Als der britische Anwalt Peter Benenson (1921–2005) im Jahr 1961 die Organisation Amnesty International gründete, stand über seinem Projekt ein klarer Anspruch: Die unabhängige Verteidigung der Menschenrechte – ohne Parteinahme, ohne ideologische Schlagseite und ohne politische Instrumentalisierung. Benenson, praktizierender Katholik, verstand die Organisation ausdrücklich nicht als Vehikel gesellschaftspolitischer Utopien, sondern als moralische Stimme für gewaltlose politische Gefangene und für Menschen, denen elementare bürgerliche Freiheit verwehrt wurde. Allerdings hatte er eine Linksneigung, die sich als fatal erweisen sollte.
Der jüdische Multimillionär Peter Benenson Solomon konvertierte 1958 zur katholischen Kirche und ließ sich taufen. Mit seinem Tod im Jahr 2005 drängte eine einflußreiche Gruppe innerhalb von Amnesty darauf, die Tötung ungeborener Kinder zum Menschenrecht zu erheben.
Hier machte sich Benensons latent linke Grundhaltung bemerkbar. Er hatte sich zuvor in der katholischen Friedensbewegung Pax Christi engagiert und war politisch der Labour-Partei zuzuordnen. Diese Ausrichtung zog zahlreiche noch weiter links stehende Personen an, die innerhalb von Amnesty International zunehmend maßgeblichen Einfluß gewannen. Eine Konsequenz war bis 1989 das auffällige Schweigen der Organisation zu Menschenrechtsverletzungen in kommunistischen Diktaturen – insbesondere im Ostblock.
Am 11. August 2007, keine zweieinhalb Jahre nach Benensons Tod, beschloß Amnesty International die Tötung eines unschuldigen Menschen durch Abtreibung zum „Menschenrecht“ zu erklären. Seither tritt die Organisation weltweit für die Legalisierung der Tötung ungeborener Kinder ein. AI ist damit Teil der internationalen Abtreibungslobby.
Aus einer Menschenrechtsorganisation wurde eine Todesrechtsorganisation
Der Vatikan unter Papst Benedikt XVI. warnte Amnesty International mehrfach vor diesem Schritt, der den gesamten Auftrag der Organisation pervertieren würde. Vergeblich. In den vergangenen Jahren führte Amnesty International an der Seite von UNO-Einrichtungen mehrere Kampagnen für die Legalisierung des Kindermordes durch. Besonders massiv beteiligte sich AI am Referendum in Irlan, mit dem die Abtreibung legalisiert wurde.
Der am 6. November veröffentlichte Bericht von Amnesty International bestätigt, daß die Organisation ein aktiver Protagonist der internationalen Abtreibungspolitik ist. Aktuell propagiert AI die Petition „My Body, My Rights – Menschenrecht auf Schwangerschaftsabbruch“. Die Wortwahl zeigt bereits, wes Geistes Kind die angebliche Menschenrechtsorganisation ist. Den Menschen – das unschuldige Kind –, dessen Tötung man in einer Umwertung elementarster Werte zum „Menschenrecht“ erheben will, bleibt in der grausamen, menschenverachtenden linken Diktion ungenannt. Die Tatsache, daß man über den Körper und die Rechte eines anderen Menschen, des Kindes, bestimmen will, wird verschieben. Um genau zu sein, wird sie regelrecht totgeschwiegen.
Die Organisation sieht im eingeschränkten Zugang zur Abtreibung keinen Konflikt zwischen zwei Ansprüchen, jenen der Frau und jenen des Kindes, sondern ausschließlich eine Einschränkung eines vermeintlichen „Rechts“, das der Frau. Das Kind existiert für die linken Aktionisten einfach nicht. Daß es ein „Recht“ auf Tötung eines anderen Menschen weder im Völkerrecht noch in internationalen Menschenrechtsverträgen existiert, wird dabei nicht diskutiert. Auch dieser Aspekt wird ausgeblendet und durch lärmende Forderungen übertönt.
Allein das Bildmaterial, das Amnesty International auf seinen Internetseiten veröffentlicht, läßt ein unübersehbare Nähe zur extremen Linken erkennen. Mit der Forderung nach einem Tötungsrecht Unschuldiger verortet sich Amnesty International selbst seit 2007 im linksextremistischen (also gewaltbereiten/gewalttätigen) Spektrum.

Die stille Verschiebung nach links: Amnesty und die Ideologiefrage
Bereits lange vor ihrer offen lebensfeindlichen Positionierung in der Abtreibungsfrage sah sich Amnesty International dem Vorwurf ausgesetzt, ein unausgesprochen linksliberales Grundprofil zu pflegen. Kritiker machten schon in den 1970er und 1980er Jahren geltend, Amnesty tue sich wesentlich leichter damit, rechtsgerichtete Militärregime anzuprangern, als mit gleicher Entschlossenheit die Repressionsapparate des kommunistischen Ostblocks und anderer volksdemokratischer bzw. sozialistischer Regime zu thematisieren. Während gegen die Regierungen von Chile, Südafrika oder Argentinien lautstarke Kampagnen geführt wurden, fielen die Berichte über die Sowjetunion, die DDR, das maoistische China sowie über das sozialistische Angola, Mosambik oder Nicaragua auffallend zurückhaltend aus.
Die Organisation bestritt eine solche politische Schlagseite stets. Dennoch waren die Muster kaum übersehbar: Spätestens seit den 1980er Jahren erschien Amnesty weniger als unparteiischer Chronist weltweiter Menschenrechtsverletzungen, sondern zunehmend als Teil eines breiteren Spektrums linker NGOs, die gesellschaftspolitische Agenden immer stärker als Erweiterung ihrer Menschenrechtspolitik verstanden – oder, anders formuliert, die Menschenrechte zunehmend als Instrument für ihre gesellschaftspolitischen Ziele mißbrauchten.
Der Wendepunkt: 2007 – als Amnesty die Neutralität zur Abtreibung aufgab
Das Jahr 2007 markiert eine Zäsur. Mit der Formulierung, die „vollständige Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs“ sei notwendig, um Menschenrechte zu schützen, setzte die damalige Führung einen offenen Kurswechsel in der Abtreibungsfrage durch. Für viele langjährige Unterstützer – darunter nicht wenige aus kirchlichen Kontexten – war dies ein Bruch mit Benensons ursprünglichem Leitbild.
In den Folgejahren wurde die neue Doktrin dogmatisiert. 2020 erklärte Amnesty:
„Die Wahrung der Menschenrechte beginnt mit der Geburt.“
Damit verabschiedete sich die Organisation explizit vom Gedanken eines umfassenden Lebensschutzes.
Von der Theorie zur politischen Kampagne: Amnesty und das irische Referendum
Am deutlichsten zeigte sich die neue Ausrichtung im Referendum zur Abtreibungslegalisierung in Irland im Jahr 2018. Amnesty International Irland spielte hier eine kampagnenpolitisch aktive Rolle: Durch aufwendige Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen, politische Positionierungen und intensive Werbung positionierte sich die Organisation klar für die Streichung des 8. Verfassungszusatzes, der das Leben des Ungeborenen schützte.
Das Geld für diese Kampagne floß großzügig aus linksliberalen Milliardärsstiftungen aus den USA.
Damit überschritt Amnesty endgültig die Grenze von der Menschenrechtsorganisation zu einer lebensfeindlichen gesellschaftspolitischen Kampforganisation.
Der offene Aktivismus der Gegenwart: „Zugang zum Abbruch“ als Leitmotiv
Der neue Bericht vom 6. November 2025 macht diesen Wandel unübersehbar. Amnesty erhebt den Zugang zur Abtreibung zum zentralen Maßstab europäischer Menschenrechtspolitik. Als „Rückschritte“ werden bereits
- verpflichtende Beratungsgespräche,
- ärztliche Vorgaben zum Schutz der Schwangeren
- sowie jede Form der Gewissensfreiheit für medizinisches Personal
gebrandmarkt.
Damit wird die Idee der Menschenrechte grundlegend pervertiert: Das Recht auf Leben wird zu einem Anspruch auf Tötung umgedeutet, während Gewissensfreiheit, Schutzmaßnahmen und selbst Meinungsfreiheit eingeschränkt werden sollen, um ein uneingeschränktes Recht auf die Tötung ungeborener Kinder zu „garantieren“.
Der irische Amnesty-Direktor Stephen Bowen forderte 2024/25 offen die Abschaffung der Gewissensfreiheit bei Abtreibungen – eine Position, die für eine klassische Menschenrechtsorganisation undenkbar sein sollte.
Geradezu grotesk ist die großspurige Selbsterklärung von Amnesty: „Wir akzeptieren keine Gelder von Quellen, die mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung stehen.“ Zugleich gehören Organisationen aus dem Abtreibungslobby-Spektrum zu den bedeutenden Sponsoren von Amnesty. Doch was wäre eine gravierendere Menschenrechtsverletzung als die Tötung eines unschuldigen Menschen? Genau diese aber propagiert Amnesty. Kann Heuchelei noch deutlicher zutage treten?
Angriffspunkte: Italien, Kroatien, Ungarn
Länder, die den Schutz des Ungeborenen ernst nehmen, sind im Visier der angeblichen Menschenrechtsorganisation. Staaten, in denen die Tötung ungeborener Kinder nicht erlaubt oder sogar geahndet wird, gelten als zu beseitigende Lücken. Regierungen von Ländern, in denen die Abtreibung legalisiert ist, die sich aber darum bemühen, das Lebensrecht der Ungeborenen zu stärken, gelten Amnesty International als erklärte Feindbilder.
So kritisiert der neue Bericht:
- Ungarn, weil dort Frauen vor einer Abtreibung den Herzschlag des Kindes anhören müssen – ein Vorgehen, das Amnesty als unzulässige Hürde verurteilt.
- Italien, weil etwa 63 % der Gynäkologen von ihrem gesetzlich garantierten Recht auf Gewissensfreiheit Gebrauch machen, eine Beteiligung an Abtreibungen zu verweigern.
- Polen, Malta, Liechtenstein, weil sie an restriktiven Regelungen festhalten.
Das juristische Problem: Es gibt kein Menschenrecht auf Abtreibung
Die polnische Juristin Alicja Grzeskowiak weist – im Einklang mit der internationalen Rechtslage – darauf hin, dass ein Menschenrecht auf Abtreibung nicht existiert. Kein Vertrag, kein Gerichtshof und keine verbindliche internationale Norm erkennen ein solches Recht an. Dennoch tritt Amnesty so auf, als sei dieses Recht bereits Bestandteil eines gesicherten Normenkatalogs. Dies ist ein agitatorischer – zutiefst unehrlicher – Kunstgriff. Amnesty bewegt sich damit ganz auf der Linie der radikalen Linken, die sich ihre Welt nach eigenem Gutdünken zurechtbiegt.
Globale Widersprüche: Die USA nach Dobbs (2022)
Gerade das Ursprungsland des modernen Abtreibungsrechtsstreits, die USA, zeigt nach der Entscheidung Dobbs v. Jackson (2022) das Gegenteil dessen, was Amnesty behauptet: Abtreibung ist dort kein verfassungsrechtlich geschütztes Recht mehr. In 21 Bundesstaaten wurde sie stark eingeschränkt oder verboten. Amnesty ignoriert diese Entwicklung vollständig – weil sie nicht in das gewünschte Narrativ paßt.
Amnesty präsentiert sich längst nicht mehr als überparteilicher Anwalt der Schwächsten, sondern als Akteur einer gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung, in der ein fiktives und pervertiertes Recht auf Tötung zur „heiligen Kuh“ erhoben wurde. Damit schließt sich ein historischer Kreis: Die kommunistische Sowjetunion – damals noch Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR) – war 1920 das erste Land der Welt, das die Tötung ungeborener Kinder legalisierte. Das dahinterstehende Denken ist nicht mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Ende der Sowjetunion verschwunden; es tarnt sich seither lediglich anders. Amnesty International liefert dafür ein aktuelles Beispiel.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Amnesty.de/Amnesty.at (Screenshots)

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