
Das vierzigstündige Gebet entstand 1534 in Mailand im Gedenken an die 40 Stunden vom Kreuzestod Jesu bis zur Entdeckung des leeren Grabes. Von dort verbreitete es sich nach Rom, wo es bereits wenige Jahre später vom heiligen Philipp Neri (1515–1595) und der von ihm gegründeten Bruderschaft von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit der Pilger und Kranken vor dem ausgesetzten Allerheiligsten gehalten wurde.
Philipp Neri hatte als Student in der Ewigen Stadt die Not zahlreicher armer und kranker Rompilger gesehen, die vor allem zu den Heiligen Jahren an die Apostelgräber strömten. Die Preise in den Gasthäusern gingen entsprechend in die Höhe. Pilger wurden auch Opfer von Räubern, die sie mittellos und manchmal verwundet zurückließen.
Ab 1540 sammelte der Heilige eine kleine Schar Gleichgesinnter, um sich solcher Pilger anzunehmen. 1548 wurde diese Confraternitas Sanctissimæ Trinitatis Peregrinorum von Papst Paul III. kanonisch errichtet. Die Bruderschaft bot den Bedürftigen als „Gästen Gottes“ kostenlos Obdach und Verpflegung. Im Heiligen Jahr 1550 war sie erstmals richtig gefordert, wuchs allerdings auch stark an Mitgliedern.
1558 übertrug Papst Paul IV. der Bruderschaft die aus dem 12. Jahrhundert stammende Kirche an der heutigen Piazza della Trinità dei Pellegrini. Gegenüber der Kirche errichteten Philipp Neri und die Bruderschaft gleich im nächsten Jahr ein großes Pilgerhospiz. 1562 erhob Papst Pius IV. die Bruderschaft zur Erzbruderschaft.

Wegen des Bedarfs wurde es bereits für das Heilige Jahr 1575 erweitert. Der Heilige ging den Pilgern bis an die Milvische Brücke entgegen, das sind gut fünf Kilometer nördlich von Kirche und Hospiz, um sie auf die Einrichtung aufmerksam zu machen, wo sie ein sauberes Bett erhielten, gewaschen und bewirtet wurden, und wo sie ein Bruderschaftsmitglied am nächsten Tag zu den vier Patriarchalbasiliken Roms begleitete. Abends brachte man sie in die Bruderschaftskirche SS. Trinità dei Pellegrini, um die Predigt zu hören, denn Aufgabe der Bruderschaft war es, die tätigen Werke der Nächstenliebe mit den geistlichen zu verbinden. Erstes Ziel war somit immer das Seelenheil der Pilger. Am Höchststand beherbergten Bruderschaft und Hospiz in einem Jahr mehr als 260.000 Pilger, was die gigantische Dimension dieses Werks verdeutlicht.
Da die ihr vom Papst anvertraute Bruderschaftskirche sehr baufällig war, wurde 1587 mit dem Bau der heutigen Kirche SS. Trinità dei Pellegrini begonnen, deren Vollendung und Weihe der heilige Philipp Neri nicht mehr erlebte.

Das Pilgerhospiz ging 1870 mit der Eroberung Roms durch italienische Truppen verloren, da es vom neuen Staat beschlagnahmt und enteignet wurde. Bereits zuvor war die Tätigkeit der Bruderschaft stark zurückgegangen, da wegen der politischen Unruhen ab 1848 keine Heiligen Jahre mehr ausgerufen werden konnten.
Die Kirche SS. Trinità dei Pellegrini wurde 2008 auf Wunsch von Papst Benedikt XVI. der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) übertragen, deren Niederlassung als Personalpfarrei errichtet wurde. Die vom heiligen Philipp Neri gegründete Erzbruderschaft SS. Trinità dei Pellegrini existiert noch heute. Sie wird geistlich von der Petrusbruderschaft betreut, da die Kirche zugleich Bruderschaftskirche ist.
Das Foto ganz oben zeigt also nicht irgendein vierzigstündiges Gebet, sondern jenes in der Kirche, in der es wahrscheinlich überhaupt zum ersten Mal vor dem ausgesetzten Allerheiligsten gehalten wurde.
Auch der Zeitpunkt, es an den drei letzten Faschingstagen abzuhalten, geht als Anstoß auf den heiligen Philipp Neri zurück. Er verknüpfte damit den Gedanken, Gott für die vielen Sünden und Ausschweifungen in der Faschingszeit öffentliche Sühne anzubieten, und führte zur „närrischen Zeit“ eine Prozession zu den sieben Hauptkirchen Roms durch. Die Jesuiten griffen den Gedanken auf und förderten das Sühnegebet vor dem ausgesetzten Allerheiligsten.

Text: Giuseppe Nardi
Bild: Trinità dei Pellegrini
Dieser Brauch wurde auch in Maria Birnbaum gepflegt und besteht in abgeschwächter Form noch immer.