Zum Teufel mit dem Jungfernkranz: Der „Freischütz“ bei den Bregenzer Festspielen

Nur ein Spiel mit dem Bösen?


Grüne Prominenz bei den Bregenzer Festspielen. Claudia Roth, Kultur- und Medienbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Österreichs Vizekanzler Werner Kogler und Bundespräsident Alexander van der Bellen. Beidseits der Grenze sind die Grünen an der Macht. Die Bühne spiegelt ihr Denken wider.
Grüne Prominenz bei den Bregenzer Festspielen. Claudia Roth, Kultur- und Medienbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Österreichs Vizekanzler Werner Kogler und Bundespräsident Alexander van der Bellen. Beidseits der Grenze sind die Grünen an der Macht. Die Bühne spiegelt ihr Denken wider.

Von einer Katholikin

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Des Teu­fels höh­ni­sches Lachen hat das letz­te Wort in der Oper, die bei den Bre­gen­zer Fest­spie­len zwar Frei­schütz heißt, aber mei­len­weit von Carl Maria von Webers roman­ti­scher Oper ent­fernt ist, in der die rei­ne Lie­be das Böse besiegt und alle vor Gott in die Knie gehen: Ja, lasst uns zum Him­mel die Blicke erheben/​Und fest auf die Len­kung des Ewi­gen baun! Bei der spek­ta­ku­lä­ren Insze­nie­rung in Bre­genz jedoch führt der Teu­fel Regie.

Der künst­le­ri­sche Frei­brief nennt sich „Aktua­li­sie­rung“. Nun ist zwar noch nicht jede „Aktua­li­sie­rung“ im Musik- und Sprech­thea­ter per se eine künst­le­ri­sche oder ideo­lo­gi­sche Zumu­tung, aber inzwi­schen ent­springt den Köp­fen vie­ler Regis­seu­re nicht nur viel nack­tes Fleisch, son­dern der Tri­but an LGBT und ande­re moder­ne „Errun­gen­schaf­ten“ ist bei­na­he obli­ga­to­risch. Ein Blick in die Thea­ter­land­schaft genügt. Das Regie-Reper­toire reicht von simp­lem Geschlech­ter­tausch bei der Rol­len­be­set­zung, ent­blöß­ten Kör­pern und obszö­nen Ein­la­gen – wahl­wei­se homo oder hete­ro – bis hin zu einem mehr als frei­en Umgang mit Libret­to und Par­ti­tur zum Zwecke ideo­lo­gi­scher Ver­ein­nah­mung. „Ent­stau­bung“ nennt sich das auch ger­ne euphemistisch.

Zum Teufel mit dem Jungfernkranz

Eine keu­sche, rei­ne Hel­din – hor­ri­bi­le dic­tu – und ein Jung­fern­kranz zur Hoch­zeit sind da eigent­lich schon Aus­schluß­kri­te­ri­en. Es sei denn, man „ret­tet“ den nicht mehr zumut­ba­ren Stoff, indem man die Par­ti­tur bear­bei­tet, das Libret­to ver­ge­wal­tigt und völ­lig neue Dia­lo­ge schreibt. So ist es der­zeit (und im näch­sten Spiel­som­mer) auf den Bre­gen­zer Fest­spie­len zu sehen. Ein Les­ben­kuß inklu­si­ve. Einen wenig­stens konn­te man unterbringen.

Carl Maria von Webers schau­rig-schö­ne roman­ti­sche Oper „Der Frei­schütz“, die Geschich­te eines ver­zwei­fel­ten Pak­tes mit dem Teu­fel und die Ret­tung eines Man­nes durch die rei­ne Lie­be sei­ner from­men Braut, wird vom Regis­seur zwar über­trie­ben schau­rig insze­niert, aber „zeit­ge­nös­sisch“ umge­schrie­ben und gegen den Strich gebür­stet. Die Frau­en trifft es und natür­lich den lie­ben Gott.

„Es ist ein­fach an der Zeit, dass die­se gan­zen Frau­en, die sich opfern und ster­ben, dass man die­se neu den­ken muss“, recht­fer­tigt sich der Regis­seur Phil­ipp Stölzl. „Ich glau­be, es ist ein Wag­nis, die Frau­en­fi­gu­ren kom­plett anders zu erzäh­len und sie ganz neu zu bau­en, dia­lo­gisch mit ihren Zie­len, Prä­mis­sen, Nöten. (…) Die Zofe und die Frau, die eben aus dem Fen­ster schaut und bangt, dass ihr Mann nach Hau­se kommt…. Das sind Figu­ren, die man heut­zu­ta­ge nicht mehr sehen will auf der Büh­ne. Also ich will sie nicht mehr sehen und ich glau­be, vie­le ande­re Leu­te auch nicht mehr.“

Die jung­fräu­li­che Braut Aga­the ist in Bre­genz natür­lich kei­ne Jung­frau mehr, son­dern in der zehn­ten Woche schwan­ger, was sie offen­sicht­lich ohne Ultra­schall genau weiß. Ihrer sie lie­ben­den, femi­ni­stisch-män­ner­feind­lich ange­hauch­ten Freun­din Änn­chen gesteht sie das und ver­fällt deren Wer­ben, bis bei­de nach inni­gem Kuß die gemein­sa­me Flucht erwä­gen. Kein Wun­der also, daß Aga­the den Jung­fern­kranz nicht erträgt. „Wir win­den dir den Jung­fern­kranz“ sin­gen die Braut­jung­fern im Chor, bis die nicht mehr jung­fräu­li­che Aga­the sie ver­treibt und den Kranz ins Was­ser wirft. Es spielt kei­ne Rol­le mehr, ob das alles noch zur nach­fol­gen­den nicht aus­rei­chend „ent­staub­ten“ Hand­lung paßt.

Die Sän­ger sin­gen die wich­tig­sten Ari­en, die Wie­ner Sym­pho­ni­ker geben ihr Bestes. Doch Webers Teu­fel Sami­el erhält ein Upgrade zu einer domi­nan­ten Sprech­rol­le, einem roten Möch­te­gern­me­phi­sto, der als spot­ten­der Con­fé­ren­cier das Publi­kum durch die Geschich­te und an der Nase her­um­führt. Er hat das Heft der Dra­ma­tur­gie in der Hand. Er kom­men­tiert, er retar­diert, er mani­pu­liert, und am Ende ist er es, der tri­um­phiert, als er unter dem unan­ge­mes­sen pom­pö­sen Man­tel des Ere­mi­ten, der bei Weber gött­li­ches Wir­ken in die Welt trägt und das böse Ende zum Guten führt, zum Vor­schein kommt. Ein Thea­ter­coup ex machi­na – nur ohne Deus. Auch mit die­sem kann Regis­seur Stölzl offen­bar nichts anfangen.

Ein gottlos teuflisches, ein „kitschig fettes“ Happy-End

So wird das gute Ende in Webers Oper iro­nisch gebro­chen und der Lächer­lich­keit preis­ge­ge­ben, weil wir ja heu­te nicht mehr im 19. Jahr­hun­dert sind, wo im Glau­ben ver­an­ker­te Men­schen das gött­li­che Ein­grei­fen noch nicht kit­schig, son­dern tröst­lich fin­den konn­ten. Heu­ti­ge Zuschau­er wer­den recht­zei­tig der Bevor­mun­dung des Regis­seurs aus­ge­setzt, der ent­schei­det, was sie zu den­ken haben. Sein Teu­fel kün­digt den Ori­gi­nal­schluß der Oper an als ein „Expe­ri­ment“, ein „kit­schig fet­tes“, sen­ti­men­ta­les Anhäng­sel, einen Tri­but an den Geschmack des Publi­kums, das gar nicht merkt, wie es mani­pu­liert wird, und er erscheint selbst als pom­pös geklei­de­ter Ere­mit, um dem Publi­kum die von der teuf­lisch gelenk­ten Frei­ku­gel ihres Ver­lob­ten Max töd­lich getrof­fe­ne Aga­the nicht zumu­ten zu müs­sen. Das damit her­ab­ge­wür­dig­te barm­her­zi­ge Ein­grei­fen Got­tes, der die from­me Jung­frau Aga­the durch den eben­so from­men Ere­mi­ten vor der Kugel bewahrt und ihrem Bräu­ti­gam nach sei­nem Pakt mit dem Teu­fel ein Pro­be­jahr zur Läu­te­rung schenkt, darf nur noch als teuf­lisch kit­schi­ge Par­odie exi­stie­ren. Wäh­rend der Ere­mit spricht und schließ­lich alle nie­der­knien und „die Blicke erheben/​Und fest auf die Len­kung des Ewi­gen baun/​Fest der Mil­de des Vaters ver­traun“, zie­hen über­di­men­sio­na­le Pro­jek­tio­nen des Gekreu­zig­ten, des Lam­mes Got­tes, des Her­zens Jesu und eines stän­dig blin­zeln­den Got­tes­au­ges gött­li­ches Heils­wir­ken ins Lächerliche.

Das spricht für sich. Auf dem See bei Bre­genz weht letzt­lich der glei­che unhei­li­ge Zeit­geist wie auf der Sei­ne in Paris, wo man im Namen einer anti­ka­tho­li­schen und athe­isti­schen Staats­ideo­lo­gie die Revo­lu­ti­ons­greu­el blut­trie­fend gefei­ert und Leo­nar­do da Vin­cis Abend­mahl in einer blas­phe­mi­schen Insze­nie­rung als las­zi­ve LGBT-Par­ty per­ver­tiert hat.

Daß in Bre­genz alles etwas geschmei­di­ger und raf­fi­nier­ter ist, weil Got­tes­lä­ste­rung im Gewand der Kunst als Stil­mit­tel der Aktua­li­sie­rung daher­kommt, die es einem Star-Regis­seur erlaubt, sich aus­zu­to­ben und sein Welt­bild mit spek­ta­ku­lä­ren Effek­ten zu insze­nie­ren, macht es nicht bes­ser. Im Gegen­teil: Es zeigt, wie sehr die Zer­set­zung schon fort­ge­schrit­ten und die Insze­nie­rung der eige­nen Ent­wur­ze­lung schlei­chend kunst- und salon­fä­hig gewor­den ist.

Bild: BMKÖS/​HBF/​Trippolt (Flickr)

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2 Kommentare

  1. Passt doch alles, es regiert der Teu­fel. Der Papst will nicht Vica­ri­us Chri­sti sein, die Kir­che nicht mehr katho­lisch, die Men­schen noch viel weni­ger. Zer­stö­rung aller Orten durch Krie­ge und „Klima“-Katastrophen. Das christ­li­che Abend­land ist vor­bei, ob Afri­ka uns ret­tet oder das Ende bevor­steht? Nie­mand kennt die Stun­de. Den­noch ist es Got­tes Wil­le, der sicht­bar wird.

  2. Das beste was man noch sagen könn­te ist, dass die wenig­stens offen sagen, wes­sen Gei­stes Kind die LGTB-Pro­pa­gan­da bzw. Zwang ist.
    Näm­lich, ganz ein­fach, die des Teufels!

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