„Ich war kein pädophiler Priester, sondern ein Pädophiler, der zum Priester geweiht wurde“


Pädophiler Priester
Interview mit wegen Pädophilie verurteiltem Ex-Priester: "Ich war kein pädophiler Priester, sondern ein Pädophiler, der zum Priester geweiht wurde".

(Paris) France 3 strahl­te das Inter­view mit einem ehe­ma­li­gen Prie­ster aus, der wegen sexu­el­len Miß­brauchs von Kin­dern von der Kir­che lai­siert wur­de. Sei­ne Aus­sa­gen sind erschreckend. Bemer­kens­wert ist jedoch sei­ne Aus­sa­ge, daß er nicht ein pädo­phi­ler Prie­ster war, son­dern ein Pädo­phi­ler, der zum Prie­ster geweiht wurde.

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„Ich war kein pädo­phi­ler Prie­ster, son­dern ein Pädo­phi­ler, der zum Prie­ster geweiht wur­de“, so die eben­so kla­re wie erschrecken­de Aus­sa­ge eines Man­nes, der Prie­ster war und wegen Pädo­phi­lie ver­ur­teilt wurde.

Der Mann skiz­ziert in dem Inter­view sei­nen Lebens­lauf. Sei­ne sexu­el­len „Impul­se“ sei­en sei­nen Obe­ren in der Kir­che bekannt gewe­sen, den­noch habe das sei­ner Kar­rie­re nicht gescha­det. Vor allem: Er wur­de den­noch zum Prie­ster geweiht. Ende der 70er Jah­re sei das nicht wirk­lich ein The­ma gewesen.

Bevor er geweiht wur­de, habe man ihm nur gesagt, „acht­zu­ge­ben“. Nie­mand habe ihn dar­auf hin­ge­wie­sen, „daß mei­ne Opfer dar­un­ter lei­den könnten“.

Der Mann erzählt, 1981 zum Prie­ster geweiht wor­den zu sein. Zu der Zeit sei­en eine „pädo­phi­len Impul­se“ bereits „bekannt“ gewe­sen. Den­noch wur­de er spä­ter an fran­zö­si­schen Gym­na­si­en und Uni­ver­si­tä­ten als Jugend­seel­sor­ger ein­ge­setzt. Sei­ne Vor­ge­setz­ten sei­en „eine Auto­ri­tät der Blind­heit und der Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit“ gewe­sen. Er habe damals, gibt der Mann zu, ver­schie­de­ne Min­der­jäh­ri­ge mißbraucht.

Die Kla­gen der Opfer hät­ten dazu geführt, daß er ver­setzt und Auf­ga­ben zuge­wie­sen wur­de, bei denen er kei­nen Kon­takt mehr mit Kin­dern haben soll­te. Er selbst habe dann, wie er ver­si­chert, sein miß­bräuch­li­ches Ver­hal­ten beendet.

2006 wur­de er von einem Gericht für schul­dig befun­den und zu 15 Mona­ten Haft ver­ur­teilt. Durch die Kon­takt­auf­nah­me mit den Opfern sei er sich schließ­lich „wirk­lich des Scha­dens bewußt gewor­den, den man dem Leben ande­rer zufü­gen kann“.

Neben mög­li­chen Schutz­be­haup­tun­gen fin­det sich in den Aus­sa­gen des Man­nes ein wich­ti­ger Hin­weis. In der öffent­li­chen Dis­kus­si­on wur­de wie­der­holt eine Ver­bin­dung zwi­schen Pädo­phi­lie und Prie­ster­tum oder zumin­dest dem Prie­ster­zö­li­bat her­ge­stellt. Es wur­de ver­sucht, das Miß­brauchs­the­ma für Angrif­fe gegen das Prie­ster­tum oder kir­chen­in­tern gegen den Prie­ster­zö­li­bat zu instrumentalisieren.

In die­sem Kon­text ist die Fest­stel­lung des von France 3 inter­view­ten ehe­ma­li­gen Prie­sters und ver­ur­teil­ten Pädo­phi­len inter­es­sant, der betont, kein „pädo­phi­ler Prie­ster“ gewe­sen zu sein, son­dern „ein Pädo­phi­ler, der zum Prie­ster geweiht wurde“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: France 3 (Screen­shot)

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4 Kommentare

  1. Man kommt nicht dar­an vor­bei festzustellen:
    ab den 70er Jah­ren wur­den sehr vie­le Män­ner geweiht, nicht obwohl, son­dern weil sie homo­phil und pädo­phil waren.
    Von der gewöhn­li­chen Welt abge­schot­te­te Klubs, in Posi­tio­nen und Ämtern mit Anse­hen, mit einem Anstrich von Serio­si­tät, spie­lend mit Reli­gi­on, Lit­ur­gie und Sakra­men­ten und jagend nach jun­ger fri­schen Beute.
    Alles tole­riert von Diö­ze­san- und Ordens­lei­tun­gen, mit mas­si­ver, teils kri­mi­nel­ler Ene­rie ver­tuscht und ver­klei­stert ali­as schä­big ent­schä­digt, und bis in unse­ren Tagen stüm­per­haft bekämpft und nicht eradiziert.
    Tota­le Ver­ir­rung und Feh­len von Empa­thie, Nega­ti­on und Aus­blen­dung- hoch­gra­di­ge Per­sön­lich­keits­stö­run­gen mit einem Hang zum Rezidivieren.
    Über Jahr­zehn­ten wur­de hier die Sakra­men­ta­li­tät zu Grun­de gerichtet.
    Die­ses per­ver­se Netz­werk sitzt jetzt noch immer, und lei­der in letz­ter Zeit noch mehr als frü­her, an die Schalt­he­bel der Kirche.

    • Hoch­ver­ehr­ter Adri­en Antoine,
      schon in den 60er Jah­ren begann die Umwer­tung von Pädo­phi­lie als Aus­druck nor­ma­ler Sexua­li­tät. In der Pro­test­be­we­gung der 68er Zeit wur­de die Pädo­phi­lie zum Kampf­mit­tel gegen bür­ger­li­che Moral. In den 70er Jah­ren ver­such­ten dann die Grün­der der GRÜNEN die­se Sicht­wei­se in Poli­tik und Gesell­schaft fest zu eta­blie­ren. Es ist doch gar nicht von der Hand zu wei­sen, dass gera­de die­se Zeit auch tief in die Katho­li­sche Kir­che hin­ein­ge­wirkt hat. Die mas­si­ven Ver­un­si­che­run­gen inner­halb der Kir­che nach dem Kon­zil, öff­ne­te Kräf­ten die Türen, die dann beson­ders inten­siv in der Prie­ster­aus­bil­dung aktiv wur­den. Ich habe es schon an ande­rer Stel­le aus­führ­lich geschil­dert, wie mir Mit­te der 80er Jah­re ein homo­se­xu­el­ler Theo­lo­gie­stu­dent von den Zustän­den am Frank­fur­ter Prie­ster­se­mi­nar St. Geor­gen erzähl­te und sich dar­über amü­sier­te, dass die Kir­che doch eine arge Dop­pel­mo­ral leh­re, sich dar­aus aber präch­ti­ge Sub­kul­tu­ren ent­wickeln lie­ßen. Gera­de unter dem Schutz des Zöli­ba­tes sei eine unbe­hel­lig­te Aus­wei­tung sol­cher Prak­ti­ken ein­fach. Es steht zu ver­mu­ten, dass in den 70er und 80er Jah­ren scha­ren­wei­se Pädo­phi­le zu Prie­stern geweiht wur­den. Und es steht auch zu ver­mu­ten, dass dies zumin­dest einem Teil der Bischö­fe nicht ver­bor­gen geblie­ben sein kann. Die Umwer­tun­gen der Sexu­al­mo­ral in der 68er Gene­ra­ti­on haben dann dazu geführt, dass das The­ma Pädo­phi­lie inso­fern tabui­siert wur­de, als man jede kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung als gene­rel­len Angriff auf Homo­se­xu­el­le aus­leg­te. Hier sorg­ten dann früh die Grü­nen dafür, dass die The­ma­tik sogar über straf­be­währ­te Sank­tio­nen gegen eine tie­fe­re gesell­schaft­li­che Aus­ein­an­der­set­zung geschützt blieb.

      • Es stimmt, was Sie schrei­ben, ver­ehr­ter Herr @Suarez.
        In den gen. Jah­ren wur­de ver­sucht, alle dies­be­züg­li­chen Wer­te in Fra­ge zu stel­len und umzuwerten.
        Lei­der hat das bis in die Kir­chen hin­ein gewirkt.
        Gera­de die dama­li­gen Gesell­schafts­ver­füh­rer leben wei­ter unbe­hel­ligt unter uns – z.T. sogar noch öffent­lich geachtet.

        Aber letzt­end­lich setzt sich doch die Wahr­heit durch: Die durch sexu­el­len Miss­brauch in der Kind­heit und Jugend her­vor­ge­ru­fe­nen Schä­den bei den Betrof­fe­nen las­sen sich heu­te nicht län­ger verheimlichen.

  2. Laut Defi­ni­ti­on bedeu­tet „Pädo­phi­lie“ Liebe/​Freundschaft zu Kin­dern (Knaben)und bezieht sich heut­zu­ta­ge in vie­len Fäl­len auf das „pri­mä­re sexu­el­le Inter­es­se“ (Wiki­pe­dia) an die­sen. Dabei fra­ge ich mich, wie­so sich, gera­de im geist­li­chen Bereich, aus einer Freund­schaft eine sex. Abhän­gig­keit ent­wickeln muss. In der Dis­kus­si­on zu die­sem The­ma erscheint dann oft der Begriff „Ver­an­la­gung“. Was hat das zu bedeu­ten? Sind die­se Men­schen dazu ver­an­lagt, sex. Miss­brauch zu bege­hen? Man kann mit ande­ren – hier vor­wie­gend männ­li­chen Geschlechts (!) – befreun­det sein. Wes­we­gen es dann aber in den genann­ten Fäl­len des­öf­te­ren zu sex. Kon­tak­ten kom­men muss, erschließt sich mir nicht. Not­falls ist der „Trieb“ dar­an schuld, der ja bekannt­lich den Men­schen (den Mann) steu­ert und ggf. beherrscht. Da hat man zumin­dest eine Aus­re­de, wobei ich mich fra­ge, wie­so die­ser „Trieb“ sich dann aus­schließ­lich auf min­der­jäh­ri­ge Kna­ben bezieht. Das Gleich­nis Jesu mit dem Mühl­stein (Lk 17,2) gilt auch heu­te noch.

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