Neuer US-Botschafter beim Heiligen Stuhl akkreditiert – George Floyd, Charlie Kirk und das zweierlei Maß

Der lange Schatten Bergoglios – George Floyd und Charlie Kirk


Papst Leo XIV. empfing am Samstag Brian Francis Burch, den neuen US-Botschafter beim Heiligen Stuhl.
Papst Leo XIV. empfing am Samstag Brian Francis Burch, den neuen US-Botschafter beim Heiligen Stuhl.

Die im Dezem­ber 2024 nach der Wahl von Donald Trump erfolg­te Nomi­nie­rung von Bri­an Fran­cis Bur­ch zum neu­en Bot­schaf­ter der Ver­ei­nig­ten Staa­ten beim Hei­li­gen Stuhl war von Anfang an in den Augen pro­gres­si­ver Krei­se ein bri­san­tes The­ma. Allein schon die Bekannt­ga­be des Namens des diplo­ma­ti­schen Neu­lings sorg­te inner­halb des berg­o­glia­ni­schen Hof­staa­tes für hit­zi­ge Erre­gung. Beson­ders echauf­fiert zeig­te sich auch der Fran­zis­kus-Bio­graph Austen Ive­reigh, der in sozia­len Medi­en ein Veto gegen die US-Nomi­nie­rung forderte.

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Was aber empör­te die Berg­o­glia­ner in den USA und im Vati­kan? Bri­an Fran­cis Bur­ch, der poli­ti­sche Phi­lo­so­phie stu­diert hat­te, war nach Jah­ren als Mana­ger in der Pri­vat­wirt­schaft, Vor­sit­zen­der bzw. Geschäfts­füh­rer katho­li­scher Inter­es­sens­ver­bän­de gewor­den – kon­ser­va­ti­ver Inter­es­sens­ver­bän­de wie Catho­lic Vote Civic Action und Catho­lic Vote Edu­ca­ti­on Fund. Die­se Orga­ni­sa­tio­nen kon­zen­trie­ren sich auf die För­de­rung von Wer­ten der katho­li­schen Leh­re in der ame­ri­ka­ni­schen Poli­tik wie: Schutz des Lebens, Reli­gi­ons­frei­heit, wer­te­ba­sier­te Poli­tik, För­de­rung von Ehe und Fami­lie, wert­ba­sier­te Schul­bil­dung und Wahl­frei­heit der Eltern bei der Schul­wahl ihrer Kin­der und vor allem auch Abwehr des Rela­ti­vis­mus und Schutz der Kin­der von der Gender-Ideologie.

Den Demo­kra­ten nahe­ste­hen­de Kir­chen­män­ner schei­nen damit Pro­ble­me zu haben. 

Papst Leo XIV. nahm am Sams­tag for­mal das Akkre­di­tie­rungs­schrei­ben des US-Bot­schaf­ters beim Hei­li­gen Stuhl ent­ge­gen. Der neue Bot­schaf­ter brach­te dabei auch den Mord an Char­lie Kirk zur Sprache.

Doch nicht nur die Ernen­nung Bur­chs sorg­te für Auf­re­gung. Die­se spie­gel­te eine tie­fe­re Aus­ein­an­der­set­zung wider: Der Vati­kan war alar­miert, daß der neue kon­ser­va­ti­ve Bot­schaf­ter nicht den dort gewünsch­ten diplo­ma­ti­schen Takt eines „guten Katho­li­ken“ mit­brin­gen könn­te. Anders aus­ge­drückt: Die Befürch­tung war, Bur­ch könn­te auch in sei­ner neu­en Funk­ti­on gegen­über dem Hei­li­gen Stuhl eine kla­re­re Linie einfordern.

Der erste Schlag­ab­tausch ließ nicht lan­ge auf sich war­ten: Papst Fran­zis­kus ernann­te als Reak­ti­on auf die Nomi­nie­rung von Bri­an Bur­ch sei­nen lang­jäh­ri­gen Ver­bün­de­ten, Bischof Robert McEl­roy, zum Erz­bi­schof von Washing­ton und kre­ierte ihn zum Kar­di­nal. McEl­roy ist für sei­ne „poli­ti­sche Kor­rekt­heit“ an der Sei­te der Demo­kra­ti­schen Par­tei und sei­ne feste Ver­an­ke­rung im kirch­li­chen „Gay-friendly“-Lager bekannt.

Die berg­o­glia­ni­sche Reak­ti­on war ein­deu­tig: Wenn der von mir bekämpf­te Donald Trump mir einen kon­ser­va­ti­ven Katho­li­ken als Bot­schaf­ter nach Rom schickt, set­ze ich ihm einen beson­ders pro­gres­si­ven Bischof nach Washington.

Ein päpst­li­ches Veto gegen Bur­ch erfolg­te jedoch nicht. Am 2. August 2024 bestä­tig­te der US-Senat die Ent­sen­dung Bur­chs nach Rom.

Am 1. Sep­tem­ber 2025 über­reich­te der neue Bot­schaf­ter sein Beglau­bi­gungs­schrei­ben an Mon­si­gno­re Edgar Peña Par­ra, den Sub­sti­tu­ten am vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­at. Ein for­mel­ler Akt, der den Beginn von Bur­chs offi­zi­el­ler Amts­zeit mar­kier­te. Doch es war die Audi­enz bei Papst Leo XIV. am 13. Sep­tem­ber 2025, die welt­weit Schlag­zei­len machte.

In einer Pri­vat­au­di­enz im Apo­sto­li­schen Palast, so der Bericht der US-Bot­schaft, wur­den nicht nur welt­po­li­ti­sche The­men ange­spro­chen, son­dern auch sehr kon­kret die aktu­ell sen­si­bel­sten glo­ba­len Kon­flik­te und Her­aus­for­de­run­gen. Die Dis­kus­si­on dreh­te sich um den Krieg in der Ukrai­ne, die anhal­ten­de Kri­se in Gaza und die kom­ple­xen Bezie­hun­gen des Vati­kans zur Volks­re­pu­blik Chi­na. Der neue Bot­schaf­ter und der Papst tausch­ten sich zudem über die revo­lu­tio­nä­re Ent­wick­lung der Künst­li­chen Intel­li­genz aus, ein The­ma, das immer mehr in den Fokus der inter­na­tio­na­len Poli­tik rückt.

Bot­schaf­ter Bur­ch erin­ner­te auch an den schreck­li­chen Mord an dem US-ame­ri­ka­ni­schen Akti­vi­sten Char­lie Kirk. Papst Leo XIV. äußer­te sein Mit­ge­fühl für die Hin­ter­blie­be­nen und bekräf­tig­te, dass „poli­ti­sche Dif­fe­ren­zen nie­mals durch Gewalt gelöst wer­den“ dürf­ten. Der Papst beton­te, dass er für die Fami­lie des Ermor­de­ten beten werde.

Bot­schaf­ter Bur­ch selbst beschrieb die Begeg­nung als „außer­or­dent­lich herz­lich“ und beton­te, dass das Gespräch wie ein Tref­fen mit einem alten Freund in Chi­ca­go gewe­sen sei – ein Moment, der die per­sön­li­che und diplo­ma­ti­sche Sei­te die­ser Begeg­nung auf har­mo­ni­sche Wei­se verband.

Die Audi­enz ver­deut­lich­te das zuneh­mend kom­ple­xe Wech­sel­spiel zwi­schen glo­ba­ler Diplo­ma­tie, den poli­ti­schen Span­nun­gen der Gegen­wart und den ein­zig­ar­ti­gen Bezie­hun­gen zwi­schen den Ver­ei­nig­ten Staa­ten und dem Hei­li­gen Stuhl. In einem Moment, in dem geo­po­li­ti­sche Kon­flik­te und tech­no­lo­gi­sche Revo­lu­tio­nen glei­cher­ma­ßen die inter­na­tio­na­le Poli­tik prä­gen, ist eine enge Zusam­men­ar­beit ent­schei­dend, um künf­ti­ge Her­aus­for­de­run­gen zu meistern.

Soweit die Dar­stel­lung der US-Bot­schaft. Eine vati­ka­ni­sche Stel­lung­nah­me hier­zu fehlt. Papst Leo XIV. und der Vati­kan äußer­ten sich bis­her nicht öffent­lich zur Ermor­dung von Char­lie Kirk.

Ganz anders war die Reak­ti­on des Vati­kans 2020 nach dem Tod des Klein­kri­mi­nel­len Geor­ge Floyd in Min­nea­po­lis, nach­dem die­ser von der Poli­zei fest­ge­nom­men wor­den war. Floyd starb auf­grund einer unan­ge­mes­se­nen, wenn auch nicht beab­sich­tig­ten Anwen­dung von Gewalt durch die Poli­zei. Wäh­rend sei­ner Fest­nah­me drück­te ein Poli­zist über län­ge­re Zeit auf Floyds Hals, was zu sei­ner Erstickung führ­te. Die Poli­zei hat­te nicht die Absicht, Floyd zu töten, doch die Anwen­dung von über­mä­ßi­ger Gewalt war unver­hält­nis­mä­ßig und illegal.

Sowohl Papst Fran­zis­kus als auch der Vati­kan äußer­ten sich zum Tod Floyds. Fran­zis­kus zeig­te sich in einer Rei­he von Äuße­run­gen „sehr besorgt“ und beton­te die Bedeu­tung der Ach­tung der Men­schen­wür­de und die Ableh­nung von Rassismus.

Nur weni­ge Tage nach Floyds Tod sprach Fran­zis­kus in einem öffent­li­chen Gebet auf dem Peters­platz über das Ereig­nis. Er ver­ur­teil­te den „bru­ta­len“ Tod Floyds und kri­ti­sier­te „Ras­sis­mus und Gewalt“. Fran­zis­kus sprach sich gegen „jede Form von Dis­kri­mi­nie­rung und Unge­rech­tig­keit“ aus.

Fran­zis­kus zeig­te sich zudem besorgt über die zuneh­men­de Gewalt, die nach Floyds Tod in den USA auf­kam, beton­te aber zugleich das legi­ti­me Stre­ben nach sozia­ler Gerechtigkeit.

Ins­ge­samt nahm Fran­zis­kus mehr­fach zu dem Ereig­nis Stel­lung und tat dies in einer Form, die als indi­rek­te Sym­pa­thie für Black Lives Mat­ter und die von der poli­ti­schen Lin­ken initi­ier­ten poli­ti­schen Reak­tio­nen gedeu­tet wurde.

Ganz anders zeigt sich nun die Reak­ti­on des Vati­kans im Zusam­men­hang mit der kalt­blü­ti­gen Ermor­dung von Char­lie Kirk. Dabei besteht zwi­schen bei­den Fäl­len ein ekla­tan­ter recht­li­cher Unter­schied: Fahr­läs­sig­keit ver­sus Vor­satz.

Die Reak­ti­on des Hei­li­gen Stuhls steht in einem umge­kehr­ten Ver­hält­nis zu dem jewei­li­gen Maß. Auch am gest­ri­gen Sonn­tag, nach dem Tref­fen mit dem neu­en Bot­schaf­ter, ver­ab­säum­te es Leo XIV., beim Ange­lus auf dem Peters­platz, sich öffent­lich zu äußern.

Aber offen­bar ent­schei­det die poli­ti­sche Fär­bung sowohl über den Grad der Anteil­nah­me und des Mit­ge­fühls als auch über den der Ver­ur­tei­lung und Zurück­wei­sung eines Verbrechens.

Die Fra­ge ist: Wie ein­fluß­reich ist der berg­o­glia­ni­sche Hof­staat noch immer? Und: Will sich Leo XIV. von die­sem befreien?

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­Me­dia (Screen­shots)

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