(Rom) Am vergangenen Samstag ernannte Papst Franziskus den designierten Kardinal Giovanni Angelo Becciu zum neuen Präfekten der römischen Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsrozesse. Katholisches.info hatte die Beförderung bereits am 22. Mai in einem Bericht angekündigt.
Das vatikanische Presseamt gab die Personalie im Samstag-Bulletin bekannt. Msgr. Angelo Becciu war bisher Substitut des Kardinalstaatssekretärs im Rang eines Kurienerzbischofs. Am 21. Mai hatte Papst Franziskus die Kreierung neuer Kardinäle angekündigt. Die Kardinalserhebungen werden am Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus am kommenden 29. Juni stattfinden. Unter den Neuernannten befindet sich auch Kurienerzbischof Becciu. Dieser Umstand war Anlaß für Spekulationen, daß Becciu nicht länger am vatikanischen Staatssekretariat tätig sein werde, da es bisher nie zwei Kardinäle an der Spitze dieses Dikasteriums gab. Alle bisherigen Substitute machten aber Karriere und wurden in anderen Ämtern zu Kardinälen kreiert. Die Annahme lag nahe, daß Becciu an die Spitze eines eigenen Dikasteriums berufen würde. Als solches bot sich die Heiligsprechungskongregation an, da Kardinal Angelo Amato seinem 80. Geburtstag zustrebt.
Zwischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und seinem Substituten war es in der Vergangenheit zu wiederholten Unstimmigkeiten gekommen, daß Katholisches.info am vergangenen 23. Januar berichtete: „Sollte Becciu nicht gehen, wird Parolin gehen“. Nun erfolgte die Entflechtung durch Papst Franziskus, die durch die Doppelbeförderung zu einem deutlichen Gunsterweis für Msgr. Becciu wurde. Zugleich befreite Franziskus den Kardinalstaatssekretär, zu dem der Papst Franziskus ein ungetrübtes Verhältnis hat, von den Rivalitäten in seinem Dikasterium.
Im Bericht von Katholisches.info vom 22. Mai wurde in diesem Zusammenhang noch eine zweite Personalentscheidung in den Raum gestellt. Mit der Beförderung von Msgr. Becciu wird das Amt des Substituten am Staatssekretariat frei. Dafür wurde Msgr. Charles Scicluna, der Erzbischof von Malta genannt. Eine offizielle Bestätigung ist allerdings noch ausständig. Scicluna war bis 2012 an der Römischen Kurie tätig, ehe ihn Papst Benedikt XVI. als Weihbischof in seine Heimat zurückschickte. Papst Franziskus machte ihn dort zum Erzbischof und beauftragte ihn mit der heiklen Aufgabe, die Betroffenen und Zeugen im Fall Barros in Chile zu befragen und dem Papst Bericht zu erstatten. Franziskus soll mit der Arbeit Sciclunas sehr zufrieden gewesen sein. Der Fall Barros harrt jedoch noch einer Lösung. Da die chilenischen Bischöfe den Rücktritt des Bischofs von Osorno in Süd-Chile gefordert hatten, Papst Franziskus dies aber ablehnt, haben sie zu einem spektakulären Mittel gegriffen und den kollektiven Rücktritt angeboten, ohne offiziell einen solchen Zusammenhang herzustellen. Eine Entscheidung dazu durch den Papst ist noch ausständig.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: CTV (Screenshot)