(London) Boris Johnson ist als neuer Premierminister von Großbritannien in Downing Street 10 eingezogen. Sein „Abenteuer“ an der Regierungsspitze verlangt zunächst einen Blick auf seine Herkunft und das kulturelle Gepäck, das er mit sich herumträgt. Bemerkenswert ist dabei eine Personalentscheidung, die von ihm Ende Juli getroffen wurde.
So schillernd Boris Johnson auf Kontinentaleuropäer wirkt, so schillernd und zugleich atemberaubend ist seine Familiengeschichte. Fest steht soviel, daß er die Interessen seines Landes fest im Blick hat und dessen Souveränität nicht zugunsten globalistischer Träume aufgeben will.
Mit Johnsons Familie hätte auch Lessing seine Freude gehabt. Anhand ihr ließe sich die Ring-Parabel sogar als Familienereignis erzählen.
Die Eltern
Johnsons Vater Stanley Johnson, ein Anglikaner, studierte in Oxford und war für die Weltbank und die Europäische Kommission tätig. Von 1979–1984 war er für die Konservativen Abgeordneter zum Europäischen Parlament.
Johnsons Bruder Jo ist ebenfalls britischer Parlamentsabgeordneter der Konservativen und war zuvor in führender Position für die Financial Times tätig. In den vergangenen Jahren bekleidete verschiedene Ministerposten, so auch im Kabinett seines Bruders.
Johnsons Mutter Charlotte Fawcett, eine Katholikin, wurde in Oxford geboren und ist Kunstmalerin. Johnsons Eltern heirateten 1963. Die Kinder gehören der katholischen Kirche an wie die Mutter. Da Johnsons Vater damals an der Columbia University Wirtschaft studierte, wurde Boris 1964 in New York City geboren. Dadurch besaß er automatisch neben der britischen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, die er im Zug seiner politischen Karriere aber zurückgab. 1966 kehrte die Familie nach kurzem Aufenthalt in Oxford in die USA zurück, wo Stanley Johnson, eine Anstellung bei der Weltbank erhalten hatte. Ab 1968 befaßte er sich dort mit Fragen der Bevölkerungskontrolle. 1969 übersiedelte die Familie wieder nach England, wo der Vater an der London School of Economics seine Studien fortsetzte. Ab 1973 war er bei der Europäischen Kommission beschäftigt, was den Umzug der Familie nach Brüssel bedeutete, wo Boris Johnson fließend Französisch lernte. Im 40. Lebensjahr wurde der Mutter Parkinson diagnostiziert. Die Ehe ging Ende der 70er Jahre in Brüche. Johnsons Mutter kehrte nach England zurück, ebenso ihre Kinder. Boris besuchte ab 1977 das elitäre Eton College. Dort legte er seinen ersten Vornamen Alexander ab und ebenso den katholischen Glauben seiner Mutter. Er trat zur Anglikanischen Kirche über und entwickelte „the eccentric English persona“. In Eton fand er Anschluß zur Oberschicht und gewann aufgrund seiner guten Lateinkenntnisse mehrere Preise.
Die osmanische Linie
Johnsons Großvater, Wilfred Johnson (1909–1992), hieß eigentlich Osman Kemal. Er änderte seinen Namen und nahm den seiner Großmutter mütterlicherseits, Margaret Johnson, an. Wilfred war sein zweiter Vorname.
Osman Wilfreds Vater, Johnsons Urgroßvater, war Ali Kemal Bey (1867–1922), der letzte Innenminister des Osmanischen Reiches. Als Sohn eines türkischen Landadeligen und einer tscherkessischen Sklavin war er Muslim, allerdings von liberaler Gesinnung. Durch seine häufigen Aufenthalte in der Schweiz wurde er zum überzeugten Demokraten. Wegen seiner Überzeugungen mußte er unter Sultan Abdul Hamid II. ins Exil. In der Schweiz lernte er Winifred Brun kennen, die Tochter eines Schweizers und einer Engländerin, die er 1903 in England heiratete. Erst 1912 konnte er unter Sultan Mehmed V. endgültig nach Istanbul zurückkehren. Dort war er mit Unterbrechungen bereits ab 1908 als Journalist und Herausgeber liberaler Medien und Vertreter einer liberalen Partei aktiv geworden. Unter dem letzten Sultan, Mehmed VI., wurde er 1919 für einige Monate Bildungsminister und dann letzter Innenminister des Osmanischen Reiches. Als solcher ließ er Kemal Atatürk verhaften, dessen politische Bewegung er als Gefahr sah, und verurteilte den Völkermord an den Armeniern, Griechen, Chaldäern und anderen Christen. Am 4. November 1922 wurde er in Istanbul von Kemalisten entführt. In Izmir ließ ihn Nureddin Ibrahim Pascha, ein enger Weggefährte Atatürks, als „Verräter“ vom Mob grausam töten und seine Leiche an einem Eisenbahntunnel aufhängen. Kurz zuvor hatte Nureddin auf dieselbe Weise den griechisch-orthodoxen Metropoliten von Izmir, Chrysostomos Kalafatis, töten lassen.
Johnsons Urgroßmutter Winifred Brun, die Frau Ali Kemals, war bei der Geburt des zweiten Kindes, einer Tochter, gestorben. Ali Kemal heiratete 1912 ein zweites Mal, diesmal eine Türkin. Ein Sohn aus dieser zweiten Ehe, ein Großonkel von Johnson, erwirkte nach dem Tod Atatürks bei den Kemalisten die Möglichkeit zur Rückkehr aus dem Schweizer Exil in die Türkei und den Eintritt in den Diplomatischen Dienst. Er war von 1964–1972 Botschafter in Großbritannien. Seine Frau und sein Schwager wurden 1978 in Madrid von einem Attentäter ermordet, als er Botschafter in Spanien war.
Da das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg an der Seite der Mittelmächte kämpfte, aber Kemal Alis Kinder aus erster Ehe bei ihrer Großmutter Margaret Johnson in England aufwuchsen und keine Muslime waren, erfolgte die erwähnte Namensänderung. Aus demselben Grund hatte auch das britische Königshaus zur selben Zeit seinen Namen von Sachsen-Coburg und Gotha in Windsor geändert.
Die deutsche Linie
Wilfred Johnson heiratete Irene Williams (1907–1987), die Großmutter von Boris Johnson.
Deren Mutter war Marie Luise Freiin von Pfeffel, eine Enkelin von Prinz Paul von Württemberg (1785–1852), einem Sohn von König Friedrich I. von Württemberg (1754–1816) und Prinzessin Auguste Karoline von Braunschweig-Wolfenbüttel, Bruder von König Wilhelm I. von Württemberg und Großvater von Wilhelm II. (1848–1921), dem letzten König von Württemberg.
Über seine Großmutter ist Johnson nicht nur mit dem württembergischen Königshaus verwandt, sondern mit weiteren hochadeligen Familien Deutschlands.
Das Bündnis Württembergs mit Napoleon im Rheinbund hatte sein Urururgroßvater Prinz Paul abgelehnt. Deshalb kämpfte er zunächst als Offizier im Dienst Preußens und dann in den Befreiungskriegen als Generalleutnant im Dienst des russischen Zaren gegen die Franzosen.
Prinz Paul, der kurz vor seinem Tod zur katholischen Kirche konvertierte, hatte mit der Schauspielerin und Witwe Friederike Margarethe Voß geborene Porth eine Tochter, die 1805 geboren wurde. Als Karoline von Rottenburg heiratete sie 1836 den in Dresden geborenen, bayerischen Freiherren Karl Maximilian von Pfeffel und Kriegelstein (1811–1890), Johnsons Ururgroßvater.
Dessen Vater, Christian Hubert von Pfeffel, Johnsons Urururgroßvater, war bayerischer Gesandter in den Niederlanden, England, Sachsen und Frankreich gewesen. Dessen Vater Christian Friedrich wiederum 1726 in Colmar geboren, stand im diplomatischen Dienst Frankreichs und war ein berühmter Historiker und Experte für deutsche Reichsgeschichte. Sein Bruder Gottlieb Konrad war ein bekannter elsässischer Dichter. Ersterer verlor durch eine Intrige, letzterer durch die französische Revolution seinen Besitz im Elsaß. Johnsons direkter Vorfahre, Christian Friedrich, trat darauf in die Dienste seines Taufpaten, des Herzogs von Pfalz-Zweibrücken, der ihn als Statthalter nach München schickte.
Ursprünglich stammten die Pfeffel aus Mundingen in der Markgrafschaft Baden-Durlach. Von dort war der Vater von Christian Friedrich nach Colmar gezogen, wo er eine Bürgertochter heiratete und in der freien Reichsstadt das Amt des Stadtvorstehers erlangte.
Er war der Sohn eines lutherischen Pastors von Mundingen.
Johnsons Urururgroßmutter, Friederike Margarethe Porth verehelichte Voß (Vohs), wurde 1777 in Halberstadt geboren. Als Schauspielerin verkörperte sie Maria Stuart im gleichnamigen Drama von Friedrich Schiller bei dessen Uraufführung am 14. Juni 1800 am Weimarer Hoftheater. Ebenso war sie die erste Thekla in Schillers Wallenstein und spielte die Iphigenie in Goethes Iphigenie auf Tauris in der Neuinszenierung von 1802. Ab 1808 war sie Mitglied des Wiener Hoftheaters. Eine bis 2015 für Goethes Frau Christiane Vulpius gehaltene Kreidezeichnung von 1800 zeigt in Wirklichkeit Johnsons Urururgroßmutter. 1860 starb sie in Frankfurt am Main.
Über seinen Urururgroßvater Paul von Württemberg ist Johnson auch ein direkter Nachkomme eines englischen Königs. Die Mutter von Prinz Paul, Augusta von Braunschweig-Wolfenbüttel (1764–1788) war die Tochter von Karl Wilhelm Ferdinand, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel und von seiner Frau Prinzessin Augusta von Hannover (1737–1813), Enkelin von König Georg II. (1683–1760) von Großbritannien und Irland und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation aus dem Haus Hannover, Tochter von Friedrich Ludwig (1707–1751), Thronfolger und Herzog von Edinburgh, und Schwester von König Georg III. (1738–1820) von Großbritannien und Irland, Johnsons Urururgroßonkel.
Die französische Linie
Hubert, Johnsons Urgroßvater, der einzige Sohn von Karoline von Rottenburg und Karl Maximilian von Pfeffel, heiratete die Französin Helene Arnous de Riviere (1862–1951). Johnsons Urgroßmutter Helene war die Tochter von Jules Arnous de Riviere (1830–1905), einem der damals weltbesten Schachspieler. Er entstammte einer bürgerlichen Familie von Nantes.
Ihre Tochter, Marie Luise Freiin von Pfeffel, wurde 1882 in Paris geboren (gestorben 1944). Als Ehefrau von Stanley Williams aus Kent brachte sie 1909 in Versailles Boris Johnsons Großmutter Irene Williams zur Welt. Damit erklärt sich der vollständige Name des neuen britischen Premierministers, der Alexander Boris Johnson de Pfeffel lautet.
Die linksliberale Linie
Mütterlicherseits sind Johnsons Großeltern Sir James Fawcett und Frances Lowe, die als „linksliberale Intellektuelle“ beschrieben werden. James Fawcett (1913–1991), der in Oxford studierte und später dort auch lehrte, war ein bekannter Jurist und Rechtsanwalt, der von 1962–1984 Mitglied der Europäischen Kommission für Menschenrechte war, deren Aufgaben heute der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wahrnimmt.
Sein Vater, Johnsons Urgroßvater, Joseph Fawcett, war ein Kleriker der Anglikanischen Kirche.
James Fawcett heiratete 1937 Frances Beatrice Lowe, die Tochter von Elias Avery Lowe und Helen Tracy Lowe-Porter.
Die jüdische Linie
Johnsons Urgroßvater, Elias Avery Lowe (1879–1969), war 1879 in Litauen (damals Russisches Reich) geboren worden. Seine Eltern, Karl Loew und Sarah Regoler, deutschsprachige Juden, wanderten 1892 mit ihren Kindern in die USA aus. Zum Studium ging Elias 1903 ins Deutsche Reich, zunächst an die Universität Halle, dann an die Universität München, wo er 1908 mit der Arbeit „Die ältesten Kalendarien in Monte Cassino“ promovierte. Anschließend wurde er an der Universität Oxford Lektor, später Professor für Paläographie und Handschriftenkunde sowie Berater der Library of Congress in Washington. 1918 änderte Elias seinen Name Loew in Lowe.
Er war zwar der Sohn eines jüdischen Rabbi und mit den Juden zeitlebens solidarisch, lehnte es aber ab, die jüdische Religion seiner Vorfahren zu praktizieren. Als ihn eine Tochter kurz vor seinem Tod fragte, wie er es mit der Religion halte, antwortete er, wenn, dann möchte er katholisch sein. Er starb 1969 in Bad Nauheim in Hessen und wurde in Oxford begraben. Seinen Vornamen erhielt Boris Johnson zu Ehren seines „russischen“ Urgroßvaters.
Die US-amerikanische Linie
Seine Frau Helen Tracy Lowe-Porter (1876–1963), Johnsons Urgroßmutter, war US-Amerikanerin, Übersetzerin und Katholikin. Nachdem sie sich die Exklusivrechte gesichert hatte, übersetzte sie zahlreiche Werke von Thomas Mann, von Die Buddenbrooks, über Der Zauberberg und Joseph und seine Brüder bis Doktor Faustus und viele andere mehr, erstmals ins Englische.
Ihre Tante, Johnsons Urgroßtante, Charlotte Endymion Porter (1857–1942), war eine amerikanische Dichterin, Übersetzerin und Literaturkritikerin. Als Mitgründerin und Herausgeberin des Literaturmagazins Poet Lore half sie mit, europäische Autoren wie Henrik Ibsen, August Strindberg, Gabriele d’Annunzio, Gerhart Hauptmann, Arthur Schnitzler u.a.m. in den USA bekanntzumachen. Zudem brachte sie eine Gesamtausgabe von William Shakespeares Werken heraus.
Ein „one-man melting pot“
Soweit ein Abriß einer noch weit umfangreicheren Familiengeschichte, die sich zwischen der Türkei, der Schweiz, Deutschland, Frankreich, England, Litauen/Rußland und den USA abspielte und christliche, jüdische und muslimische Komponenten, aber auch anglikanische, protestantische und katholische aufweist. Zu den direkten Vorfahren zählen ein anglikanischer Kleriker, ein lutherischer Pastor, ein jüdischer Rabbi und ein muslimischer Hafiz.
Bei Johnson, der wie ein Engländer aus dem Bilderbuch aussieht, würde man eine solche Verwicklung auf den ersten Blick nicht vermuten. Das Judentum wurde nicht mehr praktiziert, und der muslimische Ururgroßvater war zwar ein Hafiz, der den Koran auswendig rezitieren konnte, doch sein Sohn war nicht mehr wirklich daran interessiert. Dessen Sohn in England sah ihn ab dem dritten Lebensjahr, als seine Mutter starb, kaum mehr. Als Ali Kemal in Izmir auf barbarische Weise getötet wurde, war Wilfred Johnson alias Osman Kemal 13 Jahre alt und bereits perfekter Engländer.
Durch die Familie gehört Boris Johnson zur oberen Mittelschicht. Den Zugang zur Oberschicht, soweit möglich, verschaffte er sich selbst. Seine Familiengeschichte liest sich wie das Bilderbuch des globalistischen Ideals. Im Widerspruch dazu ist Johnson, der seinen Stammbaum als „one-man melting pot“ bezeichnete, nicht bereit, die staatliche Souveränität Großbritanniens aufzugeben. Durch den linksliberalen Einfluß seiner Großeltern Fawcett, so Beobachter, habe er zugleich eine „Abneigung gegen jede Form von Rassendiskriminierung“. Seinem 33köpfigen Kabinett gehören drei Minister indischer sowie je einer pakistanischer, sierra-leonischer und ghanaischer Abstammung an.
Der Katholik
Boris Johnson machte am 24. Juli Jacob Rees-Mogg zum Leader of the House of Commons. Als solcher nimmt Rees-Mogg an den Kabinettssitzungen teil, vertritt den Premierminister bei offiziellen Terminen und ist das entscheidende Bindeglied zwischen Regierung und Parlament. Zugleich wurde Rees-Mogg zum Lord President of the Council, das ihn neben dem Lordkanzler zu einem der Großen Staatsbeamten macht. Obwohl es sich dabei vor allem um ein protokollarisches Amt handelt, werden damit traditionell sehr einflußreiche Politiker beauftragt. Mit Johnsons Aufstieg zum konservativen Parteivorsitzenden und Premierminister ist auch Rees-Mogg aufgestiegen, der bereits zuvor zu den einflußreichsten Unterhausabgeordneten der Torys gehörte.
Jacob Rees-Mogg ist der Sohn von William Rees-Mogg, dem langjährigen Chefredakteur der Times. Der Vater gehört von 1988 bis zu seinem Tod 2012 dem britischen Oberhaus angehört. 1988 war er zugleich als Baron Rees-Mogg ad personam geadelt worden. Er hatte seine journalistische Karriere bei der Financial Times begonnen. Vater und Sohn waren während ihres Studiums in der Studentenorganisation der Konservativen Partei in Oxford aktiv. Der Vater ist Autor zahlreicher Investment-Ratgeber, darunter vor allem The Sovereign Individual: The Coming Economic Revolution: how to Survive and Prosper in it, und saß in zahlreichen Aufsichtsräten und Vorständen von Finanzunternehmen. Auch sein Sohn, der wie Johnson in Oxford Geschichte studierte, erwarb sich als Investmentberater ein privates Vermögen, das auf 100 Millionen Pfund geschätzt wird, das ihm auch in der Politik seine Unabhängigkeit sichert. Mit Johnson verbindet ihn nicht nur das Geschichtsstudium und die Universität Oxford, sondern zuvor bereits die Ausbildung am Eton College und die Mitgliedschaft in der Oxforder Conservative Union.
Durch die Großmutter, eine irische Katholikin, wurde die Familie katholisch. Jacob Rees-Mogg, Vater von sechs Kindern, ist bekennender, traditionsverbundener Katholik. Er besucht die Heilige Messe im überlieferten Ritus und betet („soweit es irgend möglich ist“) täglich den Rosenkranz. In Großbritannien seit 500 Jahren keine Selbstverständlichkeit, schon gar nicht in einer Zeit, in der die Anglikanische Kirche ihre Kathedralen in Golfplätze und Kinderspielplätze umwandelt.
Text: Andreas Becker
Bild: Corrispondenza Romana/Wikicommons/Catholic Universe (Screenshots)
Der Tag hat gut angefangen. Endlich mal wieder ein Photo einer richtigen katholischen Familie. Man schon daran gezweifelt dass es sowas noch gab.
Der Artikel belegt einmal mehr eine weltanschauliche Nähe zwischen tradtioneller, katholischer Tradition und EU-Skeptikern, wenngleich die Schnittmengen im Einzelnen erheblich variieren. So sollte man vielleicht auch von der vorgenommenen Ernennung von Jacob Rees-Mogg zum Leader of the House of Common nicht vorschnell viel erwarten. Besorgniserregend bleibt hingegen, dass die maßgeblichen katholischen Kreise, allen voran Papst Franziskus, an der EU in ihrer aktuellen Beschaffenheit und einer Fortsetzung der Einwanderungspolitik festhalten wollen. Sie sehen es nicht oder wollen es nicht sehen, dass in der EU letztlich die Interessen des Finanzkapitalismus dominieren, der in allen Mitgliedsstaaten möglichst gleichförmige, säkulare und multikulturelle Verhältnisse, ergo den geschmeidigen, oberflächlichen Konsumbürger, herbeiführen muss, weil alles andere nach dessen Verständnis sperrige, überkommene Hindernisse sind. Diese subtile, seinswidrige Mischung aus Turbo-Kapitalismus und Sozialismus kann nicht mit dem katholischen Glauben vereinbar sein