
(Rom) Soncino, eine Gemeinde in der Lombardei mit 7.600 Einwohnern, gilt als einer der schönsten Orte Italiens. Die mittelalterlichen Stadtmauern sind vollständig erhalten. Die Einheimischen nennen ihren Ort, dessen Gründung auf die Ostgoten zurückgeführt wird, Sunsí. Hier starb 1259 Ezzelino da Romano, der wichtigste Gefolgsmann Kaiser Friedrichs II. in Reichsitalien und berühmteste Sproß des aus Franken stammenden Adelsgeschlechts der Hezilonen. Auch in diesen Tagen steht der Ort im Mittelpunkt eines Vorfalls wegen der staatlich verhängten Corona-Maßnahmen. Die katholische Online-Zeitung Nuova Bussola Quotidiana (NBQ) spricht von einem „beschämenden Zwischenfall“.
Ein Video macht derzeit in sozialen Netzwerken die Runde und wurde in Italien auch in Hauptnachrichtensendungen gezeigt. Zu sehen ist darauf Don Lino Viola, der am vergangenen Sonntag die Messe zelebrierte. Der 80 Jahre alte Priester ist Pfarrer der Pfarrei San Pietro Apostolo des Ortsteils Gallignano. Plötzlich betraten zwei Carabinieri (italienische Polizeieinheit) die Kirche. Sie forderten die Zelebration abzubrechen und händigten dem Priester einen Bußbescheid in der Höhe von zweimal 270 Euro aus, einmal gegen ihn und einmal gegen die Gläubigen.
Der Grund? Weil 13 Gläubige anwesend waren, verteilt über das geräumige Kirchenschiff in der Größe von gut 500 Quadratmetern. Zu viele, befand die Polizei. Ein anwesender Gläubiger hielt die Szene mit seinem Smartphone fest.
Don Viola unterbrach die Zelebration nicht, wie die Carabinieri es verlangten. „Entschuldigt, ich zelebriere!“, sagte er ihnen, wie auf dem Video zu hören ist, und setzte die Zelebration trotz aller Aufforderungen fort bis zum Ende.

Nach der Messe platzte dem Priester aber der Kragen ob der Arroganz der Staatsmacht. Die Maßnahme sei unverhältnismäßig.
„Es waren sieben Akolythen anwesend, drei Ministranten, zwei Sänger und zwei Lektoren, dazu noch sechs Gläubige, zwei Familien und eine alleinstehende Frau. Alle hatten in jüngster Zeit einen Todesfall und trauern. Die Messe habe ich auch für ihre lieben Verstorbenen zelebriert.“
Was Don Lino aber noch mehr enttäuscht und erzürnt, ist das Auftreten der Carabinieri. „Ich bin zutiefst empört“, so der Priester. Wie könne es sein, daß Polizisten bewaffnet mitten in eine Meßzelebration platzen, sie unterbinden wollen und um dem Zelebranten einen Bußbescheid auszuhändigen. So etwas habe er in seinen 80 Lebensjahren nicht erlebt.
„Ich zelebriere seit 55 Jahren, aber ein solcher Eingriff ist mir noch nicht untergekommen.
Sie sind mit ihren Waffen eingedrungen, was nicht erlaubt ist, und haben mir während der Zelebration einen Text vorgelesen, laut dem ich die Messe abbrechen hätte sollen. Ja wo sind wir denn?! Sind wir verrückt geworden?“
Der rüstige Priester fügt noch einen Gedanken hinzu:
„Mich würde wirklich interessieren, ob die Carabinieri auch den Mut hätten, bewaffnet und auf diese Art in eine Moschee einzudringen. Und dann erst die Reaktionen vieler unserer Politiker darauf!“
Die Polizei rechtfertigt sich lapidar mit dem Hinweis, man habe „nur“ getan, „was zu tun war“. Der Provinzkommandant der Carabinieri, Major Lorenzo Repetto, gab sich auf Anfrage der NBQ zugeknöpft: „Es wurden einige Personen gestraft. Sie können die ihnen zur Verfügung stehenden Rechtsmittel ausschöpfen.“

Die staatlich vorgeschriebenen Entfernungen zwischen den Anwesenden wurden eingehalten, so Don Lino, „wie die Carabinieri selbst sehen konnten“, und die von den Bischöfen angeordnete Aussetzung der Zelebrationen gehe den Staat „nichts an“. Die könne doch nicht die Staatsgewalt exekutieren.
„Ich habe gegen keine Regeln des Staates verstoßen und werde daher die Strafe nicht bezahlen. Auch die Gläubigen werden nicht bezahlen. Deren Bußbescheid bezahlt wenn schon die Pfarrei. Mein Fall wird vor Gericht gehen? Gut! Meine Kirche bleibt alle Tage offen und am kommenden Sonntag werde ich wieder zelebrieren.“
Der Pfarrer will sich an den Präfekten der Provinz wenden, der den Staat vor Ort vertritt und auch für die Sicherheit zuständig ist. Die Sache dürfte ein Nachspiel haben. Die Polizei darf nur bei Gefahr im Verzug in eine Kirche eindringen. Um zu unterstreichen, daß die Unterbrechung einer Meßzelebration nur in Extremfällen erlaubt ist, wird von Juristen als Fallbeispiel ein soeben stattgefundener oder drohender Mord genannt.
Das Strafgesetzbuch bestraft die Störung oder Verhinderung einer religiösen Handlung in Anwesenheit einer offiziellen Kultusperson als Turbatio sacrorum mit bis zu zwei Jahren Gefängnis. Die Tat wird ex officio, also von Amts wegen geahndet.
Die Turbatio ist durch das Video wohl ausreichend belegt. Bleibt noch die Frage nach der Dringlichkeit, die ein Abwarten bis zum Messende nicht erlaubte. Der Beleg dafür wird von den Carabinieri zu erbringen sein.
Den Sonntag verbrachte der Priester zwischen dem Carabinieri-Kommando und dem Büro des Bürgermeisters.
„Man muß sich das vorstellen: Auf dem Kommando hat man auf meinen Protest gegen die Meßunterbrechung geantwortet: ‚Aber ich weiß nicht, was Konsekration heißt?‘ Verstehen Sie? Ich habe dem Kommandanten darauf gesagt: ‚Was? Sie schicken Beamte in die Kirchen, die nicht einmal wissen, was eine Messe ist?‘“
Don Lino war nicht der einzige Priester, der am vergangenen Sonntag Besuch von der Polizei erhielt. NBQ schrieb zu diesen Fällen:
„Regierung und Bischofskonferenz zeigen, daß ihnen das Problem der Priester, die wegen der Ausübung ihres Amtes eingeschüchtert oder belangt werden, nicht am Herzen liegt. Es ist höchste Zeit, Gesetz und Ordnung wiederherzustellen und den Gläubigen den freien Zugang zur Messe wieder zu erlauben.“

Auch der seit Januar 2016 amtierende Bischof von Cremona, zu dessen Bistum Soncino gehört, meldete sich zu Wort – und läßt seinen 80 Jahre alten Priester im Regen stehen.
Man könnte auch sagen, daß er ihm in den Rücken fiel. In der bischöflichen Stellungnahme wird zwar bedauert, daß den Gläubigen „die Eucharistie entzogen“ wurde, doch gleichzeitig wird „mit Bedauern“ festgestellt, daß „das Verhalten von Don Lino Viola im Widerspruch zu den staatlichen Normen und den kanonischen Richtlinien“ gewesen sei, „die seit mehreren Wochen das liturgische und sakramentale Leben der Kirche bedingen“.
Der Avvenire, die Tageszeitung der italienischen Bischöfe, veröffentlichte umgehend die Stellungnahme des Bischofs. Offensichtlich will man andere Priester davon abhalten, dem Beispiel von Don Lino zu folgen. Die Bestätigung als treuer Erfüllungsgehilfe des Staates scheint für die Bischöfe Priorität zu haben.
Weder die Diözese noch die Tageszeitung der Bischöfe äußerte ein Wort der Verteidigung für den betagten Priester, der nichts anderes getan hat, als seine Amtspflichten zu erfüllen und die Messe und das Altarsakrament zu verteidigen. Mit seinen 80 Jahren könnte Don Lino sich zurücklehnen und bequem darauf verweisen, zu der vom Coronavirus gefährdeten Risikogruppe zu gehören. Doch nichts dergleichen kommt ihm in den zahlreichen Interviews über die Lippen, die er seit Sonntag geben mußte. Er handelt und denkt wie ein Priester.
Die Reaktion der kirchlichen Hierarchie ist nicht nur für Don Lino enttäuschend. Es birgt auch die Gefahr eines weiteren Präzedenzfalles, der den Staat dazu verleiten könnte, sich immer größere „Freiheiten“ zu erlauben und immer ungenierter und arroganter in die Angelegenheiten der Kirche einzugreifen und deren Freiheiten zu beschneiden.

Allein die Lega kümmert sich auf politischer Ebene um die Sache. Der Rechtsanwalt und Senator der Lega Simone Pillon nahm gestern zum Vorfall von Soncino Stellung:
„Seit Wochen hat man uns ohne Messe gelassen. Unser Tagesordnungspunkt im Senat wurde bereits vor zehn Tagen angenommen, doch die Regierung hat seither nichts unternommen. Damit hat Schluß zu sein. Alle Instrumente, um die Sicherheit der Gläubigen zu garantieren, sind vorhanden. Worum wir uns hingegen kümmern müssen, ist, die Messe wieder zugänglich zu machen – wenn wir daran glauben.“
Nur am Rande sei angemerkt, daß es nicht nur in Italien vorkommt, daß Polizisten ohne Not und unter Mißachtung elementarer Hausrechte im Stechschritt durch Kirchen marschieren. Auch nördlich der Alpen scheinen in der Polizeiausbildung die entsprechenden Strafrechtsparagraphen zum Schutz der Kirche und des Kultus nicht immer in gebührendem Maße vermittelt zu werden. Dazu gehört auch, daß Religion nicht gleich Religion und Kirche nicht gleich Kirche ist. In einer Moschee versammeln sich die Menschen, um gemeinsam zu beten, ebenso in einigen christlichen Konfessionen. In einer katholischen Kirche ist Gott im Altarsakrament selbst anwesend, es gibt ein Allerheiligstes, das ist eine mit den anderen religiösen Realitäten nicht zu vergleichende Ebene, die weit höher liegt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: NBQ/Wikicommons
Bedauerlicherweise scheinen nur noch „Judase“ in den höchsten Ämtern der Kirche zu sitzen, die anstatt einen treuen Hirten zu unterstützen, ihn verraten, anstatt die Rechte der Kirche zu schützen, diese aufgeben, anstatt für die Gläubigen ein Anker in der Not zu sein, diese allein lassen. Es ist ein Jammer.
Das ist doch nichts Neues. Seit dem Tod des letzten heiligmäßigen Papstes Pius XXII. haben die Helfer des Fürsten der Welt die Kirche untergraben und alle Schlüsselpositionen besetzt.
Der Rauch der Finsternis ist vom Petersdom bis in die kleinste Bergkapelle eingedrungen.
Wundert Ihr Euch wirklich noch über das was dort passiert ?
Don Viola ist ein Diener Gottes nach meiner Überzeugung.
Sehr gerne würde ich einer Messe bei ihm beiwohnen.
In meiner katholischen fränkischen Heimat gibt es solche Priester nicht mehr.
Ich kann aber nicht, entgegen meiner Überzeugung, eines Priester Gottesdienstes beiwohnen, welcher Homoehen segnet und andere Gräuel im Hause des Herrn verübt.
Somit bin ich nun praktisch gesehen seit etwa 3 Jahren ohne heilige Messe und behelfe mich mit Gleichgesinnten in der Zusammenkunft, um Jesus in unsrer Mitte einzuladen.
Leider!!! Ohne heilige Eucharistie.
Ich befürchte, dass dieses Problem bereits in weiten Teilen unseres Landes vakant ist, es aber die meisten Gläubigen nicht interessiert, wenn sie die Messe nur noch durch „laue“ Priester erfahren dürfen.
Mich interessiert es aber sehr, ob „mein“ Priester ein wirklicher Diener Gottes ist oder ein Diener der weltlichen Allerleikirche.
Für mich stellt sich somit ein andauerndes Problem, da ich keiner dem Herrn gefälligen Messe beiwohnen kann in meiner Gegend (und ich zudem nicht mobil bin).
Und bedauerlicherweise kann ich auch keine Kraft durch das Wirken Franziskus verspüren. Ganz im Gegenteil hadere ich mit vielen Gesten und Aussagen seitens Bergoglios, sodass ich mich mitunter frage, ob ich noch ein wirklicher Christ bin.
Ich denke (jedenfalls bemühe ich mich sehr), meine katholische Ausprägung nicht verlieren zu wollen.
Rein faktisch wird es seitens der katholischen Kirche immer schwieriger für mich (und von Protestanten, ZJ, Adventisten etc rede ich eh partout nicht) meinen Glauben auch zelebrieren zu dürfen in der Gemeinschaft. Wie gesagt, Homoehensegner wie auch Kardinäle (Marx), welcher am Tempelberg sein Kreuz niederlegt, um nicht „heidnische Muslime“ zu erzürnen, kann ich nicht als Priester Gottes akzeptieren.
Don Viola ist m.E. ein wirklicher Priester, so wie er sich gemäss obigen Artikel verhalten hat.
Möge er standhaft bleiben, jetzt in der Zeit der grossen Trübsal und mehr noch in der Zeit der grossen Drangsal.
Sicher haben doch auch andere hier ein ähnliches Problem wie ich.
Wie löst ihr es für euch?