
(Dublin) Noch in jüngster Zeit galt Irland als katholische Hochburg und als nicht versiegende Quelle von Priester- und Ordensberufungen. In den vergangenen 20 Jahren erfolgte allerdings ein radikaler Umbruch: Die Quelle ist versiegt. In den 26 Bistümern der „grünen Insel“ wird in diesem Jahr nur ein einziger Neupriester geweiht.
Europas „Insel der Heiligen“ bringt keine Priester mehr hervor, sie ist steril geworden. Am kommenden Sonntag wird die einzige Priesterweihe gespendet, die in diesem Jahr stattfindet. Erzbischof Michael Neary von Tuam wird Shane Costello in der Basilika Unserer Lieben Frau, Königin von Irland, in der Grafschaft Mayo zum Priester weihen.
Die Basilika wurde in den 70er Jahren erbaut und 1976 geweiht. Sie gehört zum irischen Nationalheiligtum von Knock, das errichtet wurde, nachdem es 1879 zu kirchlich anerkannten Erscheinungen der Jungfrau Maria, des heiligen Josef, des Evangelisten Johannes, von Engeln und Jesus Christus als Lamm gekommen war.
Der zweitjüngste Priester des Bistums, Paddy Byrne, ist bereits 46 Jahre alt. Hält der Trend an, ist das Priestertum auf der Insel absehbar vom Aussterben bedroht.
Zugleich wurde bekanntgegeben, daß der neue Bischof von Achonry, Paul Dempsey, am kommenden 30. August und der neue Bischof von Kilmore, Martin Hayes, Ende September geweiht wird.
Das Jahr 2020 wird daher nicht nur als Jahr mit den geringsten Priesterweihen in die Geschichte eingehen, sondern auch als das Jahr, in dem die Insel mehr neue Bischöfe als neue Priester erhalten haben wird.
Die Kampagnen und Volksentscheide der vergangenen Jahre zu sexuellen Mißbrauchsskandalen und der Legalisierung von Abtreibung und „Homo-Ehe“ werfen ihre Schatten auf die Berufungen.
Es herrscht Winter in Irlands Kirche.

Text: Giuseppe Nardi
Bild: knockshrine.ie/Wikicommons (Screenshot)