
Von einer Katholikin
Des Teufels höhnisches Lachen hat das letzte Wort in der Oper, die bei den Bregenzer Festspielen zwar Freischütz heißt, aber meilenweit von Carl Maria von Webers romantischer Oper entfernt ist, in der die reine Liebe das Böse besiegt und alle vor Gott in die Knie gehen: Ja, lasst uns zum Himmel die Blicke erheben/Und fest auf die Lenkung des Ewigen baun! Bei der spektakulären Inszenierung in Bregenz jedoch führt der Teufel Regie.
Der künstlerische Freibrief nennt sich „Aktualisierung“. Nun ist zwar noch nicht jede „Aktualisierung“ im Musik- und Sprechtheater per se eine künstlerische oder ideologische Zumutung, aber inzwischen entspringt den Köpfen vieler Regisseure nicht nur viel nacktes Fleisch, sondern der Tribut an LGBT und andere moderne „Errungenschaften“ ist beinahe obligatorisch. Ein Blick in die Theaterlandschaft genügt. Das Regie-Repertoire reicht von simplem Geschlechtertausch bei der Rollenbesetzung, entblößten Körpern und obszönen Einlagen – wahlweise homo oder hetero – bis hin zu einem mehr als freien Umgang mit Libretto und Partitur zum Zwecke ideologischer Vereinnahmung. „Entstaubung“ nennt sich das auch gerne euphemistisch.
Zum Teufel mit dem Jungfernkranz
Eine keusche, reine Heldin – horribile dictu – und ein Jungfernkranz zur Hochzeit sind da eigentlich schon Ausschlußkriterien. Es sei denn, man „rettet“ den nicht mehr zumutbaren Stoff, indem man die Partitur bearbeitet, das Libretto vergewaltigt und völlig neue Dialoge schreibt. So ist es derzeit (und im nächsten Spielsommer) auf den Bregenzer Festspielen zu sehen. Ein Lesbenkuß inklusive. Einen wenigstens konnte man unterbringen.
Carl Maria von Webers schaurig-schöne romantische Oper „Der Freischütz“, die Geschichte eines verzweifelten Paktes mit dem Teufel und die Rettung eines Mannes durch die reine Liebe seiner frommen Braut, wird vom Regisseur zwar übertrieben schaurig inszeniert, aber „zeitgenössisch“ umgeschrieben und gegen den Strich gebürstet. Die Frauen trifft es und natürlich den lieben Gott.
„Es ist einfach an der Zeit, dass diese ganzen Frauen, die sich opfern und sterben, dass man diese neu denken muss“, rechtfertigt sich der Regisseur Philipp Stölzl. „Ich glaube, es ist ein Wagnis, die Frauenfiguren komplett anders zu erzählen und sie ganz neu zu bauen, dialogisch mit ihren Zielen, Prämissen, Nöten. (…) Die Zofe und die Frau, die eben aus dem Fenster schaut und bangt, dass ihr Mann nach Hause kommt…. Das sind Figuren, die man heutzutage nicht mehr sehen will auf der Bühne. Also ich will sie nicht mehr sehen und ich glaube, viele andere Leute auch nicht mehr.“
Die jungfräuliche Braut Agathe ist in Bregenz natürlich keine Jungfrau mehr, sondern in der zehnten Woche schwanger, was sie offensichtlich ohne Ultraschall genau weiß. Ihrer sie liebenden, feministisch-männerfeindlich angehauchten Freundin Ännchen gesteht sie das und verfällt deren Werben, bis beide nach innigem Kuß die gemeinsame Flucht erwägen. Kein Wunder also, daß Agathe den Jungfernkranz nicht erträgt. „Wir winden dir den Jungfernkranz“ singen die Brautjungfern im Chor, bis die nicht mehr jungfräuliche Agathe sie vertreibt und den Kranz ins Wasser wirft. Es spielt keine Rolle mehr, ob das alles noch zur nachfolgenden nicht ausreichend „entstaubten“ Handlung paßt.
Die Sänger singen die wichtigsten Arien, die Wiener Symphoniker geben ihr Bestes. Doch Webers Teufel Samiel erhält ein Upgrade zu einer dominanten Sprechrolle, einem roten Möchtegernmephisto, der als spottender Conférencier das Publikum durch die Geschichte und an der Nase herumführt. Er hat das Heft der Dramaturgie in der Hand. Er kommentiert, er retardiert, er manipuliert, und am Ende ist er es, der triumphiert, als er unter dem unangemessen pompösen Mantel des Eremiten, der bei Weber göttliches Wirken in die Welt trägt und das böse Ende zum Guten führt, zum Vorschein kommt. Ein Theatercoup ex machina – nur ohne Deus. Auch mit diesem kann Regisseur Stölzl offenbar nichts anfangen.
Ein gottlos teuflisches, ein „kitschig fettes“ Happy-End
So wird das gute Ende in Webers Oper ironisch gebrochen und der Lächerlichkeit preisgegeben, weil wir ja heute nicht mehr im 19. Jahrhundert sind, wo im Glauben verankerte Menschen das göttliche Eingreifen noch nicht kitschig, sondern tröstlich finden konnten. Heutige Zuschauer werden rechtzeitig der Bevormundung des Regisseurs ausgesetzt, der entscheidet, was sie zu denken haben. Sein Teufel kündigt den Originalschluß der Oper an als ein „Experiment“, ein „kitschig fettes“, sentimentales Anhängsel, einen Tribut an den Geschmack des Publikums, das gar nicht merkt, wie es manipuliert wird, und er erscheint selbst als pompös gekleideter Eremit, um dem Publikum die von der teuflisch gelenkten Freikugel ihres Verlobten Max tödlich getroffene Agathe nicht zumuten zu müssen. Das damit herabgewürdigte barmherzige Eingreifen Gottes, der die fromme Jungfrau Agathe durch den ebenso frommen Eremiten vor der Kugel bewahrt und ihrem Bräutigam nach seinem Pakt mit dem Teufel ein Probejahr zur Läuterung schenkt, darf nur noch als teuflisch kitschige Parodie existieren. Während der Eremit spricht und schließlich alle niederknien und „die Blicke erheben/Und fest auf die Lenkung des Ewigen baun/Fest der Milde des Vaters vertraun“, ziehen überdimensionale Projektionen des Gekreuzigten, des Lammes Gottes, des Herzens Jesu und eines ständig blinzelnden Gottesauges göttliches Heilswirken ins Lächerliche.
Das spricht für sich. Auf dem See bei Bregenz weht letztlich der gleiche unheilige Zeitgeist wie auf der Seine in Paris, wo man im Namen einer antikatholischen und atheistischen Staatsideologie die Revolutionsgreuel bluttriefend gefeiert und Leonardo da Vincis Abendmahl in einer blasphemischen Inszenierung als laszive LGBT-Party pervertiert hat.
Daß in Bregenz alles etwas geschmeidiger und raffinierter ist, weil Gotteslästerung im Gewand der Kunst als Stilmittel der Aktualisierung daherkommt, die es einem Star-Regisseur erlaubt, sich auszutoben und sein Weltbild mit spektakulären Effekten zu inszenieren, macht es nicht besser. Im Gegenteil: Es zeigt, wie sehr die Zersetzung schon fortgeschritten und die Inszenierung der eigenen Entwurzelung schleichend kunst- und salonfähig geworden ist.
Bild: BMKÖS/HBF/Trippolt (Flickr)
Passt doch alles, es regiert der Teufel. Der Papst will nicht Vicarius Christi sein, die Kirche nicht mehr katholisch, die Menschen noch viel weniger. Zerstörung aller Orten durch Kriege und „Klima“-Katastrophen. Das christliche Abendland ist vorbei, ob Afrika uns rettet oder das Ende bevorsteht? Niemand kennt die Stunde. Dennoch ist es Gottes Wille, der sichtbar wird.
Das beste was man noch sagen könnte ist, dass die wenigstens offen sagen, wessen Geistes Kind die LGTB-Propaganda bzw. Zwang ist.
Nämlich, ganz einfach, die des Teufels!