Ein Gastkommentar von Hubert Hecker
Bischof Heinz-Josef Algermissen hat als Präsident von pax christi Deutschland eine Erklärung zum 70. Jahrestag der Kapitulation Deutschlands abgegeben. Darin bezeichnet er den 8. Mai 1945 als „Tag der Erlösung.“ Synonym gebraucht er die Wendung „Befreiung Deutschlands von der NS-Schreckensherrschaft“. Der Kontext dieser einleitenden Worte erweitert die Befreiung auf die europäische Staaten und Völker, die unter der Nazi-Herrschaft gelitten hatten. Erwähnt werden besonders Polen und die Sowjetunion.
Die Charakterisierung des 8. Mais 1945 als Tag der Befreiung oder gar der Erlösung ist falsch, jedenfalls in dieser pauschalen Version:
- Die US-amerikanische Siegermacht hatte schon im April 1945 in einer Besatzungsdirektive festgelegt: „Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als ein besiegter Feindstaat.“
- Für die Völker und Staaten im Baltikum und Balkan sowie im Ostteil Deutschlands begann 1945 mit der stalinistischen Überwältigung ein Transformationsprozess in Richtung kommunistische Gewaltherrschaften. Dessen Beginn zum Kriegsende könnte man nur im zynischen Sinne eine Befreiung nennen.
- Für die deutsche Bevölkerung in den Provinzen östlich der Oder-Neiße-Linie bedeutete die Zeit vor und nach dem Kriegsende Flucht, Vertreibung und Zwangsdeportationen, auch für deutsche Volksgruppen aus der Tschecho-Slowakei und anderen Balkan-Staaten. Somit war für die etwa 12 Millionen deutschen Heimatvertriebenen der 8. Mai 1945 auch kein Tag der Befreiung.
- Ebensowenig bedeutete die deutsche Kapitulation für die insgesamt zwölf Millionen überlebenden deutschen Soldaten in Gefangenenlagern in Ost und West ein „Tag der Erlösung“.
Dagegen trifft der Terminus „Befreiung“ für die etwa 500.000 überlebende Lagerinsassen zu, die in dem Netz der 1.200 Haupt- und Nebenlager der nationalsozialistischen KZs bei Kriegsende noch festgehalten waren. Auch den Millionen ausländischen Zwangsarbeitern im damaligen Deutschen Reich wurden aus ihren bedrückenden Verhältnissen frei gelassen. Schließlich wurden zum Stichtag 8. Mai die letzten deutschen Kriegsgefangenenlager für alliierte Soldaten aufgelöst.
Die pauschale These vom 8. Mai als Befreiungstag ist für die deutsche Zivilbevölkerung ebenfalls zwiespältig zu sehen. Richard von Weizsäcker hatte in seiner Rede von 1985 behauptet, der 8. Mai 1945 habe „uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“. Auch in der Erklärung von Bischof Algermissen impliziert das Wort von der „Befreiung Deutschlands von der NS-Schreckensherrschaft“ diese Bedeutung.
Aber die vielfältige NS-Gewalt wurde nicht von einem abstrakten „System“ ausgeführt, sondern auf allen Staats- und Partei-Ebenen von Nazi-Tätern, die ihre Landsleute denunzierten, schikanierten, unterdrückten, ausplünderten, verurteilten, deportierten und ermordeten. Zu den nationalsozialistischen Tätergruppen sind die NS-Parteibuchinhaber (8 Mill.) zu zählen und auch die Mitglieder in den NS-Massenorganisationen (ca. 6 Mill.). Diese Zahl der aktiven Nazis entsprach in etwa der Wählerschaft der NSDAP bei den letzten freien Wahlen 1932. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt man bei der Auswertung der amerikanischen Fragebogenaktion 1946, nach der 27 Prozent der erwachsenen Deutschen als NS-belastet eingestuft wurden.
Das deutsche Volk war also unter der NS-Parteiherrschaft tief gespalten zwischen Täter- und Opfergruppen, auch wenn es dazwischen eine mehr oder weniger große Grauzone von „Mitläufern“ gab. Historische Analysen wie auch Zeitzeugenberichte – etwa die Tagebücher von Viktor Klemperer – sprechen aber dafür, dass die überwiegende Mehrheit der Deutschen dem NS-Gewaltsystem nicht zustimmte und erst recht „die an den Juden begangenen Verbrechen verabscheute“, wie Altkanzler Konrad Adenauer 1953 feststellte. Diese Millionen Deutsche waren den Unterdrückungen und Schikanen der Partei- und Staatsdiktatur der Nazis ausgeliefert. Insofern sind sie auch als Opfer des totalitären NS-Staats anzusehen, für die der 8. Mai tatsächlich die Befreiung vom nationalsozialistischen Joch bedeutete.
Unter der NS-Gewaltherrschaft hatten besonders die (praktizierenden) Katholiken zu leiden. Vor 1933 war ihr Anteil an den NSDAP-Wählern relativ gering gewesen und nach Hitlers Machtergreifung waren Katholiken in Partei und Massenorganisationen weit unterrepräsentiert. Auch die Kirche und insbesondere der Klerus fanden sich als Opfer der vielfältigen Schikane und Unterdrückung des heidnischen NS-Staates wieder. Etwa ein Drittel der katholischen Priester war im Laufe der NS-Herrschaft von Nazi-Behörden bedrückt und bedroht, verhört oder verhaftet worden. Für die meisten Katholiken und die Kirche war daher der 8. Mai ein Tag, der sie aus den Fesseln des nationalsozialistischen Unrechtsstaates befreite. Natürlich konnten auch viele evangelische Christen und Pfarrer den 8. Mai als einen Tag der Befreiung ansehen. Doch die Protestanten waren insgesamt deutlich weniger resistent gegenüber der nazistischen Ideologie. Daher spricht die EKD von einem „Riss zwischen Tätern und Opfern mitten durch die Kirche“.
Resümierend ist die pauschale Bezeichnung ‚Befreiung’ für das Weltkriegsende als eine ideologische Verbrämung der disparaten historischen Wirklichkeit zu sehen. Noch problematischer ist aber der (religiöse) Begriff Erlösung, den Bischof Algermissen in seiner Erklärung mehrmals synonym zu dem Wort Befreiung gebraucht: In der Schlagzeile über dem Text: „Tag der Erlösung“, als Überschrift zu dem Aufruf: „Tag der Erlösung mahnt eine neue Weltfriedensordnung an“ und schließlich im ersten Satz seines Schreibens: „Der 8. Mai 1945 war ein Tag der Erlösung.“
Das Wort ‚Erlösung’ hat in unserem christlich geprägten Kulturkreis eine überwiegend religiöse Bedeutung. Für uns Christen sagt der Begriff seit 2000 Jahren das Heilshandeln Gottes an der erbsündlichen Welt aus: In Jesus Christus hat Gott durch Kreuz und Auferstehung unsere Erlösung besiegelt. Er ist der (einzige) Erlöser, der der Menschheit Heil und Frieden bringt, den die Welt nicht geben kann.
Auf diesem theologischen Hintergrund muss es sehr verwundern, dass der Fuldaer Bischof mit dem Wort, das das singuläre Heilshandeln Gottes aussagt, auch die Taten säkularer Mächte benennt. Für nicht-religiöse Menschen mag ‚Erlösung’ so ähnlich klingen wie ‚Befreiung’. Aber wenn ein Bischof dieses Wort gebraucht, dann rückt jedenfalls die religiöse Bedeutung in den Vordergrund. Auffällig ist, dass diese religiöse Überhöhung der ‚Befreiung’ nach der mehrmaligen Erwähnung am Anfang in dem zweiseitigen Schreiben nicht mehr vorkommt. Bei einer Weiterführung des Erlösungsgedankens im Text wäre erst recht die Widersinnigkeit, ja Missbräuchlichkeit der religiösen Wortverkleidung für politische Strategien aufgefallen. Denn wenn der militärische Sieg über Hitlerdeutschland als ‚Erlösung’ hingestellt wird – müssten dann logischerweise nicht auch die alliierten Kriegsführer als Erlöser betrachtet werden? Doch bei dem Gedanken an den blutigen Massenmörder Stalin oder den Bomben-Schlächter Churchill stockt man, sie Befreier zu nennen – und erst recht als Erlöser zu überhöhen. Oder wenn der 8. Mai ein „Tag der Erlösung“ gewesen wäre, dann müsste gefragt werden: Leben wir seit 1945 in einer erlösten Weltordnung, in der nur noch die Hoffnung auf eine totale „Weltfriedensordnung“ aussteht?
Gerade in Abgrenzung zur nationalsozialistischen Herrschaft sollte man die Warnung ernstnehmen, sich vor religiöser Verbrämung von politischen Konstellationen zu hüten. Bekannt ist, dass Hitler sich „von der Vorsehung“ beauftragt sah, Deutschland und die Welt von angeblichen Knechtschaften der Juden, der westlichen Finanzoligarchie und der östlichen Kommunisten zu erlösen. Entsprechend stilisierten die Nazis ihren Führer zu einer messianischen Erlösergestalt hoch, während die gläubigen NS-Anhänger dem Führer ihr „Heil“ zuriefen. Übrigens kennen auch die linken Strömungen Europas seit den sakral-politischen Ritualen unter Robespierres Terrorherrschaft die religiöse Stilisierung von Personen und Aktionen.
Text: Herbert Hecker
Bild: Wikicommons/Pax Christi/scharf links (Screenshot)
Der Begriff „Erlösung“ hat zwar nicht durchweg eine religiöse Bedeutung in unserer Kultur, aber vielleicht kann man es anders sagen:
„Erlösung“ setzt voraus, dass es Leute gibt, die überhaupt nach ihr seufzen. Die schmachtende Märchenprinzessin sehnt sich nach Erlsöung aus dem verließ durch den Märchenprinzen. Fände sie das Verließ cool, wäre der Märchenprinz weder Befreier noch Erlöser, sondern Eroberer, Gewalttäter, ein übergriffiger Mann…
Daher ist die differenziertere Art des Aufsatzes oben, die Lage der einzelnen Bevölkerungsgruppen zu beleuchten, der einzig richtige Weg, überhaupt dem Thema näherzukommen.
Ich lese gerade – erstmalig nach einer kurzen Textlektüre in der 6. Klasse Gymnasium vor ca. Äonen – Ernst Jünger „In Stahlgewittern“, dieses in Verruf gekommene Kriegstagebuch aus dem 1. Weltkrieg. Wahrscheinlich bin ich erst jetzt in dem Reifestand, das zu lesen (hoffe ich..). Die Perspektive des Kriegers, die er notwendig einnehmen muss, um überhaupt weiterzumachen, eingzwängt in die Logik einer lange vorbereitenden Politik… das ist ein unsanftes Katapultiertwerden aus den albernen, bürgerlichen Spielchen, zu denen wir erzogen wurden.
Ja, wie war das für die Millionen Menschen damals am 8. Mai 1945? Ich habe erzählt bekommen, dass damals viele keineswegs erleichtert waren, sondern so tief in der Logik des 3. Reiches und des Krieges steckten, dass sie in Heulkrämpfe ausbrachen und in Depressionen versanken, als sie von Führers Tod hörten. Millionen Lebenslügen wurden vermutlich nachjustiert oder nie überwunden…
Befreiung?
Von was?
Vom Irrtum, von der Gewaltherrschaft, vom Krieg?
Ich weiß nicht.
Der Vater einer Bekannten kam in einem englischen Kriegsgefangenenlager danach fast um und blieb lebenslang so schwer geschädigt, dass er arbeitsunfähig blieb. Für diese Männer brach nach dem krieg die Hölle erst richtig los: sie fraßen harte Körner und starben daran, dass sie sie nicht verdauen konnten oder verdarben sich für immer Magen und Darm…
Für andere war der 8. Mai die Rettung. Für andere der Starschuss zur Diskriminierung und Vertreibung.
Ja, wir hätten gerne eine einfache Lesart der Dinge, und die Politik hat uns eine Art Lore-Roman unserer Vergangenheit geliefert, den wir als Pflicht- und Straflektüre tausendmal lesen müssen: es gibt die Guten und die Bösen, und die Guten sind auf jeden Fall mal vor allem die Sieger.
Toll.
„Erlöst“ fühlt sich der „humane Gutmensch“ von heute dann, wenn er seine ang. „Freiheit“ plakativ vor sich her führt. Freilich ist diese „Freiheit“ eine solche ( falsche) im Sinne der Loslösung von der Ewigen Wahrheit Jesus Christus und somit auch von der Lehre der Kirche. Der Kult des Todes wird mit Bezug auf diese falsche seelenverfinsternde „Freiheit“ gleichsam zelebriert.
Wahre Freiheit weiss sich in der Erlösung durch mit und in Jesus Christus geborgen; in der Erlösung von Sünde und Tod. Erlöste Seelen wissen um die Notwendigkeit der Mitarbeit an den Gnaden des Heiligen Geistes und bemühen sich im Streben nach Vollkommenheit voranzuschreiten. Die Erlösung ist denn auch ein Geheimnis des Glaubens.
Sehr schön hat der grosse anglikanische Konvertit
Gilbert Keith Chesterton (1874 – 1936)
die Geheimnisse des Glaubens versinnbildlicht:
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„Geheimnisse des Glaubens
sind wie die Sonne.
Hineinschauen kann man nicht,
aber in ihrem Licht sehen wir alles andere“
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Wie es der Schluß dieses Beitrags so treffend beim Namen nennt: jegliche pseudoreligiösen Überhöhungen im Politischen sind zu vermeiden, egal ob es von Nationalsozialisten, Kommunisten oder einem Heinz-Josef Algermissen kommt.
Die Bundesrepublik Deutschland hat in eindrucksvoller Weise sich als demokratisches Staatswesen entwickelt und das schließlich auch noch unter Einschluss der Bevölkerung der vormaligen DDR. Das sollte in den Focus der Betrachtungen gestellt werden.
Ein Hinweis noch: In Artikel 139 GG ist ausdrücklich von der Befreiung des deutschen Volkes die Rede.
Einige „Errungenschaften“ unserer Demokratie gegen das Naturrecht sehen so aus: Seit Mitte der 1970er Jahre die Straflosigkeit von Abtreibungen, wenn bestimmte Bedingungen eingehalten werden. Seit 2001 die Möglichkeit für Homosexuelle, eine staatliche „Ehe light“ mittels der Eingetragenen Lebenspartnerschaft eingehen zu können. Seit 1977 keine Feststellung der Schuld mehr bei der Scheidung staatlicher Ehen. Seit 1973 staatliche Legalität der Pornographie, sofern sie nur unter Volljährigen verbreitet wird. Eine Philosophenherrschaft, die das Naturrecht strikt beachtet, wäre allemal besser als das. Die Vorstellung, jeder Wahlberechtigte sei ein König unter lauter Königen, die sich als Kollektiv selbst regieren, ist irreführend.
Der Artikel 139 des Grundgesetzes zitiert die Sprachregelung der Alliierten. Er schuf die Grundlage dafür, die Maßgaben bundesdeutscher Justiz auszuhebeln, wenn die westlichen Siegermächte Maßnahmen der Entnazifizierung ausführten. Somit konnten auch nach dem 23. Mai 1949 Hinrichtungen auf westdeutschem Boden vorgenommen werden.
Die Kirche hat sich aber nie gegen die Demokratie gestellt! Weder Thomas v. Aquin tat das, noch später Leo XIII., noch gar Pius X.
Sie hat sich ausschließlich gegen zwei formale Dinge ausgesprochen:
a. das Prinzip der „Volkssouveränität“
b. die Trennung von Kirche und Staat oder besser gesagt: die Unterwerfung der Kirche unter den Staat (die allerdings zuvor jahrhundertelang bereits unter eitlen und machtsüchtigen Monarchen eingeübt und sukzessive durchgesetzt wurde – zunächst in diversen Inverstiturstreitereien, dann im Cuius-regio-eius-religio-Prinzip, in der Neuzeit dann ganz übel v.a. in Frankreich (Gallikanismus), und später in den moderneren Monarchien, nicht zuletzt dem deutschen Kaiserreich).
Wie wir vor ein paar Tagen diskutierten, gab es straffreie Abtreibung auch schon lange vorher, sogar noch durch Päpste gestützt – solange man an die mittelalterliche Sukzessivbeseelung glaubte.
Ich würde auf jeden Fall all diese Dinge nicht der „Demokratie“ anlasten!
Vieles ist eskaliert durch die technische Entwicklung und war auch vorher schon da!
Das Prinzip der Volkssouveränität gesteht eben nun allen das zu, was sich zuvor nur die Aristokratie leistete – und da herrschte zu weiten Teilen Sodom und Gomorrha – und nicht nur das.
Mätressenwirtschaft, praktizierte Homosexualität, auch Genderei in teilweise heftigem Ausmaß (alleine durch den Stadtgründer Karlsruhe z.B. praktiziert – im 18. Jh). Mord, Vergewaltigung und ungerechte Urteile waren an der Tagesordnung. Um von der irrwitzigen Verschwendungssucht vieler Fürsten ganz zu schweigen…
Nein – die Demokratiehasser sind irgendwie total verblendet gegenüber der Tatsache, dass all diese Auswüchse auch vorher waren – nur eben unter frommen Deckmantel und bei denen, die die Macht hatten. Nein – man schied sich nicht! Man betrog seine Frau, wieder und wieder und offen vor aller Augen. Mancher Fürst setzt hunderte von Kindern in die Welt!
Das teilweise so wüst und schlimm, dass man z.T. gar nicht aussprechen mag, was die Herren sich alles geleistet haben.… die Schamröte steigt einem beim bloßen Gedanken dran ins Gesicht.
Die Demokratie hätte sich niemals durchgesetzt, wenn nicht zuvor solche unmöglichen Zustände geherrscht hätten!
Denn das Volk ist normalerweise sentimental und findet es toll, unter einer aristokratischen Herrschaft zu sein… Bis heute verfolgen die Europäer sehnsüchtig das Innenleben ihrer alten Aristokratie und stoßen wie seit eh und je nur auf Dreck und Finsternis.
Und die wenigen Ausnahmen werden dann oft auch nach vielen Jahren entlarvt als doch keine Ausnahme.
Ein wirklich sehr guter Gastkommentar!
Nur als kleine Ergänzung: vermutlich stammt die Parole der Befreiung Deutschlands vom Hitllerfaschismus der Propaganda des Nationalkomitees Freies Deutschland, einer von in sowjetischer Kriegsgefangenschaft geratenen deutschen Offiziere gegründete Vereinigung, die im Sinne Stalins die deutschen Soldaten zur Kapitulation auffordern sollte, weil ihr „wahrer“ Feind nicht die SU, sondern Hitler sei: Stalin befreit euch! Der freie Westen dagegen führte Krieg gegen Deutschland- ihm war Hitler ein oder der deutsche Politiker, der das nur tat, was die Deutschen eigentlich immer schon nur tun wollten. Darum wurden in den USA auch Konzepte überlegt, wie nach dem militärischen Sieg über Deutschland, Deutschland endgültig besiegt werden kann, damit nie mehr aus Deutschland ein zweiter Hitler entwachsen könne. Erst in Folge des sich anbahnenden Konfliktes mit Stalin verzichtete der Westen auf eine endgültige Vernichtung Westdeutschlandes, weil man den sich neu gründenden westdeutschen Staat als Frontstaat gegen den Osten gut gebrauchen konnte. Darum setzte man das Programm der Reeducation ein, um die Deutschen zu Anhängern des Freien Westens umzuerziehen, die dann auch wieder bereit sind, gegen den Osten Krieg zu führen. Das war die Voraussetzung dafür, daß dann erst viel später quasi offiziell die deutsche Totalkapitulation zu einer Befreiung umgedeutet wurde, was die Totalidentifikation mit den USA und dem freien Westen voraussetzte. Um es mit Thomas Mann zu sagen, Deutsche, die keine Deutschen mehr sein wollen und so sich vom Deutschsein befreit sehen wollen (vgl: Thomas Mann, Betrachtungen eines Unpolitischen )
Uwe C. Lay Pro Theol Blogspot
Sehr richtig, der Begriff „Hitlerfaschismus“ ist sowjetische Propaganda, damit der Sozialismus der NSDAP aus dem Fokus rückt.
Bei der Reeducation der Westdeutschen durch die USA hat übrigens das verweltlichte Judentum über die Kulturmarxisten der „Frankfurter Schule“ eine unrühmliche Rolle gespielt. Diese Teile des Judentums beschränkten sich nicht darauf, das deutschen Volk mit den Verbrechen der NS-Diktatur zu konfrontieren, sondern konstruierten eine vermeintliche Neigung der Deutschen zum eliminatorischen Judenhaß, die nur überwunden werden könne, wenn die Deutschen den Kulturmarxismus zu ihrem Kult erheben. Dieser Kulturmarxismus wirkt bei vielen Landsleuten, die relativistische Multikulti-Toleranz-Phrasen als Wahrheit erachten und die katholische Lehre bekämpfen, bis heute übel nach.
Ist aber etwas sehr klitternd, diese Lesart der Geschichte – wo war denn eine „endgültige Vernichtung Westdeutschlands“ geplant?
Die perfide Idee, Deutschland in einen reinen Agrarstaat umzuwandeln mag man bösartig finden – aber von einer „endgültigen Vernichtung“ kann man da ja wohl kaum sprechen. Oder was genau meinen Sie damit?
Und die Meinung, die Reeducation habe nur drauf abgezielt, die Deutschen kriegswillig gegen den „Osten“ (wer genau war denn das? Meinen Sie damit die UddSSR? Wenn ja – warum sagen Sie es nicht?) zu machen, finde ich an den Haaren herbeigezogen:
Das Land, dessen eine Hälfte Satellit des „Ostens“ war, war mit Sicherheit so nicht kriegswillig. Man hätte gegen das eigene Volk ziehen müssen! Außerdem waren die Leute schon seit 1917 gegen die Bolschwiken eingestellt. Und die widerliche Art, mit der der „Russe“ sich an der deutschen Zivilbevölkerung vergangen hatte am Ende des 2. WK, prägte dem Volk für viele Jahrzehnte eine tiefe Abneigung gegen die Sowjets ein. Das musste nicht noch extra reeducated werden. Vor allem in Deutschland waren andererseits viele Menschen gegenüber der Kommunisten-Hysterie reserviert – warum, das müsste geklärt werden.
Daneben liebten die Deutschen auf der kulturellen Ebene die Russen immer – wenn die Donkosaken kamen, gingen die Herzen auf. Man bewunderte nach wie vor die russischen Komponisten und las die russischen Romanciers, fieberte mit den russischen Eiskunstläufern und Balletttänzern. Kein Deutscher, der nicht mit sowjetischen GULAG-Opfern geweint hätte!
Ich habe einen großen Teil der Zeit, von der Sie sprechen, miterlebt – in Westdeutschland.
Man hatte Angst vor den Russen, rechnete mit kommunistischen Spitzeln und baute im eigenen Keller Bunker – vom Staat gefördert.
Die Idee, den „Osten“ anzugreifen, ja überhaupt der Gedanke an Krieg löste in jedem von uns geradezu Panik aus!
Das ist doch seit Jahrzehnten politisch irrelevant. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich eindrucksvoll als Demokratie etabliert und ist international gut positioniert (von einigen Staaten aus den dort gemachten Dingen abgesehen). Die Zeit von 1933–1945 ist Historie. Erinnerungsveranlassungen müssen auch auf dem Hintergrund des abnehmenden Bezugssubjekts gesehen werden, denn vielen Bewohnern fehlt auf Grund ihrer nichtdeutschen Abstammung der Zusammenhang.
Sehr guter Artikel.
Der Bischof hat sich wirklich im Wort vergriffen. Das ist schon ein großes Defizit an Information, wenn erin hoher Geistlicher da von „Erlösung“ schwadroniert. Der Begriff ist hier völlig deplaziert und auch unrichtig.
Für viele (im Westen Deutschlands) war der 8.Mai 1945 eine subjektive Befreiung, aber für so viele andere (von Ostpreußen bis zum Harz) hatte eine Diktatur die andere abgelöst, ganz abgesehen von den grausamen Vertreibungen aus den östlichen Provinzen wie aus dem Sudentenland und den Balkanstaaten.
Die Zerstörung Deutschlands war das Ziel der westlichen Freimaurer von Chruchill bis zu diesem Schwerkriegsverbrecher Roosevelt und anderen. Und das ist am 8. Mai insbesondere mitzubedenken. Es ging also den Siegermächten nicht um Befreiung, sondern um die Auslöschung Deutschlands- bis heute. Daran hat sich nichts geändert.
Und selbst in den drei westlichen Besatzungszonen gab es ungesühnte Verbrechen von Soldaten an Deutschen. Als Besatzungsmächte waren die USA, Großbritannien und Frankreich insgesamt weniger grausam als die Sowjetunion, aber die Sieger mit blütenweißer Weste waren sie definitiv nicht.
Kaum einer von zehn Katholiken weiß, was Erlösung ist, und dann kommt dieser Bischof und setzt der Verwirrung noch eins drauf.