(Rom) Wer im derzeitigen Pontifikat im Rennen bleiben will, muß am Ball bleiben. Darum bemüht sich auch die neue Gemeinschaft Comunione e liberazione (CL). Besonders erfolgreich ist sie damit allerdings nicht. Ihre Aushängeschilder, Kardinal Angelo Scola, und Erzbischof Luigi Negri, wurden von Papst Franziskus bei der ersten sich bietenden Gelegenheit emeritiert. Schwerwiegender ist die geistige Verflachung, von der die Bewegung erfaßt wurde. Ihr bekanntes Sommermeeting in Rimini erinnert „immer weniger an Don Giussani und immer mehr an die UNO-Agenda“, so der Schweizer Journalist Giuseppe Rusconi.
Don Luigi Giussani (1922–2005) war der Gründer der 1954 entstandenen kirchlichen Bewegung Gemeinschaft und Befreiung. Sie verfügt auch im deutschen Sprachraum über Ableger. Seit Giussanis Tod leitet der spanische Priester Julian Carron die Gemeinschaft. Schwung und Kampfgeist scheinen spätestens seit dem Tod Don Giussanis aber verlorenzugehen. CL bezahlt einen hohen Preis unter dem derzeitigen Pontifikat.
Das 40. Meeting in Rimini wird vom 18.–24. August stattfinden. Kritisch äußert sich der Schweizer Journalist Giuseppe Rusconi über das diesjährige Programm, das ganz „im Zeichen der UNO-Agenda 2030 steht“.
Das Programm sei „horizontal“ mit nur „wenigen vertikalen Spuren, außer man will die Veranstaltung vom 24. August über ‚50 Jahre Mondlandung‘ dazuzählen“.
Die nicht verhandelbaren Werte wie Lebensrecht und Familie sind 2019 kaum noch auffindbar.
Seine Eindrücke von der Pressekonferenz zur Vorstellung des Programms 2019 faßt Rusconi wie folgt zusammen:
„Wenn er physisch zurückkehren könnte, würde Don Giussani ‚sein‘ Meeting in Rimini noch wiedererkennen, oder würde er es mit einer der zahlreichen Veranstaltungen des gewünschten Einheitsdenkens jener verwechseln, die eine Menschheit von Individuen mit einem schwachem Denken wollen, die leicht manipulierbar ist?“
Die Pressekonferenz am Sitz der Auslandspresse in Rom war in Wirklichkeit, ganz im Trend der Zeit, eine reine Präsentation. Fragen waren nicht erwünscht. Dafür saßen befreundete Claqueure und Sponsoren im Publikum und sorgten für die gewünschte Stimmung. Pressekonferenzen sahen schon einmal anders aus.
Zu Wort meldeten sich Ex-Ministerpräsident Enrico Letta von den Linksdemokraten, Enrico Giovannini als Sprecher einer Italienischen Allianz für nachhaltige Entwicklung, die Meeting-Vorsitzende Emilia Guernieri und Erzbischof Matteo Maria Zuppi von Bologna, der der Gemeinschaft von Sant’Egidio angehört, die dem derzeitigen Pontifikat noch deuticher und erfolgreicher näher steht als CL. Ein Vertreter von Sant’Egidio wurde soeben zum neuen Vatikansprecher ernannt. Auch der ebenso umtriebige wie umstrittene Kurienerzbischof Vincenzo Paglia gehört dieser Gruppe an.
Am Podium saß zudem Italiens Botschafter beim Heiligen Stuhl, Pietro Sebastiani, und der neue Sprecher der Italienischen Bischofskonferenz, Ivan Maffeis, sowie der neue Chefredakteur des Osservatore Romano, Andrea Monda, der ehemalige Minister und CL-Vertreter Maurizio Lupi sowie der unentbehrliche Gianni Letta, Onkel des erwähnten Enrico Letta, und alter Freund von Silvio Berlusconi.
Summa summarum macht sich das Meeting von Rimini auf diesem Weg schrittweise selbst überflüssig. Was alle sagen und bieten, ist für gläubige Katholiken uninteressant. Dafür hat Don Giussani seine Gemeinschaft sicher nicht gegründet.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL