Der neue Erzbischof von New York

"Wenn es wahr ist, ist es eine ausgezeichnete Wahl"


Msgr. Ronald Aldon Hicks wurde von Papst Leo XIV. zum neuen Erzbischof von New York ernannt. Eine gute Nachricht, findet Caminante Wanderer
Msgr. Ronald Aldon Hicks wurde von Papst Leo XIV. zum neuen Erzbischof von New York ernannt. Eine gute Nachricht, findet Caminante Wanderer

Von Cami­nan­te Wanderer*

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Vor ein paar Tagen brach­te ein spa­ni­sches pro­gres­si­sti­sches Medi­um den Scoop über den Namen des­sen, der zum neu­en Erz­bi­schof von New York ernannt wer­den soll: Msgr. Ronald Hicks, bis­lang Bischof von Joliet. Und obwohl man zunächst an eine Falsch­mel­dung dach­te, han­del­te es sich nicht um eine solche.

Wohl aber – bei nähe­rer Betrach­tung – waren es Falsch­mel­dun­gen, die die­ses Medi­um oder ande­re aus der­sel­ben Ecke anschlie­ßend zu ver­brei­ten began­nen. Kurz gesagt: Man woll­te sich die Figur des neu­en Erz­bi­schofs poli­tisch aneig­nen – ein abge­grif­fe­nes Mit­tel des Pro­gres­sis­mus, alt­be­kannt und viel­fach erprobt. So ver­fuhr etwa der Kirch­ne­ris­mus in Argen­ti­ni­en, als er sich der Men­schen­rech­te bemächtigte.

Die­se Ernen­nung besitzt eine ganz beson­de­re Bedeu­tung. Ob es einem gefällt oder nicht: Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten sind das wich­tig­ste Land der Welt, und New York ist die wich­tig­ste Stadt der Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Sie ist gewis­ser­ma­ßen ein säku­la­res Caput mun­di, und ihr Bischof ver­fügt über eine Kan­zel von welt­wei­ter Reich­wei­te. Zudem besteht ange­sichts der Bedeu­tung die­ses Bischofs­sit­zes kein Zwei­fel dar­an, daß Papst Leo per­sön­lich in die­se Ernen­nung invol­viert war. Genau dar­auf war­te­ten wir, um Rück­schlüs­se auf die Aus­rich­tung sei­nes Pon­ti­fi­kats zie­hen zu können.

Die Grün­de, mit denen jenes Medi­um Msgr. Hicks der „berg­o­glia­ni­schen Früh­lings­be­we­gung“ zuschrei­ben woll­te, rufen ent­we­der Geläch­ter oder Mit­leid her­vor; man weiß nicht, ob sie der Bos­haf­tig­keit oder der Seni­li­tät der ver­ant­wort­li­chen Jour­na­li­sten ent­sprin­gen. Sie stell­ten Mut­ma­ßun­gen auf der Grund­la­ge von Fak­ten an, die kei­nes­wegs zwin­gend zu den von ihnen gewünsch­ten Schluß­fol­ge­run­gen füh­ren. Sie taten nicht das, was jeder pro­fes­sio­nel­le Jour­na­list getan hät­te: näm­lich die Gläu­bi­gen der bis­he­ri­gen Diö­ze­se des neu­en Erz­bi­schofs zu befra­gen oder zumin­dest die US-ame­ri­ka­ni­sche Pres­se zu konsultieren.

Als erstes Argu­ment wur­de ange­führt, Hicks stam­me aus dem Umfeld von Kar­di­nal Cupich, einer bekann­ten Krea­tur Berg­o­gli­os. Tat­säch­lich aber wur­de er geprägt und war ein treu­er Gefolgs­mann von Kar­di­nal Fran­cis Geor­ge, dem Vor­gän­ger Cupichs auf dem Bischofs­stuhl von Chi­ca­go – ein­deu­tig kon­ser­va­tiv, ein expli­zi­ter Ver­tei­di­ger der tra­di­tio­nel­len katho­li­schen Moral­leh­re und ein ent­schie­de­ner Geg­ner jeder Form von dok­tri­na­lem Rela­ti­vis­mus. War­um also ernann­te Cupich ihn zu sei­nem Gene­ral­vi­kar? Weil er der ein­zi­ge fähi­ge Mann war, den er zur Hand hat­te, und weil er – kon­ser­va­tiv wie der gesam­te Kle­rus Chi­ca­gos – zugleich ein ver­söhn­li­cher Cha­rak­ter war, mit einem Pro­fil, das dem von Pre­vost ähnelt.

Als zwei­tes Argu­ment wur­de vor­ge­bracht, Msgr. Hicks sei ein mis­sio­na­ri­scher Bischof und um die Armen besorgt, da er fünf Jah­re sei­nes Lebens damit ver­brach­te, ein Wai­sen­haus für arme Kin­der in El Sal­va­dor und ande­ren Län­dern Mit­tel­ame­ri­kas zu lei­ten. Auch dies ist wie­der die­sel­be alte Tak­tik: Man setzt still­schwei­gend vor­aus, daß jeder Mis­sio­nar und jeder Prie­ster, der den Armen nahe ist, ein Pro­gres­sist sei. Nach die­sem Maß­stab hät­ten auch der hei­li­ge Franz Xaver, der hei­li­ge Vin­zenz von Paul, Mut­ter Tere­sa von Kal­kut­ta und sogar Msgr. Mar­cel Lefeb­v­re zu die­ser Strö­mung gezählt wer­den müs­sen. Es han­delt sich hier­bei um grund­le­gen­de christ­li­che Tugen­den, und es spricht sehr für Msgr. Hicks, daß er einen Teil sei­nes Lebens die­sem Dienst gewid­met hat, indem er auf den Kom­fort des Pfarr­le­bens in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten ver­zich­te­te. Die Autoren des Arti­kels wol­len uns glau­ben machen, daß jeder „pasto­ra­le Mit­ar­bei­ter“, der sich der Sor­ge um die Armen wid­met, auto­ma­tisch der Befrei­ungs­theo­lo­gie oder ihrer gemä­ßig­te­ren, aber nicht min­der schäd­li­chen Vari­an­te, der Theo­lo­gie des Vol­kes, anhängt.

Das Medi­um fügt hin­zu, daß die Tat­sa­che, daß Leo den Rück­tritt des kon­ser­va­ti­ven Kar­di­nals Dolan vom Bischofs­stuhl von New York bereits sie­ben Mona­te nach des­sen Ein­rei­chung annimmt, ein Zei­chen der Feind­schaft ihm gegen­über sei und daß er rasch einen Kurs­wech­sel in der Lei­tung der ame­ri­ka­ni­schen Kir­che durch­set­zen wol­le. Man weiß nicht – oder will nicht wis­sen –, daß es Kar­di­nal Dolan selbst war, der um sei­ne Ablö­sung bat, da sei­ne Erz­diö­ze­se mit schwe­ren Pro­ble­men kon­fron­tiert ist, denen er nicht mehr gewach­sen ist. Dazu zählt unter ande­rem die Not­wen­dig­keit, durch den Ver­kauf von Immo­bi­li­en 300 Mil­lio­nen Dol­lar auf­zu­brin­gen, um Ent­schä­di­gun­gen an Opfer sexu­el­len Miß­brauchs durch Prie­ster zu zah­len, sowie der dra­ma­ti­sche Man­gel an Prie­ster­be­ru­fun­gen: Bei einer katho­li­schen Bevöl­ke­rung von zwei­ein­halb Mil­lio­nen gibt es ledig­lich 16 Semi­na­ri­sten. Dar­über hin­aus wäre leicht in Erfah­rung zu brin­gen gewe­sen, daß Msgr. Hicks von 68 % sei­ner Amts­brü­der zum Vor­sit­zen­den einer der Kom­mis­sio­nen der Bischofs­kon­fe­renz gewählt wur­de. Von einem Rich­tungs­wech­sel des ame­ri­ka­ni­schen Epi­sko­pats kann also kaum die Rede sein.

Was die Medi­en berich­tet haben und was aus den Zeu­gen­aus­sa­gen der Gläu­bi­gen aus Joliet in den sozia­len Netz­wer­ken her­vor­geht, deckt sich: Msgr. Ronald Hicks gilt als ein geist­li­cher Vater, der Prie­stern und Gläu­bi­gen sehr nahe ist; er ist ein Mann tie­fen Gebets­le­bens und ein För­de­rer der eucha­ri­sti­schen Ver­eh­rung, ein eif­ri­ger Beschüt­zer der tra­di­tio­nel­len Mes­se (in der Diö­ze­se Joliet wur­de Tra­di­tio­nes cus­to­des prak­tisch nicht ange­wandt) sowie ein aus­ge­zeich­ne­ter Verwalter.

Kaum war die Nach­richt bestä­tigt, kom­men­tier­te die Web­sei­te Rora­te cae­li, die gewiß nicht des Pro­gres­sis­mus ver­däch­tigt wer­den kann, fol­gen­der­ma­ßen: „Wenn es wahr ist, ist es eine aus­ge­zeich­ne­te Wahl.“

*Cami­nan­te Wan­de­rer, argen­ti­ni­scher Phi­lo­soph und Blogger.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cami­nan­te Wanderer

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