Orden der Dürre und Orden der Blüte – Das „Instituto Verbo Encarnado“

Die ungebliebten "Freunde"


Links das Priesterseminar San Rafael des Instituto del Verbo Incarnado. Kardinal Bergoglio wollte es 2000 schließen. Auch der weibliche Ordenszweig blüht
Links das Priesterseminar San Rafael des Instituto del Verbo Incarnado. Kardinal Bergoglio wollte es 2000 schließen. Auch der weibliche Ordenszweig blüht

(Bue­nos Aires) Die einen haben kaum Beru­fun­gen, ande­re haben sie in Über­fluß. „Das wird schon sei­nen Grund haben“, schreibt dazu der spa­ni­sche Kir­chen­hi­sto­ri­ker und katho­li­sche Blog­ger Fran­cis­co de la Cigo­ña und berich­tet über das blü­hen­de Prie­ster­se­mi­nar San Rafa­el des Insti­tu­to del Ver­bo Encar­na­do (IVE) in Argentinien. 

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In Argen­ti­ni­en, dem Hei­mat­land von Papst Fran­zis­kus, ent­stand 1984 in San Rafa­el (Men­do­za) der katho­li­sche Orden Insti­tut des fleisch­ge­wor­de­nen Wor­tes. Eini­ge Jah­re spä­ter wur­de neben dem apo­sto­li­schen auch ein kon­tem­pla­ti­ver Zweig des Ordens errich­tet. 1988 folg­te mit den Die­nerin­nern des Herrn und der Jung­frau Maria von Mat­ará (SSVM) ein weib­li­cher Zweig, der sich eben­falls in einen apo­sto­li­schen und einen kon­tem­pla­ti­ven Zweig untergliedert.

Grün­der der blü­hen­den Ordens­fa­mi­lie war der argen­ti­ni­sche Prie­ster Car­los Miguel Bue­la. 2004 erfolg­te durch den Bischof von Vel­le­tri-Seg­ni in Ita­li­en die kano­ni­sche Errich­tung als Kon­gre­ga­ti­on bischöf­li­chen Rechts. In Seg­ni befin­det sich auch das Gene­ra­lat der Ordens­fa­mi­lie, zu der neben dem männ­li­chen und dem weib­li­chen Zweig auch ein Drit­ter Orden gehört. Die Ordens­an­ge­hö­ri­gen legen neben den drei Gelüb­den Armut, Keusch­heit und Gehor­sam noch ein vier­tes maria­ni­sches Gelüb­de ab.

Pfarrei in Berlin, kontemplatives Kloster in Luxemburg

Der Orden zählt heu­te fast tau­send Prie­ster und wirkt welt­weit mit 14 Ordens­pro­vin­zen in 40 Staa­ten und fast 80 Diö­ze­sen. In Euro­pa exi­stie­ren die Pro­vin­zen Ita­li­en (mit Mal­ta, Grie­chen­land und Alba­ni­en), Nie­der­lan­de und Ukrai­ne. In Deutsch­land betreut der Orden eine Pfar­rei in der Bun­des­haupt­stadt Ber­lin. In Luxem­burg gibt es ein Frau­en­klo­ster in Pep­pin­gen. Es ist eines der zehn kon­tem­pla­ti­ven Frau­en­klö­ster des Ordens.

Der Orden ist zur Betreu­ung der ver­folg­ten Chri­sten und Evan­ge­li­sie­rung in einer Rei­he von Staa­ten des Nahen Ostens und Nord­afri­kas tätig, dar­un­ter Syri­en und Irak, Jor­da­ni­en, Isra­el und Palä­sti­na, Ägyp­ten und Tunesien.

Ordensleitung und Spritualität

escudoiveargGene­ral­obe­rer ist seit 2010 der Argen­ti­ni­er Pater Car­los Wal­ker. 1959 in Bue­nos Aires gebo­ren, wur­de er 1983 zum Prie­ster geweiht. Nach ver­schie­de­nen seel­sorg­li­chen Tätig­kei­ten in Argen­ti­ni­en und den USA trat er in den Orden ein. Von 1993–2001 war er Pro­vin­zi­al in Argen­ti­ni­en, 2001–2010 Gene­ral­vi­kar. In die­ser Zeit pro­mo­vier­te er am Angelicum in Rom.

In Bue­nos Aires wur­de 1941 auch der Ordens­grün­der Car­los Miguel Bue­la gebo­ren, 1971 zum Prie­ster geweiht. Der maria­nisch gepräg­te Prie­ster lehr­te Dog­ma­tik an ver­schie­de­nen katho­li­schen Hoch­schu­len Argen­ti­ni­ens. Die Grün­dung der Ordens­fa­mi­lie erfolg­te am 25. März 1984. An jenem Tag weih­te Papst Johan­nes Paul II. die Welt der Aller­se­lig­sten Jung­frau von Fati­ma. Pater Bue­la war von 1984–1994 und von 2001–2010 Generaloberer.

Die Spi­ri­tua­li­tät der Ordens­fa­mi­lie stellt die Mensch­wer­dung des Got­tes­soh­nes in den Mit­tel­punkt, den als Kind fleisch­ge­wor­de­nen Erlö­ser und Gott. Sie lehnt sich stark an die Spi­ri­tua­li­tät des Hei­li­gen Lud­wig Maria Gri­g­nion de Mont­fort an. Schwer­punk­te des Ordens sind die Anbe­tung Got­tes, die Ret­tung der See­len und die Wie­der­gut­ma­chung für die Ent­christ­li­chung der Kul­tur. Die geist­li­chen Exer­zi­ti­en rich­ten sich nach dem Vor­bild des Hei­li­gen Igna­ti­us von Loyo­la, die Volks­mis­sio­nen nach dem Hei­li­gen Alphons Maria von Liguo­ri aus.

Nicht nur Freunde

2000 unter­nahm der dama­li­ge Erz­bi­schof von Bue­nos Aires, Jor­ge Mario Berg­o­glio, den Ver­such, das Ordens­se­mi­nar von San Rafa­el zu schlie­ßen. Unter­stüt­zung fand er dafür beim dama­li­gen Apo­sto­li­schen Nun­ti­us für Argen­ti­ni­en, dem seit­her mit ihm befreun­de­ten heu­ti­gen Kar­di­nal San­tos Abril y Castel­ló. Die Schlie­ßung des ordens­ei­ge­nen Prie­ster­se­mi­nars von San Rafa­el gelang damals nicht.

Priester- und Diakonatsweihen am 6. Dezember 2014
Prie­ster- und Dia­ko­nats­wei­hen am 6. Dezem­ber 2014

Berg­o­glio und Abril wirk­ten jüngst erneut im Zusam­men­hang mit einem blü­hen­den Prie­ster­se­mi­nar zusam­men: Papst Fran­zis­kus sand­te den Kar­di­nal im ver­gan­ge­nen Som­mer als Apo­sto­li­schen Visi­ta­tor in die para­gu­ay­ische Diö­ze­se Ciu­dad del Este. Der Auf­trag lau­te­te, das dort unter Bischof Roge­l­io Livi­e­res zu außer­ge­wöhn­li­cher Blü­te gelang­te Prie­ster­se­mi­nar zu visi­tie­ren (sie­he Beru­fungs­boom durch Alte Mes­se – Papst Fran­zis­kus ord­net Visi­ta­ti­on an). Im Prie­ster­se­mi­nar der klei­nen Diö­ze­se (12 Pro­zent der Katho­li­ken Para­gu­ays) stu­die­ren mehr Semi­na­ri­sten als im Ein­heits­se­mi­nar aller ande­ren Diö­ze­sen Para­gu­ays zusammen.

Das Prie­ster­se­mi­nar wur­de zwar nicht geschlos­sen, doch die Prie­ster­wei­hen sus­pen­diert und Bischof Livi­e­res abge­setzt, weil er die „Har­mo­nie“ in der Bischofs­kon­fe­renz stö­re. Die Zukunft des Prie­ster­se­mi­nars, an dem die Semi­na­ri­sten in bei­den For­men des Römi­schen Ritus aus­ge­bil­det wur­den, steht seit­her in der Schwe­be. Es gibt Bestre­bun­gen, das Semi­nar wie­der in das para­gu­ay­ische Ein­heits­se­mi­nar in Asun­ci­on einzugliedern.

Das Insti­tu­to Ver­bo Encar­na­do wirkt auch in Para­gu­ay und dies wenig erstaun­lich in der Diö­ze­se Ciu­dad del Este.

Der ver­gan­ge­ne 6. Dezem­ber war ein Freu­den­tag für die Ordens­ge­mein­schaft. Diö­ze­san­bi­schof Edu­ar­do Tau­s­sig weih­te in der Kathe­dra­le von San Rafa­el sechs Neu­prie­ster des Ordens und eine gan­ze Rei­he von Semi­na­ri­sten zu Dia­ko­nen, die im Prie­ster­se­mi­nar von San Rafa­el aus­ge­bil­det wur­den. Wei­te­re ordens­ei­ge­ne Prie­ster­se­mi­na­re bestehen seit 1998 in Washing­ton DC (USA), seit 2001 als inter­na­tio­na­les Semi­nar in Seg­ni (Ita­li­en) und seit 2002 in Bra­si­li­en, Ecua­dor und Peru.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: IVE/​Accion Liturgica

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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3 Kommentare

  1. Ein Dorn in sei­nem Auge!
    Schon mal die Ärmel hoch­krem­peln – es bleibt noch tüch­tig Arbeit für Franziskus!

  2. Man wird wohl davon aus­ge­hen dür­fen, dass auch dort dem­nächst eine Visi­ta­ti­on statt­fin­det. Die­ser Papst wird nicht ruhen – und in die­sem Fall ist das nicht beru­hi­gend, son­dern bedrohlich.

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