Das Verschwinden und Wiederauftauchen eines Kardinals

Panama


Panamas Polizeichef John Dornheim begrüßt Kardinal Lacunza, der von der Polizei gefunden worden war. Was war geschehen?
Panamas Polizeichef John Dornheim begrüßt Kardinal Lacunza, der von der Polizei gefunden worden war. Was war geschehen?

(Pana­ma) Inner­halb weni­ger Stun­den sorg­ten zwei Mel­dun­gen für Auf­se­hen. Zunächst wur­de gemel­det, daß der aus Pam­plo­na in Spa­ni­en gebür­ti­ge Kar­di­nal José Luis Lacun­za Mae­s­tro­juán, Bischof von David in Pana­ma, ver­schwun­den sei. Von dem Pur­pur­trä­ger fehl­te seit dem 30. Janu­ar jede Spur.

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Die Nach­richt wur­de von der Pana­mai­schen Bischofs­kon­fe­renz mit der eigen­hän­di­gen Unter­schrift aller Bischö­fe bekannt­ge­ge­ben. Es wur­de also das Schlimm­ste befürch­tet. Gestern wur­de eine ent­spre­chen­de Erklä­rung von der Erz­diö­ze­se Pana­ma-Stadt in den sozia­len Medi­en ver­brei­tet. Kar­di­nal Lacun­za gehört als Bischof von David der Pana­mai­schen Bischofs­kon­fe­renz an.

Kar­di­nal Lacun­za wur­de 1944 im spa­ni­schen Navar­ra gebo­ren. Er trat 1963 in den Augu­sti­ner-Rekol­lek­ten­or­den ein. 1967 leg­te er die fei­er­li­chen Ordens­ge­lüb­de ab und wur­de 1969 zum Prie­ster geweiht.

Zunächst unter­rich­te­te er an ordens­ei­ge­nen Schu­len in Spa­ni­en und wur­de dann in den 70er Jah­ren vom Orden nach Pana­ma ent­sandt. Dort unter­rich­te­te er am Ordens­gym­na­si­um San Agu­stín Reli­gi­on, Latein und Phi­lo­so­phie. 1979 wur­de er Rek­tor des Gym­na­si­ums und über­nahm auch Lei­tungs­funk­tio­nen in der mit­tel­ame­ri­ka­ni­schen Ordens­pro­vinz der Augu­sti­ner-Rekol­lek­ten. 1980 wur­de er Direk­ti­ons­mit­glied der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät San­ta Maria la Anti­gua in Pana­ma und 1985 deren Rek­tor. Ab 1984 war er auch Mit­glied des Prie­ster­rats der Erz­diö­ze­se Pana­ma und Regens des erz­bi­schöf­li­chen Prie­ster­se­mi­nars, dann auch Gene­ral­vi­kar und Bischofs­vi­kar für Erzie­hung und Bil­dung und die Haupt­stadt Pana­ma-Stadt. 1985 ernann­te ihn Papst Johan­nes Paul II. zum Weih­bi­schof von Pana­ma, 1994 zum Bischof von Chi­tré und 1999 zum Bischof von David. Von 2000 bis 2004 und von 2007 bis 2013 war Msgr. Lacun­za Vor­sit­zen­der der Pana­mai­schen Bischofs­kon­fe­renz.

2016 kre­ierte ihn Papst Fran­zis­kus über­ra­schend zum Kar­di­nal. Sei­ne Titel­kir­che in Rom ist San Giu­sep­pe da Coper­ti­no, eine 1956 errich­te­te Kir­che, seit 1979 Pfarr­kir­che, am süd­li­chen Stadtrand.

Links die Erklä­rung der Bischofs­kon­fe­renz über das Ver­schwin­den des Kar­di­nals, rechts die knap­pe Mit­tei­lung sei­nes Wiederauftauchens

Stun­den spä­ter mel­de­te die­sel­be Erz­diö­ze­se, aller­dings nur mehr das Pres­se­amt, in den sozia­len Netz­wer­ken die Auf­fin­dung des Kardinals.

Die kirch­li­chen Behör­den erzäh­len nicht die gan­ze Geschich­te. Was in der Lücke zwi­schen der ersten und der zwei­ten Mel­dung gesche­hen ist, wird ver­schwie­gen. In den spä­ten Abend­stun­den von gestern ver­öf­fent­lich­te auch die Natio­nal­po­li­zei von Pana­ma eine kur­ze Nach­richt samt Video auf Face­book:

„Unser Gene­ral­di­rek­tor John Dorn­heim spricht mit Kar­di­nal José Luis Lacun­za, der sich in Sicher­heit befin­det im Bezirk Boquete in der Pro­vinz Chiriquí.“

Der Kar­di­nal wur­de auf dem Bei­fah­rer­sitz eines Fahr­zeu­ges ohne Fah­rer ange­trof­fen (in Pana­ma gilt Links­ver­kehr). In der Orts­kir­che herrscht Freu­de und Dank­bar­keit, daß der Kar­di­nal „lebend und bei Gesund­heit“ gefun­den wur­de. Die Ermitt­lun­gen der Poli­zei sind im Gange.

Am kom­men­den 24. Febru­ar wird Kar­di­nal Lacun­za sein 80. Lebens­jahr voll­enden und sein Wahl­recht im Kon­kla­ve verlieren.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Face­book (Screen­shots)

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