eine Magd, die einen Wahr­sa­ge­geist hat­te und mit der Wahr­sa­ge­rei ihren Her­ren gro­ßen Gewinn ein­brach­te« (Apg 16,16) im Namen Jesu befreit hat­ten. Ihre Her­ren ver­dien­ten viel, und die­se arme Magd tat das, was Wahr­sa­ge­rin­nen tun: Sie sag­te dir die Zukunft vor­aus, sie las dir die Hand – wie es in dem Lied heißt: »Pren­di que­sta mano, zin­ga­ra« [Nimm die­se Hand, Zigeu­ne­rin] –, und die Men­schen bezahl­ten dafür.

Auch heu­te, lie­be Brü­der und Schwe­stern, gibt es Men­schen, die dafür bezah­len. Ich erin­ne­re mich, dass in mei­ner Diö­ze­se in einem sehr gro­ßen Park über 60 klei­ne Tische stan­den, an denen Wahr­sa­ger und Wahr­sa­ge­rin­nen saßen, die dir die Hand lasen, und die Leu­te glaub­ten die­se Din­ge! Und sie bezahl­ten. Und das geschah auch zur Zeit des hei­li­gen Pau­lus. Als Ver­gel­tung zei­gen ihre Her­ren Pau­lus an und füh­ren die Apo­stel vor die ober­sten Beam­ten mit dem Vor­wurf der Stif­tung öffent­li­cher Unruhe.

Aber was geschieht? Pau­lus ist im Gefäng­nis, und wäh­rend der Gefan­gen­schaft pas­siert etwas Über­ra­schen­des. Er ist an einem trost­lo­sen Ort, aber statt zu kla­gen, erhe­ben Pau­lus und Silas Lob­lie­der zu Gott, und die­ser Lob­preis setzt eine Kraft frei, die sie befreit: Wäh­rend des Gebets erschüt­tert ein Erd­be­ben die Grund­mau­ern des Gefäng­nis­ses, öff­nen sich die Türen und fal­len allen die Ket­ten ab (vgl. Apg 16,25–26). Wie das Gebet am Pfingst­tag ruft auch die­ses Gebet im Gefäng­nis wun­der­ba­re Aus­wir­kun­gen her­vor. Der Gefäng­nis­wär­ter, der glaub­te, dass die Gefan­ge­nen geflo­hen sei­en, woll­te Selbst­mord bege­hen, denn die Gefäng­nis­wär­ter bezahl­ten mit dem eige­nen Leben, wenn ein Gefan­ge­ner floh. Pau­lus aber ruft laut: »Wir sind alle noch da« (Apg 16,27–28). Dar­auf­hin fragt jener: »Was muss ich tun, um geret­tet zu werden?

(V. 30). Die Ant­wort lau­tet: »Glau­be an Jesus, den Herrn, und du wirst geret­tet wer­den, du und dein Haus« (V. 31). An die­sem Punkt geschieht der Wan­del: Mit­ten in der Nacht hört der Gefäng­nis­wär­ter das Wort des Herrn zusam­men mit sei­nen Ange­hö­ri­gen, nimmt die Apo­stel auf, wäscht ihre Strie­men – denn sie waren geschla­gen wor­den – und emp­fängt zusam­men mit sei­nen Ange­hö­ri­gen die Tau­fe. Dann lässt er »mit sei­nem gan­zen Haus voll Freu­de, weil er zum Glau­ben an Gott gekom­men war« (V. 34), den Tisch decken und lädt Pau­lus und Silas ein, bei ihnen zu blei­ben: der Augen­blick des Tro­stes! Mit­ten in der Nacht die­ses namen­lo­sen Gefäng­nis­wär­ters erstrahlt das Licht Chri­sti und ver­treibt sie Fin­ster­nis: Die Ket­ten des Her­zens fal­len ab, und in ihm und sei­nen Ange­hö­ri­gen keimt eine nie zuvor emp­fun­de­ne Freu­de auf. So mis­sio­niert der Hei­li­ge Geist: Von Anfang an, von Pfing­sten an ist er der Prot­ago­nist der Mis­si­on. Und er bringt uns vor­an. Wir müs­sen der Beru­fung treu sein, zu der der Hei­li­ge Geist uns bewegt. Um das Evan­ge­li­um zu bringen.

Bit­ten auch wir heu­te den Hei­li­gen Geist um ein offe­nes Herz, das emp­fäng­lich ist für Gott und gast­freund­lich gegen­über den Brü­dern und Schwe­stern, wie das der Lydia. Und um einen muti­gen Glau­ben wie den des Pau­lus und des Silas und auch um eine Öff­nung des Her­zens wie beim Gefäng­nis­wär­ter, der sich vom Hei­li­gen Geist berüh­ren lässt.

* * *

Ein herz­li­ches Will­kom­men den Pil­gern deut­scher Spra­che, ins­be­son­de­re der Grup­pe aus der Pfar­rei Sankt Mar­tin Deg­gen­dorf in Beglei­tung von Weih­bi­schof Josef Graf. Bit­ten wir den Hei­li­gen Geist um ein offe­nes Herz, das emp­fäng­lich für Gott und gast­freund­lich gegen­über den Brü­dern und Schwe­stern ist. Bit­ten wir auch um einen muti­gen Glau­ben, der uns wirk­lich frei macht. 

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