Der Kampf der Ideen des heiligen Franz von Sales

Von Gerechtigkeit und Nächstenliebe beseeelt


Franz von Sales (1567–1622), Bischof, Heiliger, Kirchenlehrer und Schutzpatron der Journalisten
Franz von Sales (1567–1622), Bischof, Heiliger, Kirchenlehrer und Schutzpatron der Journalisten

Von Rober­to de Mat­tei*

Im Janu­ar wur­de das lit­ur­gi­sche Fest des hei­li­gen Franz von Sales gefei­ert, aber es gab noch einen ande­ren Jah­res­tag: sei­ne Ernen­nung zum Schutz­pa­tron der katho­li­schen Jour­na­li­sten und Schrift­stel­ler am 26. Janu­ar 1923.

Franz von Sales wur­de am 21. August 1567 im Her­zog­tum Savoy­en gebo­ren. Er stu­dier­te in Paris und anschlie­ßend in Padua. Er wur­de 1593 zum Prie­ster geweiht und am 8. Dezem­ber 1602 zum Bischof von Genf ernannt. Am 28. Dezem­ber 1622 starb er im Alter von 52 Jah­ren in Lyon.

Am 24. Janu­ar des fol­gen­den Jah­res wur­den sei­ne sterb­li­chen Über­re­ste nach Anne­cy in Hoch­sa­voy­en über­ge­führt, wo sie heu­te neben denen der hei­li­gen Johan­na Fran­zis­ka von Chan­tal ruhen, sei­ner geist­li­chen Lieb­lings­toch­ter, mit der ihn, wie der Hei­li­ge sagt, „eine Zunei­gung ver­band, die wei­ßer als Schnee und rei­ner als die Son­ne war“. Unter der geist­li­chen Füh­rung von Franz von Sales rief Johan­na eine Neu­grün­dung ins Leben, die nach der Heim­su­chung benannt wur­de und sich schnell in Savoy­en und in Frank­reich ver­brei­te­te. Das Herz des hei­li­gen Franz von Sales, der sei­nen Töch­tern kurz vor sei­nem Tod gesagt hat­te: „Ich hin­ter­las­se euch mei­nen Geist und mein Herz“, wird im Klo­ster der Heim­su­chung in der ita­lie­ni­schen Stadt Tre­vi­so auf­be­wahrt und ver­ehrt. Im Klo­ster der Heim­su­chung in Paray-le-Moni­al wähl­te die Vor­se­hung eine beschei­de­ne Non­ne, die hei­li­ge Mar­ga­re­te Maria Ala­co­que, der sie die Ver­eh­rung des Hei­lig­sten Her­zens Jesu anver­trau­te, als ein wich­ti­ges Mit­tel gegen die Häre­sie des Jan­se­nis­mus, die sich im 17. Jahr­hun­dert ausbreitete.

Papst Alex­an­der VII. sprach Franz von Sales am 19. April 1665 hei­lig und der seli­ge Pius IX. erklär­te ihn am 19. Juli 1877 zum Kir­chen­leh­rer. Die bei­den berühm­te­sten Bücher des hei­li­gen Bischofs von Genf sind die Phi­lo­thea (Anlei­tung zum from­men Leben) und die Abhand­lung über die Got­tes­lie­be. In der Phi­lo­thea zeigt er, wie die Hei­lig­keit mit jeder Art von Zustand ver­ein­bar ist, sofern die See­le gegen den Geist der Welt immun bleibt. In der Abhand­lung über die Got­tes­lie­be erläu­tert er den Ursprung und das Fort­schrei­ten der Got­tes­lie­be in der See­le und lehrt den Weg zum Fort­schritt in ihr. Weni­ger bekannt, aber eben­so wich­tig sind sei­ne Kon­tro­vers­schrif­ten, die, wie Pius IX. bei sei­ner Ernen­nung zum Kir­chen­leh­rer beton­te, „eine voll­stän­di­ge Dar­stel­lung des katho­li­schen Glau­bens“ ent­hal­ten. „Des­halb“, so der Papst wei­ter, „ob wir nun sei­ne aske­ti­schen Schrif­ten zur Füh­rung eines hei­li­gen und from­men christ­li­chen Lebens oder sei­ne pole­mi­schen Schrif­ten zur Ver­tei­di­gung des Glau­bens und zur Wider­le­gung der Häre­ti­ker oder ande­re, die die Ver­kün­di­gung des Wor­tes Got­tes betref­fen, betrach­ten wol­len, es gibt nie­man­den, der nicht sieht, wie vie­le Vor­tei­le dem katho­li­schen Volk durch die­sen höchst hei­li­gen Mann (…) erwach­sen sind, der so tap­fer für die Sache der Kir­che gekämpft hat.

Die Sanft­mut war nach Ansicht eini­ger Bio­gra­phen die cha­rak­te­ri­sti­sche Tugend des hei­li­gen Franz von Sales. Die hei­li­ge Johan­na von Chan­tal urteilt jedoch, daß es eine noch domi­nan­te­re Tugend in ihm gab, näm­lich den Eifer für die Ret­tung der See­len. Wenn er von Genf sprach, seufz­te er manch­mal: „Da mihi ani­mas, cete­ra tol­le“ („Gib mir See­len, nimm alles ande­re hin­weg“), der glei­che Satz, den Kar­di­nal Mer­ry del Val auf sei­nem Grab ein­gra­viert haben woll­te. Als Franz von Sales zum ersten Mal in sei­ner Kathe­dra­le ein Pon­ti­fi­kal­amt hielt, konn­te er sei­ne Trä­nen nicht zurück­hal­ten. Sein Bru­der Lud­wig frag­te ihn nach dem Grund für sein Wei­nen. Er ant­wor­te­te: „Weil ich mei­ne Kir­che in Genf in den Fes­seln der Häre­sie und der Sün­de sehe, und statt eines Engels, der die­se Fes­seln zer­reißt, hat sie nur mich, dei­nen Bru­der, einen armen Sün­der“.

Papst Gre­gor VIII., der den apo­sto­li­schen Eifer und die Intel­li­genz von Franz von Sales kann­te, betrau­te ihn mit der Auf­ga­be, den Nach­fol­ger Cal­vins, Théo­do­re de Bèze, zu wider­le­gen und wenn mög­lich zu bekeh­ren. Der Bischof traf sich mit ihm, aber der 80jährige Füh­rer des Cal­vi­nis­mus in Genf war zu sehr auf sei­ne Rol­le fixiert, um sich zu bekeh­ren. Fran­zis­kus infor­mier­te den Papst über das Ergeb­nis sei­ner ver­geb­li­chen Ver­su­che und schrieb über Bèze: „Ich muß­te mich selbst davon über­zeu­gen, daß sein Herz aus Stein war, immer unbe­weg­lich […] und unver­bes­ser­lich im Bösen“. Der Hei­li­ge der Sanft­mut hat­te eine äußerst kla­re Vor­stel­lung von Gut und Böse, von Irr­tum und Wahr­heit. Und gera­de aus die­ser kom­pro­miß­lo­sen Lie­be zur katho­li­schen Wahr­heit erwuchs sei­ne Näch­sten­lie­be, die mit sei­nem Eifer Hand in Hand ging. Von ihm stammt der Satz: „Die Wahr­heit, die nicht barm­her­zig ist, ent­springt einer Näch­sten­lie­be, die nicht wahr ist“. Dem Eifer des hei­li­gen Franz von Sales ver­dankt die Kir­che die Rück­kehr von mehr als 70.000 Häre­ti­kern in ihren Schoß, die er vom Irr­tum zur Wahr­heit füh­ren konn­te. Um sie zu bekeh­ren, beschloß der Hei­li­ge, ihre Irr­tü­mer mit Bro­schü­ren und Flug­blät­tern zu wider­le­gen, die er zwi­schen einer Pre­digt und der näch­sten ver­faß­te und in vie­len Exem­pla­ren ver­brei­te­te, um die katho­li­sche Leh­re zu erläu­tern und auf die Kri­tik der Pro­te­stan­ten zu ant­wor­ten. Es stimmt, so Franz von Sales, daß „die mit dem Mund gespro­che­nen Wor­te leben­dig sind, wäh­rend die auf Papier geschrie­be­nen tot sind“; doch die Schrift „ist hand­hab­bar, bie­tet mehr Zeit zum Nach­den­ken als die Stim­me und erlaubt es, tie­fer dar­über nach­zu­den­ken“.

Der hei­li­ge Franz von Sales schrieb mit einer eiser­nen Logik der Argu­men­ta­ti­on und in einem kla­ren und für alle ver­ständ­li­chen Stil; er ver­tei­dig­te die Wahr­heit mit Nach­druck, ohne jemals zu Sar­kas­mus oder Ver­ach­tung für sei­nen Geg­ner zu grei­fen. Des­halb erklär­te ihn Papst Pius XI. offi­zi­ell zum Schutz­pa­tron der Jour­na­li­sten, indem er schrieb:

„Er lehrt sie durch sein Bei­spiel deut­lich, wie sie sich zu ver­hal­ten haben. Vor allem sol­len sie mit größ­tem Fleiß stu­die­ren und sich, soweit es ihnen mög­lich ist, in der katho­li­schen Leh­re kun­dig machen; sie sol­len sich hüten, die Wahr­heit zu ver­feh­len und sie nicht unter dem Vor­wand, den Anstoß ihrer Geg­ner zu ver­mei­den, abzu­schwä­chen oder zu ver­schlei­ern; sie sol­len auf die­sel­be Form und Ele­ganz der Rede ach­ten und sich bemü­hen, ihre Gedan­ken mit Scharf­sinn und Wort­schmuck aus­zu­drücken, damit ihre Leser sich an der Wahr­heit erfreu­en kön­nen. Wenn es dar­um geht, die Geg­ner zu bekämp­fen, sol­len sie wis­sen, daß sie die Irr­tü­mer wider­le­gen und sich gegen die Unwahr­heit der Wider­spen­sti­gen weh­ren kön­nen, aber so, daß sie zu erken­nen geben, daß sie von der Gerech­tig­keit und vor allem von der Näch­sten­lie­be beseelt sind.“

Wer den guten Kampf der Ideen gegen die Irr­tü­mer kämp­fen will, die heu­te gras­sie­ren, dem bleibt nichts ande­res übrig, als sich in die Schu­le des hei­li­gen Franz von Sales zu begeben.

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt in deut­scher Über­set­zung: Ver­tei­di­gung der Tra­di­ti­on: Die unüber­wind­ba­re Wahr­heit Chri­sti, mit einem Vor­wort von Mar­tin Mose­bach, Alt­öt­ting 2017, und Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil. Eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, 2. erw. Aus­ga­be, Bobin­gen 2011.

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Übersetzung/​Fußnote: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana/​MiL

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1 Kommentar

  1. Ein sehr schö­ner Artikel.
    In der berühm­ten und hoch­ge­schätz­ten Eli­te­buch­rei­he „Biblio­t­hè­que de la Plé­ia­de“ mit edi­ti­ons­kri­ti­scher Text­aus­ga­be, kri­ti­schem Appa­rat, Bio­gra­phie und Regi­ster, gedruckt auf Velinglanz­dünn­druck­pa­pier mit Gold­schnitt, in rotem Leder mit Gold­druck und Lese­bänd­chen, erschien 1966 das Gesamt­wek des Hl. Fran­cois de Sales.
    2022 Seite.
    Ein Prachtstück..
    Schon 1952 („Lett­res“), 1972 erneut („Cor­re­spond­ance“) erschien in der glei­chen Biblio­t­hè­que de la plé­ia­de die gesam­mel­te Kor­re­spon­denz von Jean­ne Fran­coise Marie de Rabu­tin-Chan­taL, die Enke­lin der Hl. Jean­ne de Chan­tal, Brief­freun­din und gei­sti­ge Geschwi­ster­see­le des Hl. Franz von Sales.
    Sie ist bes­ser bekannt unter ihrem Ehe­na­men „Madame de Sévigné“.
    Fein­ste Bän­der von jewei­li­ge­er Beob­ach­tungs­ga­be, mit­ten im Leben und sei­nen Pro­ble­men ste­hend, mit fein­sin­ni­gem Humor und im besten Französisch.
    Drei dicke Bän­der von je 1700 Seiten.
    Von bei­den Autoren ca. 7700 Sei­ten höch­ste christ­lich, ja: römisch-katho­lisch durch­tränk­te Qualität.
    …monu­men­tum aere per­en­ni­us. Und für bei­de gilt: Hier wird der gre­go­ria­ni­sche Vers lebendig:
    „Non mori­ar, sed vivam.“

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