Die Rückkehr der „guten Wellen“

Päpstliche Friedensarbeit


Papst Franziskus und die rätselhaften buenas ondas, bonnes ondes, buone onde und guten Wellen.
Papst Franziskus und die rätselhaften buenas ondas, bonnes ondes, buone onde und guten Wellen.

(Rom) Am 2. Dezem­ber emp­fing Papst Fran­zis­kus eine Dele­ga­ti­on der Lea­ders pour la Paix. Dabei tauch­te auch eine Kurio­si­tät in den For­mu­lie­run­gen des Kir­chen­ober­haup­tes wie­der auf.

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Die fran­zö­si­sche Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on Lea­ders pour la Paix (Füh­rer für den Frie­den) ist seit 2018 aktiv. Seit 2019 ver­öf­fent­licht sie einen Jah­res­be­richt über geo­po­li­ti­sche Risi­ken und einer Ana­ly­se „von zwei oder drei regio­na­len Kri­sen, die glo­bal wer­den könn­ten“. Die NGO will eine „öffent­li­che Kri­sen­päd­ago­gik“ för­dern, um mit „inno­va­ti­ven Ansät­zen zur Erneue­rung des Den­kens und der Metho­den des Frie­dens“ bei­zu­tra­gen. Dabei geht es vor allem dar­um, „Staats- und Regie­rungs­chefs und die öffent­li­che Mei­nung für die Gefah­ren bewaff­ne­ter Kon­flik­te zu sensibilisieren“. 

In ihrem Jah­res­be­richt 2022 bewegt sich die NGO bei aller bemüh­ter Neu­tra­li­tät eng ange­lehnt an die glo­ba­li­sti­sche Agen­da, was bereits die häu­fi­ge Nen­nung des Welt­wirt­schafts­fo­rums von Klaus Schwab als Ori­en­tie­rungs­punkt bestä­tigt. Nicht erwünsch­te The­men oder Sicht­wei­sen blei­ben ent­spre­chend ausgeklammert.

Vor­sit­zen­der von Lea­ders pour la Paix ist der ehe­ma­li­ge fran­zö­si­sche Pre­mier­mi­ni­ster Jean-Pierre Raf­fa­rin (2002–2005). Von 1993 bis 1997 war Raf­fa­rin zunächst Spre­cher, dann Gene­ral­se­kre­tär der bür­ger­li­chen Uni­on pour la démo­cra­tie fran­çai­se (UDF), der auch sein Par­tei­freund und ehe­ma­li­ge Staats­prä­si­dent Gis­card d’Estaing angehörte.

Eine ähn­li­che Begeg­nung zwi­schen Papst Fran­zis­kus und den Lea­ders pour la Paix fand bereits im Sep­tem­ber 2021 statt. Enge Kon­tak­te der NGO bestehen auch zur Gemein­schaft von Sant’
Egi­dio
.

Eine jener mar­kan­ten und unge­wöhn­li­chen For­mu­lie­run­gen von Fran­zis­kus, die Fran­zis­kus erst inter­na­tio­nal bekannt mach­te, tauch­te am ver­gan­ge­nen Frei­tag wie­der auf. Als er eine Dele­ga­ti­on der Lea­ders pour la Paix emp­fing, sag­te er am Ende sei­ner auf ita­lie­nisch gehal­te­nen Anspra­che:

„Für Sie alle und Ihre Arbeit rufe ich die gan­ze Gna­de Got­tes an und bit­te Sie, nicht zu ver­ges­sen, für mich zu beten. Und wenn jemand von Ihnen nicht betet, weil er nicht weiß, wie es geht, oder es nicht kann, dann schicken Sie mir wenig­stens gute Wel­len: Ich brau­che sie für die­se Arbeit! Ich dan­ke Ihnen.“

Die „buo­ne onde“ wur­den auf der offi­zi­el­len Inter­net­sei­te des Hei­li­gen Stuhls sowohl im Ori­gi­nal­text als auch in der fran­zö­si­schen Über­set­zung („bon­nes ondes“) unter Anfüh­rungs­zei­chen gesetzt, in der eng­li­schen Über­set­zung als good waves ohne Anfüh­rungs­zei­chen wiedergegeben. 

Erst­mals gebrauch­te Fran­zis­kus die rät­sel­haf­te Wort­wahl „bue­nas ondas“ im Juli 2015 beim Tref­fen mit lin­ken Volks­be­we­gun­gen in Boli­vi­en. Da der Über­set­zungs­dienst des Vati­kans schon damals nichts damit anzu­fan­gen wuß­te, wur­den die Wor­te auf deutsch unter Anfüh­rungs­zei­chen wört­lich als „gute Wel­len“ übersetzt.

Im Novem­ber des­sel­ben Jah­res wie­der­hol­te er sie bei sei­nem Besuch in Kenia. Spa­ni­sche Vati­ka­ni­sten scherz­ten: Der Papst wünsch­te offen­bar ein Auto der Mar­ke Hon­da, denn ein sol­ches Fahr­zeug erwar­te­te ihn am Flug­ha­fen von Nairobi.

Am 12. Dezem­ber 2016 bedank­te sich Fran­zis­kus bei Ada Colau, der links­ra­di­ka­len Bür­ger­mei­ste­rin von Bar­ce­lo­na, für ihre Teil­nah­me an einer Tagung über Flücht­lin­ge und Migra­ti­on im Vati­kan und sag­te zu ihr:

„Ver­ges­sen Sie nicht, für mich zu beten, oder wenn Sie nicht beten, den­ken Sie bit­te an mich, und sen­den sie mir eine gute Welle.”

Auch am 12. Sep­tem­ber 2020 sag­te Fran­zis­kus beim Emp­fang der Bewe­gung Lau­da­to si’ im Vatikan:

„Ich dan­ke Ihnen für Ihre Gebe­te. Jene von Ihnen, die beten, bit­te ich zu beten, und jene, die nicht beten, bit­te ich, mir zumin­dest ‚gute Wel­len’ zu schicken, ich brau­che es!“ [lacht, Applaus].

Offen­bar ist das die Gruß- und Wunsch­for­mel, die Papst Fran­zis­kus gegen­über Per­so­nen gebraucht, die nicht gläu­big sind bzw. von denen Fran­zis­kus nicht sicher ist, ob sie gläu­big sind. Ob die rät­sel­haf­ten Wor­te eine spi­ri­tu­el­le Wir­kung haben?

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)


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