
(Dublin) Am 29. Dezember ernannte Papst Franziskus einen neuen Erzbischof von Dublin. Dieser zeigte sich umgehend erkenntlich und dankte ihm seine Beförderung, indem er sich für die Zulassung des Frauendiakonats und eine „flexible“ Handhabung des priesterlichen Zölibats aussprach.
Am 29. Dezember nahm Franziskus den Rücktritt von Msgr. Diarmuid Martin als Erzbischof von Dublin und Primas von Irland an. Erzbischof Martin hatte am vergangenen 8. April sein 75. Lebensjahr vollendet und das im Kirchenrecht vorgesehene Rücktrittsgesuch eingereicht. Auf dieses griff der Papst zurück, nachdem er dem irischen Primas durch die achtmonatige Verlängerung der Amtszeit sein Wohlwollen zum Ausdruck gebracht hatte.
Am selben Tag ernannte Franziskus Msgr. Dermot Farrell zum neuen Erzbischof von Dublin und Primas von Irland, das bis zur Jahrtausendwende als das katholischste Land Westeuropas galt. Dann kippte die Stimmung im Land, wobei kirchenfeindliche Kräfte tatkräftig mitmischten.
Irlands Priesterausbildung
Dermot Farrell, Jahrgang 1954, wurde 1980 für das Bistum Meath zum Priester geweiht. An der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom wurde er 1988 in Dogmatik promoviert. Er erhielt darauf einen Lehrauftrag am St. Patrick’s College in Maynooth, dem nationalen Priesterseminar Irlands, an dem er selbst ausgebildet worden war. Das College verfügt über den Status einer Päpstlichen Universität und kann akademische Grade in Philosophie, Theologie und Kirchenrecht verleihen. 2009 wurde Farrell auch Generalvikar seines Heimatbistums.

Von 1993 bis 2007 hatte Farrell zentrale Positionen am St. Patrick’s College inne. Zunächst war er Assistent des Rektors, dann stellvertretender Rektor und ab 1996 Rektor. 1994 mußte der damalige Rektor, Micheal Ledwith, zurücktreten. Die Gründe – homosexueller Mißbrauch von Minderjährigen – wurden erst später bekannt. Ledwith wurde 2005 laisiert und ist heute als New-Age-Buchautor und Vortragender international aktiv.
Die Zahl der Seminaristen am St. Patrick’s College brach schnell ein und sank von Hunderten auf 40. 2016 erfolgte eine schockierende Maßnahme. Im Sommer jenes Jahres wurde bekannt, daß der damalige Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, die Seminaristen ganz aus dem College abzog und in das Päpstliche Irische Kolleg nach Rom schickte. Grund dafür war, daß am nationalen Priesterseminar von Irland eine „Atmosphäre einer homosexuellen, schwulen Kultur“ entdeckt wurde. Unter Seminaristen sei die Verwendung einer App für Schwulen-Dates weit verbreitet gewesen.
Von Msgr. Farrell, der fast 15 Jahre eine führende Rolle am Seminar gespielt hatte, war dazu nichts zu hören. 2018 wurde er vielmehr zum Bischof von Ossory ernannt und 21 Monate später nun zum Erzbischof von Dublin und Primas von Irland. Zur Ernennungspolitik von Papst Franziskus siehe: „Er sucht den progressivsten Kandidaten“.
Die Signale zum Einstieg
Als solcher gab er der Irish Times sein erstes Interview, das in der Wochenendausgabe vom 2. Januar veröffentlicht wurde. Darin zeigte sich Msgr. Farrell erkenntlich für seine Beförderung auf den höchsten Bischofsstuhl Irlands, indem er sich für die Zulassung von Diakoninnen aussprach. Die Zeitung titelte entsprechend:
„Neuer Erzbischof unterstützt Diakoninnen.“
Die größte Barriere, so Erzbischof Farrell, gegen die Einführung von „Priesterinnen“ in der katholischen Kirche sei „wahrscheinlich die Tradition und nicht die Heilige Schrift“.
Die Einführung von Priesterinnen drohe, so die Befürchtung des Erzbischofs, die Kirche zu spalten. Daher sprach er sich dafür aus, zumindest Frauen als Diakone zuzulassen. Das würde ihm „sehr gefallen“.
Auch zum priesterlichen Zölibat zeigte sich der ernannte Erzbischof „flexibel“. Das Modell der Orthodoxen könne auch als mögliches künftiges Modell für die katholische Kirche diskutiert werden. Natürlich verzichtete Msgr. Farrell gleichzeitig nicht, zu betonen, daß er im priesterlichen Zölibat einen „wichtigen Teil der katholischen Tradition“ sehe. Offenbar so „wichtig“, daß man ihn gleich entsorgen möchte.
Erzbischof Farrell beklagte zugleich einen starken Rückgang der Einnahmen. Dort, wo der Priester auch in Corona-Zeiten „sichtbar war“, hätten die Menschen mit „Großzügigkeit“ geantwortet. Wo das nicht der Fall war, gab es starke Einbußen. Mit Sichtbarkeit in Corona-Zeiten meinte der Erzbischof „über Webcam, auf Facebook“.
Die Zusammenlegung von Pfarreien im Erzbistum Dublin werde „fortgesetzt“, so Farrells Ankündigung. Es gehe darum, „alle diese Strukturen zu beseitigen, die aus einer anderen Zeit stammen“.
Die offizielle Amtseinführung von Msgr. Farrell als Erzbischof von Dublin ist für den 2. Februar geplant.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: The Irish Times/Wikicommons (Screenshot)