
(Rom) Das Californian Wine Institute veröffentlicht seit 2012 alle zwei Jahre eine internationale Reihung der Staaten nach Weinkonsum. Der Vatikan führt seit dem Anfang die Liste konkurrenzlos an. Auch die fünfte Ausgabe bestätigte den Primat des Kirchenstaates.
Gewertet wird zwar nicht die Qualität der Weine, sondern die Quantität, doch auch was die Erlesenheit des im Vatikanstaat konsumierten Rebensaftes anbelangt, dürften die Siegeslorbeeren sicher sein.
Die Zahlen für 2020 beziehen sich auf das Vorjahr 2019. Mögliche Corona-Interferenzen sind demnach nicht berücksichtigt. Der Vatikan hält mit 73,8 Litern pro Kopf den Rekord unter allen Staaten. Es folgen Frankreich mit 50,7 und Italien mit 48,2 Litern.
Mit der Bibel ließe sich das trefflich erklären, pflanzte doch Noah nach der Sintflut wieder den ersten Weinstock und wurde überhaupt zum Vater der Landwirtschaft. Von ihm ist auch die erste Trunkenheit der Menschheitsgeschichte überliefert, was Gott übrigens nicht tadelte.
Der Prophet Jesaja schildert den Himmel als „ein Festmahl für alle Völker“ auf dem Berg Zion „mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen“ (Jes 25,6).
Und das erste Wunder, das Jesus wirkte, war die Verwandlung von Wasser in Wein auf der Hochzeit zu Kana, worum ihn seine Mutter bat.
Der Bogen ließe sich bis zu Papst Franziskus schlagen, dessen Vorfahren aus Piemont stammten, wo sie mit der Rebsorte Barbera im Weinbau tätig waren.
Wenn die Menge des Weinkonsums im Kirchenstaat auf den ersten Blick erstaunen mag, so ist diese in Wirklichkeit leicht erklärbar. Die Berechnung des Californian Wine Institute erfolgt pro Kopf. Der Vatikan zählt nur rund 900 Einwohner, wird aber von einer deutlich größeren Anzahl von Personen frequentiert. Dazu zählen die Angestellten sowie Gäste und Besucher aus aller Welt. Zudem sind die tatsächlichen Einwohner zum Großteil Männer und eher fortgeschrittenen Alters. Der Kirchenstaat unterscheidet sich damit von der Bevölkerungszusammensetzung anderer Staaten, wo Frauen und Kinder selbst in Ländern mit beachtlicher Weinherstellung und ausgeprägter Weinkultur den Pro-Kopf-Durchschnitt senken. Rechnet man diese Faktoren ein, dürfte dem Vatikanstaat der Primat verlorengehen, und es gar nicht sicher sein, daß es für den dritten Platz hinter Frankreich und Italien reichen würde. Doch entsprechende Erhebungen liegen nicht vor. Allerdings, was ausdrücklich zu erwähnen ist: Der Meßwein wurde vom kalifornischen Institut nicht mitgerechnet. Geistliches und Weltliches bleiben getrennt, was von der Sache her angemessen und für manche vielleicht auch beruhigend ist.

Die Kirche hat, im Unterschied zu manchen protestantischen Strömungen, neben dem Wahren stets auch das Gute und Schöne geschätzt. Die Päpste gehörten in der Geschichte zu den bedeutendsten Kunstmäzenen. Namen wie Michelangelo, Raffaello und Bernini sind noch heute allgemein geläufig. Ohne Übertreibung läßt sich sagen, daß sie nicht minder eifrig die Veredelung des Weinbaus durch die Auswahl der besten Weingärten und die Förderung der tüchtigsten Winzer und Önologen unterstützten. Die Päpste waren die Promotoren, die nach allen Regeln der Kunst am Übergang vom Mittelalter zur Renaissance die Verbreitung von Rebsorten und die Ausweitung der Anbaugebiete vorantrieben. Das gilt nicht nur für das heutige Frankreich, jedoch besonders dort, wo sie auf wenig freundliches Geheiß des französischen Königs das Avignoner Exil verbringen mußten. Petrarca, der sich dort am päpstlichen Hof aufhielt, hinterließ sachdienliche, wenn auch ganz persönliche Anmerkungen zu den damaligen Kirchenoberhäuptern, besonders Benedikt XII. Sosehr das von Karl dem Großen geschaffene Kaiserreich seit 800 auch wieder zerfallend sein mochte: Zumindest die an der päpstlichen Tafel kredenzten Weine vereinten auf einzigartige Weise wie an keinem Fürstenhof das christliche Abendland. Auf Clemens VI. geht wenige Kilometer nordwestlich von Avignon der erste päpstliche Weingarten, „Bois de la Vieille“, in Chateauneuf-du-Pape zurück. In diesem Ort, den man auf deutsch mit „Papstneuenburg“ wiedergeben könnte, wird jener gleichnamige, charakterstarke Rotwein gekeltert und in den typischen Flaschen mit den Petrusschlüsseln und der Tiara abgefüllt.
Bekannter ist wahrscheinlich, daß das Bierbrauen seinen Ursprung in den Benediktinerabteien hatte, die sich über große Teile des Kontinents ausbreiteten und wo sie auch hinkamen, die Braukunst mitbrachten. Doch auch Dom Perignon (1638–1715), der den Champagner erfand, war ein Benediktinermönch.
Vor einigen Jahren untersagte Papst Franziskus im Kirchenstaat den Verkauf von Tabak. Während Zigarren und Zigaretten verbannt wurden, ist der Verkauf von Wein in allen Qualitätsstufen bis zu den edelsten Tropfen weiterhin gestattet. In keinem anderen europäischen Land sind die Weine auch des hohen Qualitätssegments zudem erschwinglicher als im Kirchenstaat, da Abgaben und Steuern wegfallen. Die Kirche meint es gut mit den Freunden eines Glases guten Weines.
Text: Andreas Becker
Bild: Vatican.va
Eine liebenswert amüsante Meldung.
Qua Bierkonsum war mit Sicherheit das bischöfliche Ordinariat von Gent (Belgien) Super-Weltmeister über viele Jahren, und wohl unter Bischof Luc van Looy, schwerste Alkoholproblematik und massiver Antransport von Bierkisten.
Im Rahmen einer Neuevangelisierung der Jugend veranstaltete er einmal einen Fernsehabend zu irgendeinem Welt- oder Europafußballcup mit 20 Bierkisten, die er bei den sehr wenigen eingetroffenen Jugendlichen dann selber austrinken „mußte“…
Als Nachfolger auf den Bischofssitz von Gent ernannte Franziskus und sein Vatikan dann einen echten Kneipenwirt, den Bierbrauer der Prämonstratenserabtei Orval.
Nach eigenen Erhebungen der Belgischen Bischofskonferenz (2019/2020 selbst publiziert und breit ventiliert) geht alles mit der Kirche in Belgien rasant zurück, außer die Produktion von Ordensbieren.
Hier wurde das Haus Seines Vaters nicht in eine Markthalle, sondern in eine Kneipe verwandelt.