Von Zipfelmützen und Nikolausrobotern

Nachgedanken zum 6. Dezember


Eine neue Attraktion im Paderborner Heinz Nixdorf MuseumsForum: Mit dem Nikolaus-Roboter wollen HNF-Geschäftsführer Dr. Jochen Viehoff (links) und Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen Kindern eine kleine Freude machen und zugleich ein Zeichen für Nächstenliebe setzen. Foto: Sergei Magel/HNF.
Eine neue Attraktion im Paderborner Heinz Nixdorf MuseumsForum: Mit dem Nikolaus-Roboter wollen HNF-Geschäftsführer Dr. Jochen Viehoff (links) und Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen Kindern eine kleine Freude machen und zugleich ein Zeichen für Nächstenliebe setzen. Foto: Sergei Magel/HNF.

Von einer Katholikin

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Sie gehö­ren in Geschäf­ten dazu wie die Papp­na­sen oder kar­ne­val­esker Kopf­schmuck an Fasching: die weiß­be­bom­mel­ten roten Zip­fel­müt­zen, meist wohl made in Chi­na. Spä­te­stens seit Advent­be­ginn kann man ihnen nicht ent­rin­nen, will man denn nicht auf fri­sche Bröt­chen und ande­res Back­werk verzichten.

Das Bäcke­rei­fach­per­so­nal trägt sie, beim Metz­ger ist man auch nicht sicher, und die Scho­ko­la­den­in­du­strie hat­te schon gan­ze Batail­lo­ne roter Zip­fel­ka­pu­zen­trä­ger in die Rega­le der Super­märk­te geschickt, als die Bäu­me noch grün waren und die Son­ne wärm­te. Dort fir­mie­ren die Weih­nachts­män­ner im schlimm­sten Fall auch noch als Scho­ko­ni­ko­läu­se. Die­se jedoch sucht man meist ver­ge­bens und die Wer­bung stopft am Niko­laus­abend ganz unge­niert Weih­nachts­män­ner in die Stie­fel der Kin­der. Wozu auch ein Niko­laus mit Stab und Mitra als Scho­ko­la­den­ein­tags­flie­ge, wenn sein ent­ar­te­tes Deri­vat sich inter­kul­tu­rell geeig­net in einer säku­la­ri­sier­ten Advents- und Weih­nachts­zeit aus­gie­big ver­mark­ten läßt. Das führt mit­un­ter sogar dazu, daß ver­irr­te Scho­ko­ni­ko­läu­se im Super­markt­re­gal zum Weih­nachts­mann degra­diert wer­den, wohl um die Fehl­be­stel­lung zu kaschie­ren, wäh­rend Wer­be­mit­tel­ver­trei­ber im Inter­net den Weih­nachts­mann einer bekann­ten Scho­ko­la­den­fir­ma als Niko­laus anprei­sen – war­um auch immer. Läuft offen­sicht­lich. Die Trans­for­ma­ti­on scheint abge­schlos­sen und Niko­laus ist kaum mehr als ein alter­tüm­li­ches Syn­onym für Weih­nachts­mann, wer­be­py­cho­lo­gisch nutz­bar, um einen Hauch gute alte Zeit zu verbreiten.

Umso ver­dienst­vol­ler ist da die Advents­kam­pa­gne des Boni­fa­ti­us­wer­kes der deut­schen Katho­li­ken, das seit über 20 Jah­ren unter dem Mot­to „Weih­nachts­mann­freie Zone“ den hei­li­gen Niko­laus als Freund der Kin­der und Hel­fer in Not und als Vor­bild für christ­lich inspi­rier­tes Han­deln wie­der stär­ker bekannt machen will. Zu den Aktio­nen gehört natür­lich auch der Ver­kauf von Scho­ko­ni­ko­läu­sen mit Mitra und Bischofs­stab. Wie sehr Auf­klä­rung hier not­tut, um dem ver­zip­fel­mütz­ten und ver­welt­lich­ten Niko­laus wie­der sei­ne Wür­de wie­der­zu­ge­ben, zei­gen Umfra­gen in Fuß­gän­ger­zo­nen zu Niko­laus und Weih­nachts­mann, deren Ergeb­nis­se genau­so kata­stro­phal aus­fal­len wie man­che Stu­den­ten­be­fra­gung in Ber­lin zum The­ma DDR.

Das welt­größ­te Com­pu­ter­mu­se­um, das Pader­bor­ner Heinz Nix­dorf Muse­ums­Fo­rum unter­stützt die Advents­kam­pa­gne. Vom 6. bis 24. Dezem­ber rollt dort der Muse­ums­ro­bo­ter Pep­per durch die Aus­stel­lung, als Bischof mit Stab und Mitra ver­klei­det. Der inter­ak­ti­ve Robo­ter erzählt v. a. den Kin­dern vom hei­li­gen Niko­laus von Myra und ver­teilt Süßigkeiten.

HNF-Geschäfts­füh­rer Vie­hoff betont, daß der Robo­ter als Geschen­ke ver­tei­len­der Niko­laus eine gro­ße Attrak­ti­on sein wer­de, womit er auch zu einem „Bot­schaf­ter des guten Wil­lens“ würde.

Mon­si­gno­re Georg Austen, Gene­ral­se­kre­tär des Boni­fa­ti­us­wer­kes, betont, Wer­te wie „Näch­sten­lie­be und Unei­gen­nüt­zig­keit“ soll­ten mit der Akti­on geför­dert werden.

„Der Robo­ter erschließt im HNF auf unge­wöhn­li­che Wei­se das Wir­ken des Hei­li­gen Niko­lau­ses und baut somit eine Brücke die­ser wert­vol­len Tra­di­ti­on in die heu­ti­ge Zeit. Und er berei­tet den Kin­dern im Sin­ne des Hei­li­gen Niko­lau­ses eine klei­ne Freu­de. Aber natür­lich bleibt die Begeg­nung von Mensch zu Mensch am wichtigsten.“

Das klingt nun aller­dings ein klein wenig über­höht, und beim Anblick des stil­ä­u­gi­gen Robo­ters als Bischof Niko­laus kön­nen die Geschmäcker der Gro­ßen durch­aus aus­ein­an­der­ge­hen. Es steht außer­dem zu befürch­ten, daß die Auf­merk­sam­keit der Klei­nen eher dem Robo­ter und sei­nen Süßig­kei­ten als den Geschich­ten über den Niko­laus gilt und sie sei­ne „Näch­sten­lie­be“ nicht als sol­che erfas­sen kön­nen. Sehen wir es also als net­ten Ver­such, der Zip­fel­müt­zen­über­macht etwas entgegenzusetzen.

Direkt von Mensch zu Mensch gelang das dem Regens­bur­ger Bischof Rudolf Voder­hol­zer in Eden­stet­ten ganz ohne Süßig­kei­ten sicher nach­hal­ti­ger. Am zwei­ten Advents­sonn­tag ent­sand­te er dort bei einem Pon­ti­fi­kal­got­tes­dienst in St. Niko­laus vier Niko­lau­se. Den Kin­dern beant­wor­te­te er ihre Fra­gen und erklär­te Hir­ten­stab, Mitra, Bischofs­ring und Brustkreuz.

„Bischof Niko­laus ist etwas ganz ande­res als der Weih­nachts­mann. Er trägt eine Mitra, kei­ne Zip­fel­müt­ze. Ich stel­le mich ganz ent­schie­den gegen eine Ver­zip­fel­müt­zung von Weih­nach­ten“, beton­te der Bischof in sei­ner Predigt.

Der 6. Dezem­ber ist ver­stri­chen. Die Zip­fel­müt­zen blei­ben. Aber in einer ganz ande­ren Hin­sicht gibt es viel­leicht uner­war­tet Hoff­nung. Ver­mitt­lungs­agen­tu­ren für Niko­lau­se und Weih­nachts­män­ner berich­ten näm­lich, daß es nach wie vor ein rei­ner Män­ner­job sei. Für Weih­nachts­frau­en gebe es kei­ne Nach­fra­ge. Ein ech­tes Pro­blem ange­sichts eines Weihnachts-Fachkräftemangels.

„Wir hat­ten mal in einem Jahr drei Frau­en dabei, aber da haben wir dann zwei, drei Tage vor­her rich­tig Stress bekom­men, weil die Fami­li­en das nicht woll­ten. Das sind eigent­lich nur die Eltern, die Kin­der mer­ken das gar nicht. Die Frau­en machen das genau so toll, aber irgend­wie funk­tio­niert das nicht.“

Dar­über könn­ten sich gewis­se Bischö­fe durch­aus ein­mal Gedan­ken machen und dabei gleich noch über­le­gen, war­um auch sie eine Ohr­fei­ge des Niko­laus ver­dient hätten.

Bild: Ser­gei Magel/​HNF

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1 Kommentar

  1. Der Robo­ter könn­te im Erz­bis­tum bald zu ganz ande­ren Ein­sät­zen kom­men. Auf Emp­feh­lung des Gene­ral­vi­ka­ri­ats wer­den dort in vie­len Gemein­den die Kir­chen nicht mehr beheizt. Bei den aktu­el­len Außen­tem­pe­ra­tu­ren ist des­halb manch eine Kir­che bereits käl­ter als der hei­mi­sche Kühlschrank.
    Nach­dem so, abseh­bar erfolg­reich auch die letz­ten Gläu­bi­gen aus den Kir­chen ver­trie­ben wor­den sind, könn­te man doch den Niko­laus­ro­bo­ter als Beter­er­satz in die Got­tes­dien­ste schicken …

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