Nach 110 Jahren: Erste Eucharistische Prozession in England


Adoremus Eucharistische Prozession 2018 Liverpool
Adoremus - 110 nach dem Verbot wird in England erstmals wieder eine Eucharistische Prozession stattfinden.

(Lon­don) Erst­mals seit 110 Jah­ren fin­det in Eng­land wie­der eine öffent­li­che Pro­zes­si­on mit dem Aller­hei­lig­sten statt. Seit 1908 war es den Katho­li­ken von Eng­land und Wales ver­bo­ten, in der Öffent­lich­keit eine Eucha­ri­sti­sche Pro­zes­si­on abzuhalten.

Anzei­ge

Die bri­ti­sche Regie­rung sorg­te sich 1908 um die öffent­li­che Ord­nung. Unru­hen sei­en zu befürch­ten, hieß es. In Wirk­lich­keit wur­de eine Reka­tho­li­sie­rung des Lan­des befürchtet.

König Eduard VII.
König Edu­ard VII.

Damals regier­ten im Ver­ei­nig­ten König­reich die Libe­ra­len. Pre­mier­mi­ni­ster war Her­bert Asquith. Grund des Ansto­ßes war, daß König Edu­ard VII. (1901–1910) an einer Hei­li­gen Mes­se teil­ge­nom­men hat­te, einem Requi­em für König Karl I. von Por­tu­gal, der von einem Repu­bli­ka­ner ermor­det wor­den war. Karl I. war ein Ver­wand­ter Edu­ards. Bei­de ent­stamm­ten dem deut­schen Adels­ge­schlecht Sach­sen-Coburg und Gotha. Die­se Teil­nah­me durch den König, dem man bereits eine katho­li­sche Nei­gung nach­sag­te, wur­de als öffent­li­che Bekun­dung zugun­sten der Katho­li­zi­tät ange­se­hen und trieb angli­ka­ni­sche und pro­te­stan­ti­sche Krei­se auf die Bar­ri­ka­den. Radi­ka­le angli­ka­ni­sche Grup­pen behaup­te­ten, der König habe sei­nen Krö­nungs­eid ver­letzt, der Ver­tei­di­ger des (angli­ka­ni­schen) Glau­bens zu sein. Zudem erlaub­te Innen­mi­ni­ster Her­bert Glad­stone den Katho­li­ken, ange­führt von Kar­di­nal Van­nu­tel­li, eine Eucha­ri­sti­sche Pro­zes­si­on auf den Stra­ßen Lon­dons abzu­hal­ten. Die Stim­mung war so auf­ge­la­den, daß Asquith das ein­zi­ge katho­li­sche Regie­rungs­mit­glied, Lord Ripon, ent­las­sen mußte.

Als Papst Bene­dikt XVI. Schott­land und Eng­land besuch­te, berich­te­ten im Vor­feld eini­ge Zei­tun­gen, daß König Edu­ard VII., ein Sohn von Köni­gin Vic­to­ria und erster König des Ver­ei­nig­ten König­rei­ches Groß­bri­tan­ni­en und Irland aus dem Haus Sach­sen-Coburg und Gotha (heu­te Wind­sor genannt), wie vor ihm bereits König Karl II. (1685–1689), auf dem Ster­be­bett zur katho­li­schen Kir­che kon­ver­tiert sei.

1908 ver­bot die libe­ra­le Regie­rung jeden­falls als Reak­ti­on auf die Teil­nah­me des Königs am Requi­em für sei­nen ermor­de­ten Vet­ter die Durch­füh­rung Eucha­ri­sti­scher Pro­zes­sio­nen. Den Katho­li­ken soll­te damit die öffent­li­che Sicht­bar­keit ent­zo­gen wer­den. Die reli­giö­se Frei­heit, die Eng­lands Katho­li­ken nach fast 300 Jah­re der Unter­drückung erst 1829 zurück­er­langt hat­ten, wur­de damit wie­der eingeschränkt.

110 Jah­re muß­ten ver­ge­hen, bis erst­mals wie­der eine Eucha­ri­sti­sche Pro­zes­si­on auf eng­li­schem Boden mög­lich wird. Anlaß ist der Eucha­ri­sti­sche Kon­greß „Ado­r­e­mus“, der vom 7.–9. Sep­tem­ber in Liver­pool statt­fin­den wird.

Ado­r­e­mus ist eine Initia­ti­ve der Katho­li­schen Bischofs­kon­fe­renz von Eng­land und Wales zur För­de­rung der Ver­eh­rung des Altar­sa­kra­men­tes. Der Vor­sit­zen­de von Ado­r­e­mus, Weih­bi­schof Robert Byr­ne von Bir­ming­ham, sagte:

„Heu­te leben wir in ganz ande­ren Zei­ten. Die katho­li­sche Kir­che ist Teil der eng­li­schen Gesell­schaft. Ihre Ver­brei­tung ist weit umfang­rei­cher als noch vor hun­dert Jah­ren und wird nicht mehr als frem­de Bedro­hung wahrgenommen.“

Msgr. Byr­ne weiter:

„Nach den schwie­ri­gen Jah­ren der Miß­brauchs­skan­da­le kön­nen wir end­lich eine posi­ti­ve Bot­schaft senden.“

Eucharistischer Kongreß Adoremus
Eucha­ri­sti­scher Kon­greß Adoremus

Die Anfüh­rer aller christ­li­chen Kon­fes­sio­nen von Liver­pool, auch der angli­ka­ni­sche Bischof, wur­den ein­ge­la­den, an der Pro­zes­si­on teil­zu­neh­men, die den Eucha­ri­sti­schen Kon­greß abschlie­ßen wird. Es gebe bereits etli­che Zusa­gen, so der Weihbischof.

Der Eucha­ri­sti­sche Kon­greß dient der Ver­tie­fung des eucha­ri­sti­schen Ver­ständ­nis­ses. Am Sym­po­si­um am 7. Sep­tem­ber wer­den mehr als 2000 Teil­neh­mer kom­men, vor allem Leh­rer und Kate­che­ten, Prie­ster, Ordens­leu­te und Lai­en. Am 8. Sep­tem­ber wer­den bis zu 10.000 Men­schen zur Mes­se und den Anspra­chen erwar­tet. Am Sonn­tag, dem 9. Sep­tem­ber wird der Kon­greß sei­nen Höhe­punkt mit einer Mes­se und der Pro­zes­si­on erleben.

Wäh­rend des Kon­gres­ses wer­de es „viel Raum für die eucha­ri­sti­sche Anbe­tung“ geben, die „in jedem Augen­blick mög­lich sein wird“, so der Weihbischof.

Er sieht als größ­te Her­aus­for­de­rung für die Kir­che von Eng­land und Wales die Evan­ge­li­sie­rung. Der Kon­greß Ado­r­e­mus ver­su­che dar­auf zu antworten.

„Wir leben in einer immer stär­ker säku­la­ri­sier­ten Welt, beson­ders in Groß­bri­tan­ni­en, wo man Gott inzwi­schen ver­ges­sen hat. Hin­ter einem libe­ra­len und tole­ran­ten Pro­gramm ver­steckt sich eine zutiefst anti­re­li­giö­se Tages­ord­nung. Der Glau­be soll aus dem öffent­li­chen Raum ver­drängt und zu einer rein pri­va­ten Sache redu­ziert wer­den. Mit der Pro­zes­si­on for­dern wir das vor­herr­schen­de Den­ken unse­rer Zeit her­aus“, so Weih­bi­schof Byrne.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Adoremus

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

1 Kommentar

  1. Das ist sehr erfreu­lich. Ich bin mir ganz sicher ‚dass Papst Fran­zis­kus dage­gen nicht ein­schrei­ten wird. Da geschieht ja jetzt bestimmt nichts böses.

Kommentare sind deaktiviert.