Spanien: Ab Erstem Fastensonntag 2017 gilt bei der Wandlung „por muchos“ (pro multis)


Ab dem Ersten Fastensonntag (4. März 2017) tritt in Spanien die neue Ausgabe des Missale Romanum in er Volkssprache mit dem korrigierten "pro mults" in Kraft
Ab dem Ersten Fastensonntag (4. März 2017) tritt in Spanien die neue Ausgabe des Missale Romanum in er Volkssprache mit dem korrigierten "pro multis" in Kraft

(Madrid) Zehn Jah­re nach­dem der Welt­kir­che von Papst Bene­dikt XVI. eine „genaue­re und prä­zi­se­re“  Über­set­zung der Wand­lungs­wor­te in die Lan­des­spra­chen auf­ge­tra­gen wur­de, wird die­se Reform der Lit­ur­gie­re­form auch in Spa­ni­en umgesetzt.

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Kon­kret geht es um die Stel­le der Kelch­wor­te, die in der ver­bind­li­chen latei­ni­schen Kir­chen­spra­che „pro mul­tis“ lau­ten. Bei den durch die nach­kon­zi­lia­re Lit­ur­gie­re­form erfolg­ten Über­set­zun­gen in die Lan­des­spra­chen wur­de das „pro mul­tis“ jedoch als „pro omni­bus“ über­setzt. Aus den Wand­lungs­wor­ten Jesu „für vie­le“ wur­de ein „für alle“. Es dau­er­te Jahr­zehn­te bis durch die Wahl von Bene­dikt XVI. am 17. Okto­ber 2006 die­se zu Fehl­in­ter­pre­ta­tio­nen ver­lei­ten­de Über­set­zung mit einem Dekret kor­ri­giert wurde.

Widerstand im deutschen Sprachraum

Dage­gen reg­te sich lan­ge Wider­stand, beson­ders im deut­schen Sprach­raum und in Ita­li­en. Da sich gan­ze Bischofs­kon­fe­ren­zen in einer unaus­ge­spro­che­nen Boy­kott­hal­tung ver­schanz­ten, leg­te Bene­dikt XVI. im April 2012 nach. Er rich­te­te zu die­ser „schwer­wie­gen­den Fra­ge“ ein Schrei­ben aus­drück­lich an die Mit­glie­der der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, das auch allen übri­gen Bischö­fen des deut­schen Sprach­raums über­mit­telt wur­de, da hier der Hort des Wider­stan­des war. Bene­dikt XVI. schrieb:

„Bei Ihrem Besuch am 15. März 2012 haben Sie mich wis­sen las­sen, dass bezüg­lich der Über­set­zung der Wor­te ‚pro mul­tis‘ in den Kanon­ge­be­ten der hei­li­gen Mes­se nach wie vor kei­ne Einig­keit unter den Bischö­fen des deut­schen Sprach­raums besteht.“

Das Schrei­ben ende­te mit den Worten:

„Mit alle­dem woll­te ich die inhalt­li­chen Grund­li­ni­en der Kate­che­se andeu­ten, mit der nun so bald wie mög­lich Prie­ster und Lai­en auf die neue Über­set­zung vor­be­rei­tet wer­den sol­len. Ich hof­fe, dass dies alles zugleich einer tie­fe­ren Mit­fei­er der hei­li­gen Eucha­ri­stie die­nen kann und sich so in die gro­ße Auf­ga­be ein­reiht, die mit dem ‚Jahr des Glau­bens‘ vor uns liegt. Ich darf hof­fen, dass die Kate­che­se bald vor­ge­legt und so Teil der got­tes­dienst­li­chen Erneue­rung wird, um die sich das Kon­zil von sei­ner ersten Sit­zungs­pe­ri­ode an gemüht hat.“

„Übertriebener Heilsoptimismus“

Dabei geht es nicht „nur“ um ein Wort, son­dern um den grund­sätz­li­chen Unter­schied zwi­schen dem authen­ti­schen katho­li­schen Glau­bens­ver­ständ­nis und einer neu­re­li­giö­sen Aller­lö­sungs­leh­re. Es gel­te einem „über­trie­be­nen Heils­op­ti­mis­mus“ ent­ge­gen­zu­wir­ken, wie Kar­di­nal Mal­colm Ran­jith sei­ner­zeit beton­te, da die Ret­tung des Men­schen „kein Auto­ma­tis­mus ist“, so Kar­di­nal Fran­cis Arinze.

Papst Bene­dikt XVI. hat­te den Bischofs­kon­fe­ren­zen zwei Jah­re zur Ände­rung ein­ge­räumt. In Spa­ni­en ist es nun nach zehn Jah­ren so weit. Am 21. April 2010 hat­te die Voll­ver­samm­lung der Spa­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz die Kor­rek­tur der Wand­lungs­wor­te beschlos­sen. Bis die Neu­aus­ga­be fer­tig­ge­stellt war, ver­gin­gen wei­te­re Jah­re. Am 8. Dezem­ber 2015 konn­te die römi­sche Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung die Neu­aus­ga­be end­gül­tig bestä­ti­gen. Sie ist für den gesam­ten Juris­dik­ti­ons­be­reich der Bischö­fe, die der Spa­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz ange­hö­ren, ver­bind­lich. Die betref­fen­de Über­set­zung der Kelch­wor­te „pro mul­tis“ lau­tet nun nicht mehr „por todos“ (pro omni­bus), son­dern „por muchos“ (pro mul­tis) und weist damit grö­ße­re Treue zum Ori­gi­nal­text des Neu­en Testa­ments (Mt 26,28 und Mk 14,25) und der latei­ni­schen Edi­tio typi­ca des Mis­sa­le auf. Zugleich wur­de der Hei­li­ge Joseph in das zwei­te, drit­te und vier­te eucha­ri­sti­sche Hoch­ge­bet aufgenommen.

Mit 4. März 2017 tritt in Spanien neue Übersetzung des Missale in Kraft

Mit dem Ersten Sonn­tag der Fasten­zeit des kom­men­den Jah­res, das ist der 4. März 2017, erfolgt in Spa­ni­en die Zele­bra­ti­on der Hei­li­gen Mes­se im Neu­en Ritus nach der neu­en Aus­ga­be des Mis­sa­le Roma­num. Im spä­ten Früh­jahr hat­te Kar­di­nal Robert Sarah, der Prä­fekt der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on, die Hoff­nung geäu­ßert, daß 2017 die Hei­li­ge Mes­se in Spa­ni­en nach den kor­ri­gier­ten Wand­lungs­wor­ten zele­briert wird.

Im deut­schen Sprach­raum herrscht wei­ter Funk­stil­le. Seit der Wahl von Papst Fran­zis­kus schei­nen die Bischö­fe des deut­schen Sprach­raums über­haupt kei­ne Eile mehr zu zei­gen. Von einer „Kate­che­se“ zur Vor­be­rei­tung von Prie­stern und Lai­en „auf die neue Über­set­zung“ ist auch zehn Jah­re nach einer ver­bind­li­chen Anord­nung kei­ne Rede. „Wo die Bischö­fe unge­hor­sam sind, braucht man sich nicht wun­dern, daß auch die Prie­ster und die Lai­en es sind“, kom­men­tier­te 2011 ein öster­rei­chi­scher Mönch den „Auf­ruf zum Unge­hor­sam“ der öster­rei­chi­schen Pfar­rer-Initia­ti­ve, die sich unter Papst Bene­dikt XVI. laut­stark Gehör ver­schaff­te, wäh­rend sie unter Papst Fran­zis­kus erstaun­lich ver­stummt ist.

„Paradoxe Situation“

Von einer „para­do­xen“ Situa­ti­on sprach der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster, als Papst Fran­zis­kus im Sep­tem­ber 2015 in zwei ver­schie­de­nen Län­dern in der­sel­ben Spra­che unter­schied­li­che Wand­lungs­wor­te gebrauch­te. Im Gegen­satz zu Papst Bene­dikt XVI., der aus ver­schie­de­nen Grün­den, dar­un­ter auch, um die Uni­ver­sa­li­tät der Kir­che zu ver­deut­li­chen, über­all die Wand­lungs­wor­te auf Latein sprach, gilt das für Papst Fran­zis­kus nicht immer der Fall

Bei sei­nem Kuba-Besuch zele­brier­te Papst Fran­zis­kus am 20. Sep­tem­ber auf der Pla­za de la Revo­lu­ci­on in Havan­na die Hei­li­ge Mes­se und sag­te bei der Wand­lung „por voso­tros y por todos“. (für euch und für alle). Von Kuba rei­ste der Papst wei­ter in die USA, wo er am 23. Sep­tem­ber in der Bun­des­haupt­stadt Washing­ton die Hei­li­ge Mes­se mit der Hei­li­spre­chung von Pater Juni­pe­ro Ser­ra eben­falls in spa­ni­scher Spra­che zele­brier­te, hier aber bei der Wand­lung sag­te: „pro voso­tros y por muchos“ (für euch und für viele).

Das sei „kein For­ma­lis­mus“, so Magi­ster im damals, weil die USA Bene­dikt XVI. bereits gefolgt sind (eng­lisch­spra­chi­ger Raum), Kuba hin­ge­gen noch nicht (spa­nisch­spra­chi­ger Raum), son­dern dem Umstand geschul­det, daß für Papst Fran­zis­kus die­se Fra­ge nicht von son­der­li­cher Bedeu­tung sei.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: cc (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Ich weiß, daß in aller Regel Schwie­rig­kei­ten damit ver­bun­den sind, will man sich z.B. bei unse­ren Glau­bens­brü­dern wo auch immer auf der Welt umschau­en, wie denn in deren Mut­ter­spra­che das Mis­sa­le Roma­num lau­tet und gestal­tet ist. Im Inter­net mag das alles zwar irgend­wo ste­hen – allein, ich bin noch nicht fün­dig gewor­den. Hier und jetzt steht das Spa­ni­sche in der Rede; des­we­gen für alle, die die­ser schö­nen Spra­che mäch­tig sind, die voll­stän­di­ge Hei­li­ge Wand­lung auf Spanisch: 

    El cual (Jesu­cri­sto), la víspera de su Pasión, tomó el pan en sus san­tas y vener­ables manos, y levan­tan­do sus ojos al cie­lo, a Ti Dios Pad­re suyo tod­o­po­dero­so, dán­do­te gra­ci­as, lo ben+dijo, lo par­tió y lo dio a sus discípulos, dici­en­do: Tomad y comed todos de él: Por­que éste es mi Cuerpo. 

    De un modo seme­jan­te, aca­ba­da la Cena, toman­do este pre­cio­so Cáliz en sus san­tas y vener­ables manos: dán­do­te igual­men­te gra­ci­as, lo ben+dijo, y dió­lo a sus discípulos, dici­en­do: Tomad y bebed todos de él; por­que éste es el Cáliz de mi Sang­re, del nue­vo y eter­no testa­men­to (miste­rio de fe) que será der­ra­ma­da por voso­tros y por muchos en remi­sión de los peca­dos. Cuan­tas veces hicie­reis estas cosas, las haréis en memo­ria mÃa. 

    Ent­nom­men aus: Misal Dia­rio y Ves­pe­ral por Dom Gas­par Lefeb­v­re O.S.B. de la abadía de San Andrés, Bru­jas, Bélgica (zu deutsch: … aus der Abtei Sankt Andre­as, Brüg­ge, Bel­gi­en); tra­du­ci­do y adap­ta­do por el Rever­en­do Pad­re Ger­mán Pra­do, mon­je bene­dic­ti­no del Monaste­rio de San­to Dom­in­go de Silos en España (zu deutsch: Über­setzt und adap­tiert durch den ehr­wür­di­gen Pater Ger­mán Pra­do, Bene­dik­ti­ner-Mönch vom Klo­ster San­to Dom­in­go von Silos in Spa­ni­en); décima edi­ción (zu deutsch: Zehn­te Auf­la­ge) — IMPRIMI POTEST 12 de mar­zo, 1940 (12. März 1940) – IMPRIMATUR Bru­gis (latei­nisch für: Brüg­ge), 27. Junii 1951 (doch, doch: der flä­mi­sche Monat „Juni“ wird mit zwei „i“ geschrieben!) 

    In Cri­sto per Mariam + 

    Car­los­mi­guel

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