Keine Warteschlangen mehr vor Santa Maria Maggiore

Rom im Heiligen Jahr


Santa Maria Maggiore, die älteste Marienkirche des Abendlandes, in der sich das Grab von Papst Franziskus befindet
Santa Maria Maggiore, die älteste Marienkirche des Abendlandes, in der sich das Grab von Papst Franziskus befindet

Der Cor­rie­re del­la Sera, Ita­li­ens bür­ger­lich-libe­ra­les Medi­en­flagg­schiff, ver­öf­fent­lich­te einen Arti­kel, der zeigt, daß die Berg­o­glio­ma­nia nun auch beim media­len Main­stream zu Ende geht – auch wenn es eini­ge nicht las­sen kön­nen. Die größ­te Tages­zei­tung des Lan­des stell­te trocken fest, daß sich kei­ne Scha­ren zum Grab von Fran­zis­kus drän­gen. Es gehör­te für die Kir­che immer zu den wich­ti­gen Indi­ka­to­ren, die Ver­eh­rung am Grab eines Ver­stor­be­nen zu mes­sen, um even­tu­ell auf des­sen Hei­lig­mä­ßig­keit schlie­ßen zu kön­nen. Tat­säch­lich läßt sich an den jün­ge­ren Papst­grä­bern im Peters­dom eini­ges able­sen.
Doch nun hat auch der Cor­rie­re del­la Sera zur Kennt­nis genom­men, was in Rom seit Mai offen­sicht­lich ist: Trotz des Hei­li­gen Jah­res und einer ent­spre­chend hohen Besu­cher­fre­quenz man­gelt es weit­ge­hend an ver­eh­ren­den Bekun­dun­gen am Grab von Fran­zis­kus. Dabei hat­te er sich eine im jün­ge­ren Ver­gleich doch etwas extra­va­gan­te und vor allem exklu­siv-auf­fäl­li­ge Grab­le­ge anfer­ti­gen las­sen. Aber las­sen wir uns von Ester Pal­ma berich­ten, die gestern, am Fest der Kreuz­erhö­hung, im Cor­rie­re del­la Sera fol­gen­des schrieb:

Papst Franziskus – ein bereits „vergessenes“ Grab

Anzei­ge

Von Ester Palma

Rund um die Basi­li­ka sind die Absperr­git­ter ent­lang der Ser­pen­ti­nen von der Via Libe­ria­na bis zur Hei­li­gen Pfor­te leer: Sie waren auf­ge­stellt wor­den, um den gro­ßen Ansturm der ersten Tage zu bewältigen.

Am ersten Tag, dem 27. April die­ses Jah­res, kamen 70.000 Besu­cher aus aller Welt, die stun­den­lang anstan­den, nur um einen Moment inne­zu­hal­ten vor jener schlich­ten wei­ßen Mar­mor­plat­te aus Ligu­ri­en mit der Auf­schrift „Fran­cis­cus“ – dem Grab von Papst Fran­zis­kus in der Basi­li­ka San­ta Maria Mag­gio­re. Der Papst war da seit sechs Tagen tot, Tau­sen­de Sel­fies wur­den vor dem Grab geschos­sen, unzäh­li­ge Vide­os sofort in den sozia­len Netz­wer­ken geteilt.

Um dem Andrang der Gläu­bi­gen gerecht zu wer­den, hat­te man eine Schlan­ge aus Absperr­git­tern ein­ge­rich­tet, aus­ge­legt für gro­ße – wenn nicht gar rie­si­ge – Men­schen­men­gen: Sie begann in der Via Libe­ria­na, ver­lief ent­lang der Basi­li­ka über die Piaz­za dell’Esquilino und ende­te an der Hei­li­gen Pfor­te, einem der Haupt­zu­gän­ge zu die­ser jahr­tau­sen­de­al­ten Kirche.

Der Zugang ist jetzt völlig frei

Fast sechs Mona­te nach dem Tod von Fran­zis­kus jedoch könn­ten die Absperr­git­ter mög­li­cher­wei­se bald ent­fernt wer­den. Die weni­gen, die dem argen­ti­ni­schen Papst noch die Ehre erwei­sen wol­len, müs­sen sich nicht mehr anstel­len: Der Zugang ist völ­lig frei, War­te­schlan­gen gehö­ren der Ver­gan­gen­heit an. Die Basi­li­ka ist wie gewohnt täg­lich von 7 bis 20 Uhr geöff­net. Doch wäh­rend die Pil­ger – vor allem im Hei­li­gen Jahr – wegen der Hei­li­gen Pfor­te kom­men, inter­es­sie­ren sich Tou­ri­sten und Besu­cher deut­lich mehr für die archi­tek­to­ni­schen und histo­ri­schen Schön­hei­ten der Kirche.

Vie­le emp­fin­den es sogar als „Miß­ton“, daß zur Schaf­fung des Gra­bes von Berg­o­glio ein wun­der­schö­nes und histo­risch bedeu­ten­des Por­tal ent­fernt wur­de – es stamm­te aus dem 17. Jahr­hun­dert und ver­band die Basi­li­ka mit dem Papst­pa­last. Es war ein­ge­rahmt von Plat­ten aus einem sel­te­nen, kost­ba­ren grü­nen Mar­mor. Die­ses Por­tal war einst von Papst Paul V. Borg­he­se geschaf­fen wor­den, einem gro­ßen Lieb­ha­ber von Kunst und Schönheit.

Erhal­ten geblie­ben ist immer­hin die Gedenk­ta­fel von 1615, auf der Paul V. den Bau der Pau­li­ni­schen Kapel­le – jener der „Salus Popu­li Roma­ni“ – doku­men­tiert und zur ewi­gen Fei­er zu Ehren der Jung­frau Maria auf­ruft. Heu­te befin­det sich die­se Tafel über dem Grab von Fran­zis­kus, der gro­ßer Ver­eh­rer die­ser Mari­en­iko­ne war. Der Über­lie­fe­rung zufol­ge han­delt es sich bei dem Bild um ein ech­tes Por­trät Mari­as, gemalt vom Evan­ge­li­sten Lukas.

Die Könige von Spanien dürfen zu Pferd in die Basilika einreiten

Die gesam­te Basi­li­ka – gegrün­det im 5. Jahr­hun­dert und bis heu­te in ihrer ursprüng­li­chen früh­christ­li­chen Struk­tur erhal­ten – ist ein ein­zig­ar­ti­ges Ensem­ble aus Geschich­te, Kunst und Kurio­si­tä­ten: Hier befin­den sich die Grä­ber von acht Päp­sten sowie der höch­ste Glocken­turm Roms. Zudem beher­bergt die Basi­li­ka die Reli­quie der Hei­li­gen Krip­pe, die des neu­ge­bo­re­nen Jesus – zumin­dest der Tra­di­ti­on nach. (1)

Eine wei­te­re Beson­der­heit: Der Ehren-Pro­to­ka­no­ni­ker der Basi­li­ka ist nie­mand Gerin­ge­rer als der König von Spa­ni­en, der die­ses Titel­pri­vi­leg seit dem 17. Jahr­hun­dert inne­hat. Er ist der ein­zi­ge Mon­arch welt­weit, dem ein sol­cher kirch­li­cher Titel in einer päpst­li­chen Basi­li­ka ehren­hal­ber ver­lie­hen wur­de. Aus die­sem Anlaß wer­den jedes Jahr drei Mes­sen zu Ehren Spa­ni­ens gefei­ert: Ende Mai zu Ehren des hei­li­gen Fer­di­nand, am 15. August zum Fest Mariä Him­mel­fahrt und am 8. Dezem­ber zum Fest der Unbe­fleck­ten Empfängnis.

Theo­re­tisch – wohl­ge­merkt nur theo­re­tisch – hät­te der König sogar das Pri­vi­leg, zu Pferd in die Basi­li­ka ein­zu­rei­ten. Übri­gens: Das Gold für die pracht­vol­le Kas­set­ten­decke der Basi­li­ka soll das erste aus Ame­ri­ka gewe­sen sein, das nach der Ent­deckung durch Chri­stoph Kolum­bus nach Euro­pa gelang­te. Es wur­de von Köni­gin Isa­bel­la von Kasti­li­en Papst Alex­an­der VI. Bor­gia geschenkt – dem leib­li­chen Vater der berühm­ten Lucre­zia Borgia.

Einleitung/​Übersetzung/​Fußnote: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Giu­sep­pe Nardi


(1) Schon im Vor­gän­ger­bau der heu­ti­gen Patri­ar­chal­ba­si­li­ka San­ta Maria Mag­gio­re, der 352 geweih­ten soge­nann­ten Libe­ria­ni­schen Basi­li­ka (Basi­li­ca Libe­rii), die von Papst Libe­ri­us (352–366) errich­tet wor­den war, wur­de die Reli­quie der Krip­pe Jesu auf­be­wahrt und der Ver­eh­rung zugäng­lich gemacht. Die Holz­stücke der Krip­pe waren aus Beth­le­hem nach Rom gebracht und dem Papst über­ge­ben wor­den.
Nach­dem die Basi­li­ca Libe­rii bei der Plün­de­rung Roms durch die West­go­ten zer­stört wor­den war und die neue Basi­li­ka San­ta Maria Mag­gio­re errich­tet und am 5. August 434 geweiht wor­den war, erfolg­te die Über­tra­gung der Hei­li­gen Krip­pe nach San­ta Maria Mag­gio­re, der ersten Kir­che im Westen, die der Jung­frau und Got­tes­mut­ter Maria geweiht wur­de und daher die älte­ste Mari­en­kir­che Roms ist. Wo wür­de die Krip­pe auch bes­ser hin­pas­sen als zur Mutter.

Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*