
Die Ortega-Murillo-Diktatur hat den Franziskanern den Rechtsstatus entzogen, berichtete gestern die regimenahe Tageszeitung La Gaceta.
Die nicaraguanische Regierung hat am Dienstag dem Minoritenorden und sechzehn Nichtregierungsorganisationen, von denen einige mit der katholischen Kirche oder evangelikalen Gemeinschaften verbunden sind, den Rechtsstatus aberkannt und ihr Vermögen beschlagnahmt.
In der Vergangenheit ist es bereits zahlreichen Orden, Universitäten, Schulen, Organisationen, Institutionen, auch der Caritas, so ergangen. Die Begründung der Behörden ist immer die gleiche. Den Betroffenen wird vorgeworfen, nicht rechtzeitig ihre Finanzierungsquellen offengelegt zu haben. In Wirklichkeit werden die Unterlagen zeitgerecht abgegeben, aber die Annahme von der zuständigen Behörde verweigert. Es handelt sich um ein übles Spiel der sandinistischen Diktatur.
Insgesamt sind seit den Unruhen von 2018 mehr als 3.000 Nichtregierungseinrichtungen davon betroffen. Damals kam es zu landesweiten regierungskritischen Kundgebungen, die vom Ortega-Murillo-Regime gewaltsam niedergeschlagen wurden. Dabei kamen mindestens 300 Demonstranten ums Leben. Seither macht Ortega die katholische Kirche dafür verantwortlich, ihn stürzen zu wollen.
Vergangene Woche wurden zwölf Priester unter der Bedingung aus der Haft entlassen, daß sie Nicaragua verlassen und ins Exil gehen. Sie wurden mit einem Flugzeug nach Rom gebracht. An der kirchenfeindlichen Praxis änderte diese Einigung aber nichts, wie die jüngsten Verbote zeigen.
Zu den nun aufgelösten Einrichtungen gehören alle Schule des Minoritenordens, darunter auch eine in der Diözese Matagalpa. „Die Nationalpolizei kam in den Unterricht und erklärte, die Schule sei geschlossen und schickte die Schüler nach Hause. Man werde ihnen mitteilen, wann sie wieder zur Schule gehen könnten. Es wurden keine weiteren Erklärungen abgegeben.“
Das Schulgebäude und die Schulkonten wurden beschlagnahmt. Alle Computer wurden sofort mitgenommen. Es ist noch unklar, wie zunächst den Lehrern mitgeteilt, ob der Schulbetrieb unter staatlicher Führung fortgesetzt wird.
Die Auflösung der Schule erfolgte wenige Stunden, nachdem dem Minoritenorden, dem Träger der Schule, die Anerkennung in Nicaragua aberkannt worden war.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL