
(Rom) Nur sechs Monate nach dem jüngsten Konsistorium zur Kreierung neuer Kardinäle gab Papst Franziskus gestern bereits die nächsten Kardinalserhebungen bekannt. Eine so kurzfristige Aufeinanderfolge von Kardinalskreierungen gab es zuletzt nur 2012 unmittelbar vor dem überraschenden Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI.
Die von Papst Franziskus am gestrigen Sonntag gemachte Ankündigung besagt, daß Papst Franziskus eine Dringlichkeit empfindet, neue Kardinäle zu ernennen, die in einem bevorstehenden Konklave wahlberechtigt sind.
Die Vollzahl der Papstwähler liegt derzeit bei 120 Kardinälen, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Derzeit trifft das auf 116 Kardinäle zu. Im ersten Halbjahr 2018 werden sieben derzeitige Papstwähler aus Altersgründen ausscheiden. Dann wird die Zahl vorerst konstant bleiben bis Ende Januar 2019. Mit den fünf neuen Kardinälen werden dann 49 von den 121 Papst-Wählern von Franziskus ernannt worden sein.
Mit der Ankündigung, fünf neue Kardinäle zu kreieren, wird Papst Franziskus die Vollzahl für acht Monate sogar leicht überschreiten.
Das Kardinalskonsistorium kündigte Franziskus für den 28. Juni an. Von den fünf neuen Kardinälen stammen vier von den Rändern:
Msgr. Jean Zerbo, Erzbischof von Bamako (Mali)
Msgr. Juan José Omella, Erzbischof von Barcelona (Spanien)
Msgr. Anders Arborelius, Bischof von Stockholm (Schweden)
Msgr. Louis-Marie Ling Mangkhanekhoun, Apostolischer Vikar von Paksé (Laos)
Msgr. Gregorio Rosa Chávez, Weihbischof von San Salvador (El Salvador)
Drei der fünf neuen Kardinäle stammen aus der Diaspora, weshalb bereits die Frage aufgeworfen wurde, wie repräsentativ für die Kirche die Kreierung von Kardinälen aus Ländern und Diözesen ist, in denen es kaum Katholiken gibt (Mali, Schweden, Laos). Ob Peripherie oder Zentrum (wobei Papst Franziskus der Peripherie erneut ein deutliches Übergewicht einräumte), den Ernannten ist ein „Bergoglianisches“ Identikit gemeinsam.
Vor allem die Ernennung eines Weihbischofs zum Kardinal wirft Fragen auf. Der amtierende Erzbischof von San Salvador ist jünger als sein zu Purpur-Ehren kommender Weihbischof. Msgr. Rosa ist seit 1982 Weihbischof und wurde von Papst Johannes Paul II. berufen. Der Erzbischof José Luis Escobar Alas wurde 2008 von Papst Benedikt XVI. ernannt.
In den Kardinalsrang, und damit zu seinem Berater, kann der Papst ernennen, wen er will, dennoch ist die Erhebung von Msgr. Rosa zumindest ungewöhnlich. Weihbischof Rosa ist mit 74 Jahren der Älteste unter den neuen Kardinälen.
Mit dem 28. Juni wird es insgesamt 227 Kardinäle geben.
Text: Giuseppe Nardi
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Weiss man etwas von der weltanschaulichen Gesinnung der neuen?