(Madrid) Die sozialistische Regierung der Autonomen Gemeinschaft Aragon in Spanien ist mit dem Versuch gescheitert, die berühmte Basilika del Pilar, Konkathedrale des Erzbistums Saragossa, zu verstaatlichen.
Bei den Regionalwahlen 2015 kam es in Aragon zu einem Machtwechsel. Der bürgerliche Partido Popular (PP) mußte nach Verlusten die Regierungsverantwortung an eine Linkskoalition abgeben. Seither steht der Sozialist Francisco Javier Lambán an der Spitze einer Koalitionsregierung aus PSOE, der linkspopulistischen Bewegung Podemos und der linksnationalen Regionalpartei Chunta Aragonesista.
Lambáns Troika atmet das antiklerikale Klima der spanischen Linken. Die aragonische Regierung faßte Beschlüsse zur Enteignung und Verstaatlichung der berühmten Konkathedrale des Erzbistums Saragossa, der Catedral-basílica de Nuestra Señora del Pilar de Zaragoza, besser bekannt als Basílica del Pilar. Sie gehört zu den bedeutendsten und größten Kirchen Spaniens. Vor allem zählt sie aber zu den herausragendsten Kirchen für das christliche Spanien.
Älteste Marienerscheinung der Welt
Saragossa gilt für die Marienverehrung als ganz besonderer Ort. Der Überlieferung nach, zeigte sich hier die Gottesmutter am 2. Januar 40 n. Chr. dem Apostel Jakobus dem Älteren, um ihn zum Apostelkonzil nach Jerusalem zu rufen, das bald darauf zusammentrat. Es handelte sich der Überlieferung nach nicht um eine Vision, sondern um ihre physische, also leibhaftige Gegenwart. Die Erscheinung erfolgte demnach noch zu Lebzeiten der Gottesmutter und mutmaßlich durch Bilokation.
Wie immer es sich auch im Detail verhalten haben mag: Tatsache ist, daß es sich der Überlieferung nach um die erste und älteste Marienerscheinung der Kirchengeschichte handelt.
Da Maria dem Apostel auf einer Säule erschien, wird sie als Unsere Liebe Frau von der Säule (span. pilar) verehrt. Um die Säule wurden im Laufe der Jahrhunderte mehrere Kirchen gebaut. Die älteste Kapelle habe der Apostel noch selbst errichtet für die von ihm in der Stadt gegründete Gemeinde der ersten Christen. Ihre Existenz konnte bisher nicht nachgewiesen werden.
Gesichert ist hingegen die Existenz einer Kirche im 9. Jahrhundert. Da die Stadt im 8. Jahrhundert von den Muslimen erobert wurde, muß diese Kirche spätestens unter westgotischer Zeit (466–718) errichtet worden sein. 1118 gelang den christlichen Königen von Aragon im Zuge der Reconquista die Befreiung Saragossas von der islamischen Herrschaft. Gleich darauf wurde über der bestehenden Kirche eine neue, prächtige romanische Kirche errichtet. Ihr heutiges, barockes Aussehen erhielt die Kathedrale in der Zeit von 1681–1754.
Linksregierung will verstaatlichen
Die Linksregierung von Aragon, die mit einer Kirche gar nichts am Hut hat, erhob Ansprüche auf die Basilika, mit der Begründung unklarer Besitzverhältnisse und eines „allgemeinen Interesses“. Ein glatter kirchenfeindlicher Akt.
Die Generaldirektion der Vermögensverwaltung des Staates teilte nun aber mit, daß es rechtlich keine Unklarheiten gebe. Die Konkathedrale des Erzbistums gehört dem Erzbistum. Gleichzeitig klärte die Vermögensverwaltung auch die Rechtssituation für die Pfarrkirche zur heilige Maria Magdalena und die Kirche zum heiligen Jakobus. Lediglich die Kirche San Juan de los Panetes gehört dem Staat.
Diese Kirche war im 12. Jahrhundert von den Johannitern (heute Malteserorden) errichtet, als sie in der Stadt eine Niederlassung schufen. Nach einem schweren Brand im 16. Jahrhundert, bei dem die Kirche fast zur Gänze zerstört wurde, erfolgte der Wiederaufbau im barocken Stil. Die Weihe der neuen Kirche erfolgte 1725.
1933, als in Spanien die Volksfront an die Macht kam, wurde die Kirche als „kulturelles Erbe“ zum „historischen Monument“ erklärt und verstaatlicht. 1935 wurde sie von Kirchenfeinden schwer beschädigt. Trotz staatlicher Verwaltung wird sie noch heute für den katholischen Kultus genützt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons