Von Roberto de Mattei*
Die Nachricht ist unglaublich, aber leider wahr. Aus Angst vor dem Coronavirus wurden von den Verantwortlichen des Marienheiligtums von Lourdes „vorsorglich“ und „bis auf weiteres“ alle Wasserbecken geschlossen. Das wurde vom Heiligtum selbst am 1. März bekanntgegeben.
Die Wasserbecken von Lourdes sind Becken, in die Pilger für einige Sekunden einzeln eingetaucht werden, um daraus physischen und geistlichen Gewinn zu erhalten. Der Ort, von dem das Wasser fließt, wurde im Februar 1858 von der Gottesmutter selbst der heiligen Bernadette enthüllt. Das Wasser erwies sich als wundertätig und hat seitdem nie aufgehört zu fließen. Jedes Jahr kommen Millionen von Pilgern nach Lourdes, und etwa 80.000 von ihnen baden in den Becken. Tausende und Abertausende von Heilungen finden statt. Nach einer strengen Prüfung erkannte die Kirche offiziell rund 80 davon als Wunder an: Neunundvierzig Menschen wurden gesund durch Kontakt mit dem Lourdes-Wasser und neununddreißig in den Becken.
Das wahre Wunder von Lourdes sind jedoch nicht diese wundersamen Heilungen, sondern die sowohl geistlichen als auch körperlichen thaumaturgischen Wirkungen eines Wassers, in das täglich Hunderte von Kranken eintauchen, die von den verschiedensten Krankheiten betroffen sind, einschließlich Wunden und Hautläsionen, ohne daß jemals irgendeine Ansteckung aufgetreten ist. Das Wasser, das früher zweimal pro Woche gewechselt wurde und jetzt jeden Tag, ist voller Keime, aber ich wiederhole, während dieser Bäder wurde noch nie eine Person infiziert.
Nun, wenn sich in Europa eine Epidemie ausbreitet, dann gibt es einen Ort, auf den zurückgegriffen werden sollte, ein unfehlbar geschützter Ort, und der ist das Heiligtum von Lourdes. Lourdes ist der Ort der Heilung für die Seele und den Körper schlechthin. Wer in Lourdes im selben Wasserbecken wie ein Coronavirus-Patient baden würde, wäre sicher, nicht angesteckt zu werden, weil die Wasserbecken von Lourdes keine Orte der Sünde, sondern des Glaubens sind. Es ist der Glaube, nicht die Medizin, der Wunder ermöglicht. Das Wunder ist ein Göttliches Eingreifen, das allen menschlichen Kräften überlegen ist, und wer die Möglichkeit des Wunders leugnet, der leugnet auch die Existenz Gottes. Wer den wundertätigen Charakter des Lourdes-Wassers leugnet, wer befürchtet, daß die Wasserbecken von Lourdes Ansteckungen hervorrufen könnten, leugnet die Kraft Gottes, leugnet die Verheißungen Unserer Lieben Frau und leugnet die Bedeutung von Lourdes. Wenn die Wasserbecken geschlossen werden, könnte man ebensogut das Heiligtum von Lourdes schließen.
Genau am 11. Februar 2013, dem Tag des Festes Unserer Lieben Frau von Lourdes, verzichtete Benedikt XVI. auf das Pontifikat. Und heute geben der Bischof von Lourdes, der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, der Vorsitzende der europäischen Bischofskonferenzen, der Staatssekretär des Vatikans und der Papst selbst den Glauben an das Wunder von Lourdes auf? Sind sie auch davon überzeugt, daß sich die Ansteckung aus den Becken von Lourdes ausbreiten kann, anstatt Körper und Seelen zu heilen, was noch viel wichtiger ist als die körperliche Heilung? Wenn ja, ist es eine Schande, es ist ein Skandal, es ist eine Sünde des Unglaubens, zu denken, daß das Wasser von Lourdes statt Heilung neue physische und geistliche Übel für die Kirche und für unsere Nationen verursachen wird.
Wir hingegen möchten unseren Durst am Wasser von Lourdes stillen und auf die Worte unseres Herrn vertrauen:
„Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt“ (Joh 4,14).
*Roberto de Mattei, Historiker, Vater von fünf Kindern, Professor für Neuere Geschichte und Geschichte des Christentums an der Europäischen Universität Rom, Vorsitzender der Stiftung Lepanto, Autor zahlreicher Bücher, zuletzt in deutscher Übersetzung: Verteidigung der Tradition: Die unüberwindbare Wahrheit Christi, mit einem Vorwort von Martin Mosebach, Altötting 2017 und Das Zweite Vatikanische Konzil. Eine bislang ungeschriebene Geschichte, 2. erw. Ausgabe, Bobingen 2011.
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Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana