(Islamabad) In Pakistan werden christliche Friedhöfe widerrechtlich von Muslimen besetzt und illegal an Baugesellschaften verkauft. Verfolgte Christen gehören in dem Land zum Alltag, wie das blutige Attentat vom vergangenen Sonntag zeigt.
Das unglaubliche Vorgehen ist seit Jahren bekannt. Dennoch kann es ungestraft fortgesetzt werden. Die Besetzung von Kirchengrund ist in einem fast zur Gänze islamischen Staat wie Pakistan nichts Neues. Allein im Erzbistum Lahore, das mehr als 400.000 Katholiken zählt, sind solche illegalen Friedhofsbesetzungen bekannt. Die Behörden schauen nicht selten weg oder spielen sogar mit.
Die Behörden schauen weg
2012 wurden sogar 8.000 Quadratmeter bebauter Fläche abgerissen. In den Gebäuden waren das Missionsinstitut Gosh y Aman, eine Kapelle,Werkstätten der diözesanen Caritas und andere Einrichtungen der katholischen Kirche untergebracht. Das Gelände wurde von den illegalen Besetzern weitergereicht und anderweitig verbaut. Die Unternehmen, die sich dort angesiedelt haben, sind zwar Pleite gegangen. Die Diözese erhielt jedoch bis heute weder den Grund zurück noch Schadenersatz.
Die Christen haben ein Komitee gebildet, daßs sich solchen, gegen die christliche Gemeinschaft gerichteten „Geschäftspraktiken“ entgegenstellt. Rund 100 Christen haben jüngst aus Protest für mehrere Stunden die Straße vor dem Presseclub von Lahore besetzt, um auf diese untragbare Situation hinzuweisen. Anlaß war die widerrechtliche Besetzung des christlichen Friedhofes von Gora Qabrastan.
In den vergangenen zwei Jahren hatte das Komitee mehrfach, aber erfolglos die Räumung von besetztem Gelände und Gebäuden der katholischen Gemeinschaft gefordert. Die Beschwerden an die zuständigen Behörden auf kommunaler und Bezirksebene blieben ungehört.
In der Vergangenheit wurden einige der widerrechtlich besetzten Gebäude und Grundstücke mit falschen Papieren an Muslime weiterverkauft. Sobald das geschehen war, bestand keine Aussicht mehr, die genannten Immobilien zurückzuerhalten.
Blutige Attentate
Die Christen in Pakistan haben aber noch ganz andere Probleme.
Am vergangenen Sonntag drangen vier bewaffnete Männer auf Motorrädern in das christliche Viertel Isa Nagri von Quetta ein. Als die Gläubigen am Ende des Sonntagsgottesdienstes die Kirche verließen, eröffneten sie das Feuer. Die Bilanz ist blutig. Zwei Christen wurden getötet, acht verletzt, drei davon schwer, darunter auch eine führenden Gestalt der christlichen Gemeinschaft von Quetta.
Die Nachricht von DawnNewsTV wurde vom örtlichen Polizeikommissar Abdur Razzaw Cheema bestätigt. Die Identität der Attentäter ist unbekannt.
Die beiden getöteten Christen sind Rashid Khalid and Azhar Iqbal.
Es war bereits das dritte Attentat in vier Monaten, das gegen die Christen von Quetta verübt wurde.
Der Innenminister von Belutschistan, Sarfaraz Bugti, verurteilte den Angriff und kündigte an, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
In der Region operieren eine ganze Reihe islamischer Terrorgruppen von den afghanischen Taliban über Al-Qaida bis zum Islamischen Staat (IS).
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana/AsiaNews/DNTv (Screenshot)