Der Rücken des Priesters

Radioexerzitien von Pfarrer Winfried Abel bei Radio Horeb


In der "alten" Messe steht der Priester vor dem Volk vor Gott. Er schaut mit dem Volk in Richtung zur aufgehenden Sonne.
In der "alten" Messe steht der Priester vor dem Volk vor Gott. Er schaut mit dem Volk in Richtung zur aufgehenden Sonne.

Seit eini­gen Tagen sen­det Radio Horeb eine Vor­trags­rei­he mit dem bekann­ten Exer­zi­ti­en­mei­ster Pfar­rer Win­fried Abel aus Ful­da. Das The­ma der Radio­ex­er­zi­ti­en lau­tet: „Inti­mi­tät des Betens Jesu“. Heu­te wur­de der ach­te Vor­trag die­ser Rei­he aus­ge­strahlt. Dar­in fin­det sich eine bemer­kens­wer­te Stel­le zum über­lie­fer­ten Ritus. Hier der Aus­schnitt im Wortlaut:

Jesus bekennt sich zur Sün­de der gan­zen Mensch­heit, der gan­zen Welt.

Was dabei in sei­ner See­le vor­ge­gan­gen sein mag, wenn er betet, ver­gib uns unse­re Schuld. Das ist schwer zu sagen, aber wir haben es ja schon ahnungs­voll ein Stück erta­stet, wenn wir die Ölberg­stun­de betrach­tet haben, wo Jesus, kon­fron­tiert mit dem Ekel der Sün­de der gan­zen Welt, sich scheu­te, den Wil­len des Vaters anzu­neh­men, weil die­se furcht­ba­re Tat, die von ihm jetzt ver­langt wird, näm­lich den gan­zen Schmutz der Sün­de in sich hin­ein zu schlucken und die­sen Kelch der Sün­den zu trin­ken und dar­in den Wil­len des Vaters zu erfül­len, für ihn das größ­te Lei­den war. Schlim­mer als die kör­per­li­chen Schmer­zen, die er erlit­ten hat, war die Kon­fron­ta­ti­on mit der Sünde.

Aber Jesus hat ja auch dar­in etwas erfüllt, was er sei­nen Jün­gern immer wie­der ans Herz gelegt hat, wer unter euch der Erste sein will, der soll der Unter­ste und Letz­te und der Die­ner aller sein. Und das woll­te er sein, ich möch­te sagen, als der Ober-Sün­der der gan­zen Welt.

Man könn­te das viel­leicht ver­glei­chen mit dem Prie­ster, der beim Got­tes­dienst, wie man heu­te dum­mer­wei­se sagt, mit dem Rücken zum Volk steht. Das ist eine fal­sche Beob­ach­tung. Der Prie­ster steht nicht mit dem Rücken zum Volk, wenn er in Rich­tung zur auf­ge­hen­den Son­ne die Hei­li­ge Mes­se fei­ert, son­dern er steht in Rich­tung des Vol­kes: vor dem Volk für das Volk vor Gott. Ver­ste­hen Sie?

Nicht nur als der Ver­mitt­ler der Gna­de, das ist er natür­lich, aber auch als Sün­der, so wie Jesus die Mensch­heit ange­nom­men hat und sogar sich als Sün­der vor dem Vater bekannt hat. So steht der Prie­ster vor dem Volk für das Volk als Ober-Sün­der vor dem Volk und bekennt für das Volk, stell­ver­tre­tend für die Gemein­de, die Sün­de, die vor Gott bekannt wer­den soll, damit Er sie ver­ge­ben kann.

So ist die Hal­tung, die lit­ur­gi­sche Hal­tung, und die Gebets­aus­rich­tung des Prie­sters zu ver­ste­hen bei der soge­nann­ten alten Messe.

Aber das ist kei­ne alte Mes­se. Das ist ein ewig gül­ti­ger Ritus. Zumin­dest so lan­ge wir auf der Erde sind, brau­chen wir die­se Bit­te, ver­gib uns unse­re Schuld.

Der Prie­ster steht, ich sag es noch ein­mal, in Rich­tung des Vol­kes und nicht mit dem Rücken zum Volk. Wenn Sie so wol­len, könn­ten Sie sagen, ja, lie­be Zeit, dann müs­sen wir alle im Kreis sit­zen in der Mes­se, damit wir uns alle ins Gesicht schau­en. Aber wir wol­len doch vor Gott ste­hen, und da bleibt es nicht aus, wenn meh­re­re Bän­ke in der Kir­che sind, daß die Vor­de­ren immer den Hin­te­ren den Rücken zei­gen. Das bleibt nicht aus.

Aber wenn wir so betrach­ten, wir ste­hen alle in einer Rich­tung vor Gott und beken­nen unse­re Schuld und der Prie­ster vor­ne dran als Ober-Sün­der, dann stimmt die Rich­tung wie­der. So müs­sen wir es verstehen.

Bild: MiL

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1 Kommentar

  1. Ich zele­brie­re aus­schließ­lich zum Herrn hin – und wenn ich doch ein­mal in die Ver­le­gen­heit eines “ Volks­al­ta­res“ kom­me, stel­le ich ein gro­sses Kreuz auf den Altar, wie es Ratz­in­ger ein­mal emp­foh­len hat.…aber: ich ver­mei­de es, wo ich kann! Zum Herrn hin, wohin sonst!!

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