Wenn Laien standhafter sind als Priester

Gay Prides sind „ein schönes Fest“


Gay Pride Teilnehmer in Asti, der sich über Religion lustig macht.
Gay Pride Teilnehmer in Asti, der sich über Religion lustig macht.

(Rom) Es ist die Zeit, wo die Lai­en ihren Mann stel­len (müs­sen). Einen Beleg lie­fert die Gay Pri­de vom ver­gan­ge­nen Sams­tag in Asti, einer Pro­vinz­haupt­stadt der ita­lie­ni­schen Regi­on Pie­mont. Ein katho­li­scher Prie­ster und Sozio­lo­ge ver­tei­dig­te das Homo-Spek­ta­kel, wäh­rend der zustän­di­ge Kul­tur­re­fe­rent der Stadt sich dage­gen aussprach.

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Auch in die Stadt Asti mit ihren 76.000 Ein­woh­nern ist der Homo-Zir­kus der soge­nann­ten Gay Pri­des ein­ge­kehrt. Am Sams­tag, den 6. Juli fand dort der ungu­stiö­se „Karnevals“-Umzug statt. Die Tages­zei­tung La Stam­pa ver­öf­fent­lich­te ein Pro und Con­tra mit uner­war­te­ter Rol­len­ver­tei­lung. Der befrag­te Prie­ster, Don Lui­gi Ber­za­no, sprach sich für den Umzug aus, der zustän­di­ge Stadt­rat für Kul­tur, Gian­fran­co Ime­ri­to, gegen das Spek­ta­kel aus.

„Vulgäres Spektakel“

Die Stadt Asti, von den Ein­hei­mi­schen Ast genannt, wird von einem Mit­te-rechts-Bünd­nis mit Ber­lus­co­nis For­za Ita­lia und Sal­vi­nis Lega regiert, was, auf die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land umge­legt, einer Koali­ti­on aus Uni­on, AfD und FDP ent­spre­chen wür­de. Der Arzt Ime­ri­to ist Ver­tre­ter einer Bür­ger­li­ste, die die­sem Bünd­nis ange­hört. Er bezeich­ne­te den Umzug als „gewalt­sam und unangemessen“. 

„Mit Sicher­heit wer­de ich nicht anwe­send sein.“ 

Als „unan­ge­mes­sen“ bezeich­ne­te er die zur Schau getra­ge­ne „Sexua­li­tät“, die in das Pri­va­te gehö­re, und die „inak­zep­ta­ble Vul­ga­ri­tät“, die man­che Teil­neh­mer an den Tag legen. Man kön­ne nicht Film und Fern­se­hen mit Schutz­al­ter für Kin­der bele­gen, aber „inak­zep­ta­bles“ Auf­tre­ten am hellich­ten Tag und in aller Öffent­lich­keit dul­den. Als „gewalt­sam“ nann­te er die „Ver­ge­wal­ti­gung“ der Natur, für die demon­striert wer­de, und die der Gen­der-Ideo­lo­gie, die hin­ter dem Spek­ta­kel ste­he, zugrun­de liege. 

„Ich bin gläu­bi­ger Katho­lik. Ich kann Prin­zi­pi­en die­ser Art aus reli­giö­sen Grün­den nicht gutheißen.“ 

Es gehe um ein anthro­po­lo­gi­sches Ver­ständ­nis, das dem Wesen des Men­schen widerspreche.

„Ein schönes Fest“

Ganz ande­rer Mei­nung war hin­ge­gen der befrag­te Prie­ster Don Lui­gi Ber­za­no, ein bekann­ter  Sozio­lo­ge, „Kra­wat­ten­prie­ster“ (Mes­sa in Lati­no), Prä­si­dent des Zen­trums für Stu­di­en über neue Reli­gio­nen Cesnur, eme­ri­tier­ter Pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät Turin, Lei­ter des Fach­be­reichs Reli­gi­ons­so­zio­lo­gie der Ita­lie­ni­schen Sozio­lo­gen­ver­ei­ni­gung, Direk­tor des Doku­men­ta­ti­ons­zen­trums für reli­giö­sen Plu­ra­lis­mus, Redak­ti­ons­mit­glied der Fach­zeit­schrift für sozio­lo­gi­sche Stu­di­en Rivi­sta Stu­di di Socio­lo­gia der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät Mai­land sowie nicht zuletzt Pfar­rer von Val­len­do­na in der Pro­vinz Asti. Don Ber­za­no sprach sich für die Gay Pri­de aus.

Don Luigi Berzano
Don Lui­gi Berzano

„Es wird ein schö­nes Fest. Das Glück ist nur real, wenn es geteilt wird.“

Der Jour­na­list der Zei­tung frag­te nach, ob das die Ant­wort des Prie­sters oder des Sozio­lo­gen ist.

„Von bei­den. Als Sozio­lo­ge bin ich der Mei­nung, daß die Pri­des Kin­der der flui­den Gesell­schaft sind, in der auch die Geschlechts­iden­ti­tät und die sexu­el­le Iden­ti­tät flu­id ist. Aus histo­ri­scher Sicht steht außer Zwei­fel, daß die Akti­vi­sten von Stone­wall 1969 die­sel­ben star­ken und ver­ständ­li­chen Moti­ve aller Gewerk­schafts­be­we­gun­gen hat­ten, die dazu bei­getra­gen haben, die sozia­len Bedin­gun­gen der Arbei­ter zu ver­bes­sern. Sie haben für Rech­te gekämpft, die außer Dis­kus­si­on stehen.“

Und wei­ter:

„Jemand sagt, die­se Umzü­ge sei­en von zwei­fel­haf­tem Geschmack. Für mich ist das ein Fest, ein gemein­sam began­ge­nes Fest. Ich den­ke, daß das Glück nur real sein kann, wenn es mit ande­ren geteilt wird und nicht in Ein­sam­keit gelebt wird.“

Auf den Ein­wurf des Jour­na­li­sten, daß die katho­li­sche Kir­che aber homo­se­xu­el­le Hand­lun­gen als zu süh­nen­de Sün­den ver­ur­teilt, und er doch als Prie­ster ein Die­ner Got­tes sei, ant­wor­te­te Don Berzano:

„Ich ant­wor­te mit den Wor­ten von Papst Fran­zis­kus auf dem Rück­flug von Bra­si­li­en 2013. Auf eine Fra­ge zu die­sem The­ma sag­te er gera­de her­aus: ‚Wer bin ich, um zu urtei­len?‘ Eben: Wer bin ich, um zu urteilen?“

Bei der Gay Pri­de in Asti, waren neben ungu­stiö­sen Gestal­ten auch Spruch­ta­feln und Trans­pa­ren­te mit blas­phe­mi­schem Inhalt zu sehen. Mit ande­ren mach­te man sich über die Reli­gi­on lustig. 

Für Don Ber­za­no gehört das offen­bar zu einem „Fest der Freu­de und des Glücks“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Mes­sa in Latino/​Facebook (Screen­shot)

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