
Am 6. Juni wurde der Präsident der Italienischen Republik, Sergio Mattarella, von Papst Leo XIV. in Audienz empfangen. Zuletzt hatte ein vergleichbares Treffen im Jahre 2021 stattgefunden, als Mattarella dem Vorgänger des gegenwärtigen Pontifex, Papst Franziskus, einen Besuch abstattete. Ein Bildvergleich dokumentiert seither nicht nur den Wandel auf dem Stuhle Petri, sondern vermag auch subtil die Verschiebung der symbolischen Akzente sichtbar zu machen.
Der Staat Italien, wie er sich heute darstellt, ist im langen Gang der Geschichte ein verhältnismäßig junges Gebilde. Erst anno 1861 wurde das Königreich Italien proklamiert – hervorgegangen aus dem Kampf gegen die Häuser Habsburg und Bourbon auf italienischem Boden, vor allem aber aus der Gegnerschaft gegen die weltliche Macht des Papstes und die Existenz der päpstlichen Kirchenstaaten. Mit der Niederlage Napoleons III. gegen Preußen im Jahre 1870 verlor der Kirchenstaat seine damalige Schutzmacht. In der Folge marschierte das junge Königreich in Rom ein und annektierte das Gebiet. Der Papst wurde de facto zum Gefangenen im Vatikan – umgeben von einem Staatswesen, dessen politische Führung sich offen kirchenfeindlich gab. Erst unter der Regierung Benito Mussolinis wurde durch das Laterankonkordat des Jahres 1929 ein Modus vivendi geschaffen: Die gegenseitige Anerkennung von Rechten und Pflichten seitens des Heiligen Stuhls und des italienischen Staates leitete eine Phase vorsichtiger Annäherung ein, die seither, auch über die Änderung der Staatsform von der Monarchie zur Republik hinweg, in einem empfindlichen Gleichgewicht fortbesteht.
Sergio Mattarella, ein Sohn der einst mächtigen Democrazia Cristiana (DC), gehört zu jenem Kreis von Politikern, die nach dem Zerfall der DC in den neunziger Jahren ein Bündnis mit den führenden Kräften der politischen Linken eingingen. Am 16. Dezember 2021 war Mattarella zu einer Abschiedsaudienz von Papst Franziskus empfangen worden – eine Geste zum vermeintlichen Ende seiner Amtszeit. Doch die italienische Wahlversammlung vermochte sich auf keinen Nachfolger zu einigen, der von Brüssel, Washington und Davos gewünscht wurde, woraufhin der damals bereits 80jährige sich zu einer zweiten Amtszeit bereit erklärte, die nunmehr bis zum Jahre 2029 andauern soll.
Die Begegnung mit Papst Leo XIV. am 6. Juni fand wiederum im Apostolischen Palaste zu Rom statt. Im Anschluß daran kam es zu Gesprächen mit dem Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sowie mit Msgr. Mirosław Wachowski, dem Unterstaatssekretär für die Beziehungen zu den Staaten.
Die Unterredung soll von ausgesuchter Herzlichkeit gewesen sein. Beide Seiten äußerten ihre Zufriedenheit über die bestehenden bilateralen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Italien. Auch internationale Themen fanden Erwähnung – namentlich die gegenwärtigen bewaffneten Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten, denen besondere Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Ebenso kamen soziale Fragestellungen zur Sprache, deren Bedeutung für das friedliche Zusammenleben in Europa und darüber hinaus kaum zu überschätzen ist, wie es Quellen sagten, die dem italienischen Präsidialamt nahestehen.
Die Plattform Secretum meum mihi unternahm einen Bildvergleich der beiden Begegnungen. Denn Bilder, so heißt es, sprechen eine unmittelbare Sprache – und vermögen mitunter mehr auszudrücken als das gesprochene Wort.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia (Screenshots)/zusammengestellt von Secretum meum mihi
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