
(Caracas) In der bolivarischen Revolutionsrepublik von Nicolas Maduro herrscht Hostienmangel, weil es an Mehl für die Zubereitung und an Gas für den Backvorgang fehlt.
Nicolas Maduro Moros ist seit 2013 Staats- und Regierungschef von Venezuela. Der Nachfolger von Hugo Chavez führt dessen Bolivarische Sozialistische Revolution fort. Maduro, von 2006– 2013 Außenminister des Landes, war seit 2008 Chef des Politbüros der Vereinigten Sozialistischen Partei (PSUV). Seit Chavez‘ Tod ist er auch Parteivorsitzender.
Nach Volksunruhen Ende 2016 zeichnete sich wegen massiver Versorgungsengpässen der Sturz der PSUV-Regierung ab. Maduro gelang es durch Härte nach innen und Kontaktpflege nach außen, das Regime wieder zu festigen. Unterstützt wurde er dabei von Papst Franziskus, der in mehrfach im Vatikan in Audienz empfing und sich schriftlich an die Venezolaner wandte. Dort wurde die Intervention des Kirchenoberhauptes als einseitige Parteinahme wahrgenommen und zum Teil heftig kritisiert.
Berichte über den Hostienmangel
Am vergangenen Sonntag kursierten in den Sozialen Netzwerken, der einzigen Kommunikationsform, die sich der Informationspolitik der Regierung entzieht, Nachrichten über einen Hostienmangel. In den gestrigen Ausgaben berichteten auch einige Tageszeitungen darüber. Die Tageszeitung El Nacional beispielsweise titelte:
„Katholische Kirchen von Mérida ohne Hostien aus Mangel an Mehl und Gas“.
In verschiedenen Pfarreien im Staat Mérida konnten die Gläubigen nicht die Kommunion empfangen, weil es an Mehl und an Gas für die Zubereitung fehlte, so die Zeitung
„Hunderte von Gläubigen, die am Wochenende an der Heiligen Messe teilnahmen, berichteten, daß die Priester auf den Mangel hingewiesen haben. Zum Teil wurde Brot verwendet.
Die Tatsache hat sich bereits in den zurückliegenden Monaten wiederholt. Inzwischen wurde keine Lösung gefunden, vielmehr hat sich die Lage verschlechtert. In einigen Pfarreien helfen die Gläubigen mit Mehl und Gas aus, aber diese Hilfen reichen nicht.“
Halbes Dementi
Noch am selben Tag folgte von regierungsnaher Seite ein Dementi. Caraota Digital berichtete, daß „die Pfarrer von Mérida erklären, keinen Mangel an Hostien zu haben“. Bestritten wurde, daß in Pfarreien anderes Brot verwendet worden sei.
Allerdings handelt es sich bestenfalls um ein halbes Dementi. Zwischen den Zeilen muß zugegeben werden, daß es offenbar doch Engpässe gibt, und zwar nicht kleine. Der Staat wünscht die Quadratur des Kreises, einen Mangel zu haben und doch keinen zu haben. Wenn ein regierungsnaher Journalist einen führenden Kirchenvertreter, den Dompfarrer von Mérida, Edwuard Molina, befragt, klingt das dann so:
„Es mangelt an Mehl, und wir haben dringenden Bedarf, aber die Pfarrangehörigen organisieren eine Aktion, um Mehl zu sammeln, und die Frauen backen die Hostien. Deshalb hatten wir bisher an der Kathedrale keinen Mangel. Heute morgen hatten wir eine Versammlung aller Pfarrer, und alle waren über die Medienberichte verwundert.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: El Nacional (Screenshot)