Wie der Petersdom gebaut wurde – Neuer Sammelband über die Dombauhütte von St. Peter

Alt St. Peter (schwarz) und Neu St. Peter (rot)
Alt St. Peter (schwarz) und Neu St. Peter (rot)

(Rom) Im Auf­trag der Dom­bau­hüt­te von Sankt Peter im Vati­kan, die vor 512 Jah­ren mit der Erbau­ung des Peters­do­mes begon­nen hat und seit­her des­sen Instand­hal­tung gewähr­lei­stet, ist ein Sam­mel­band erschie­nen, der die­se Tätig­keit vom 16.–19. Jahr­hun­dert dokumentiert.

Her­aus­ge­ge­ben wur­de er von den Ver­ant­wort­li­chen des Histo­ri­schen Archivs der Rever­en­da Fab­ri­ca Sanc­ti Petri, Ass­un­ta di San­te und Simo­na Tur­ri­zia­ni. Die ersten Arbei­ten setz­ten 1503 mit dem Abbruch der Kon­stan­ti­ni­schen Peters­kir­che (Alt St. Peter) ein, die 326 von Papst Sil­ve­ster I. geweiht wor­den war.

Dombauhütte St. Peter: der neue Sammelband über die Erbauung des Petersdomes
Dom­bau­hüt­te St. Peter: der neue Sam­mel­band über die Erbau­ung des Petersdomes

Der Sam­mel­band legt erste Ergeb­nis­se der wis­sen­schaft­li­chen Erfor­schung des vor weni­gen Jah­ren geöff­ne­ten Histo­ri­schen Archivs vor. Im Archiv sind Tau­sen­den von Plä­nen, Skiz­zen, Zeich­nun­gen, Auf­trä­gen, Ver­trä­gen, Abrech­nun­gen und Emp­fangs­be­stä­ti­gun­gen die dazu­ge­hö­ri­ge Kor­re­spon­denz ent­hal­ten, etwa zwi­schen Michel­an­ge­lo und der Römi­schen Kurie. Michel­an­ge­lo hat­te von 1547 bis zu sei­nem Tod 1564 die Bau­lei­tung inne. Ber­ni­ni hat­te die Bau­lei­tung seit 1629. Die Auf­ar­bei­tung die­ses unge­wöhn­lich rei­chen Archivs, des­sen Doku­men­te in 10.000 Bän­den zusam­men­ge­faßt sind, läßt das All­tags­le­ben der am Bau beschäf­tig­ten Bau­mei­ster und Künst­ler leben­dig werden.

Der Sam­mel­band ent­hält einen „wis­sen­schaft­li­chen Appa­rat erster Güte“, so der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster. Bemer­kens­wert ist unter ande­rem der umfang­rei­che Auf­satz über den Bei­trag von Frau­en, die bereits im 16. Jahr­hun­dert in ver­schie­den­ste Hand­wer­ken und zum Teil in Füh­rungs­po­si­tio­nen in der Bau­hüt­te tätig waren.

Der Band doku­men­tiert auch die Gehäl­ter, die zu den höch­sten Euro­pas zähl­ten. Eben­so die Feste, die jeweils zum Abschluß einer Bau­pha­se gefei­ert wur­den. Aber auch die Vor­sor­ge und Für­sor­ge bei Arbeits­un­fäl­le und Inva­li­di­tät. Rund um die Bau­hüt­te ent­stand ein bemer­kens­wer­tes Netz an wohl­tä­ti­gen Einrichtungen.

Die vor­ge­leg­ten Zah­len rela­ti­vie­ren die ver­brei­te­te Behaup­tung, für den Bau des Peters­do­mes sei Deutsch­land durch Abga­ben und den „Ablaß­han­del“ aus­ge­preßt und des­sen Volks­wirt­schaft geschä­digt wor­den. Der Bau­be­ginn für Neu St. Peter erfolg­te 1506, geweiht wur­de die neue Basi­li­ka erst 1624. Luthers Revo­lu­ti­on setzt 1517 ein und bedeu­te­te – kaum begon­nen –  auch schon das Ende des Ablaß­han­dels, der kurz dar­auf von der Kir­che ver­bo­ten und mit der Exkom­mu­ni­ka­ti­on belegt wurde.

Für Inter­es­sier­te, die des Ita­lie­ni­schen mäch­tig sind, stellt der Sam­mel­band eine Fund­gru­be dar.

Vor­sit­zen­der der Dom­bau­hüt­te ist seit 2005 Ange­lo Kar­di­nal Coma­stri, der zugleich Koad­ju­tor des Erz­prie­sters der Patri­ar­chal­ba­si­li­ka und Gene­ral­vi­kar der Vati­kan­stadt ist.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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