Gender Studies sind eine Antithese zum wissenschaftlichen Geist

Geschlecht, Gender, Binarität und biologischer Determinismus


"Die Gender Studies haben ihren Ursprung ausdrücklich in einem politisch-ideologischen Projekt", so der Evolutionspsychologe Marco Del Giudice.
"Die Gender Studies haben ihren Ursprung ausdrücklich in einem politisch-ideologischen Projekt", so der Evolutionspsychologe Marco Del Giudice.

Seit die Femi­ni­stin Judith But­ler in ihrem Buch Gen­der Trou­ble (1990) den Begriff „Gen­der“ qua­si erfun­den hat, herrscht gro­ße Ver­wir­rung. Die Medi­en über­schla­gen sich mit der Bewer­bung die­ser Gen­der-Theo­rie, wobei sie sich meist mit grund­sätz­li­chen Fra­gen gar nicht mehr auf­hal­ten, son­dern dampf­wal­zen­ar­tig die Inhal­te der zur Ideo­lo­gie gestei­ger­ten Gen­der-Theo­rie als Tat­sa­chen pro­pa­gie­ren. Die Mas­si­vi­tät die­ses Vor­gangs trägt alle Züge einer Umer­zie­hung. Die Zwei­ge­schlech­tig­keit wird mit Nach­druck in Fra­ge gestellt. Für Klar­heit sorgt der Evo­lu­ti­ons­psy­cho­lo­ge Mar­co Del Giudi­ce, der Dozent an der Uni­ver­si­tät von New Mexi­co (USA) ist. Die UCCR führ­te ein Inter­view mit ihm:

Fra­ge: Herr Prof. Del Giudi­ce, was ist der aktu­el­le Stand der For­schung zu strukturellen/​biologischen Unter­schie­den zwi­schen Män­nern und Frauen?

Prof. Del Giudi­ce: Die bio­lo­gi­sche For­schung zu geschlechts­spe­zi­fi­schen Unter­schie­den ist ein rie­si­ges Gebiet, das im Rah­men die­ses Mini-Inter­views nicht ein­mal ansatz­wei­se dar­ge­stellt wer­den kann.
Es gibt For­schun­gen zu Unter­schie­den zwi­schen Män­nern und Frau­en in bezug auf Per­sön­lich­keits­merk­ma­le, kogni­ti­ve Fähig­kei­ten, sozia­le Sti­le (z. B. Wett­be­werb, Koope­ra­ti­on, Sta­tus­stre­ben), Kom­mu­ni­ka­ti­on und Aus­druck von Gefüh­len, roman­ti­sche und sexu­el­le Vor­lie­ben, das Risi­ko, ver­schie­de­ne Arten von psy­chi­schen Stö­run­gen (wie Depres­si­on und Autis­mus) zu ent­wickeln, und so wei­ter.
Für einen aktu­el­len, aus­führ­li­chen Über­blick emp­feh­le ich das wun­der­ba­re Buch „Male, Fema­le. The Evo­lu­ti­on of Human Sex Dif­fe­ren­ces“ von David Gea­ry, das lei­der nur auf Eng­lisch vor­liegt. Es gibt auch einen Arti­kel und ein Video­in­ter­view von mir, die ich zu genau die­sen The­men ver­faßt habe und die als „sanf­te“ Ein­füh­rung in die­sen For­schungs­be­reich die­nen können.

Fra­ge: Ist es gerecht­fer­tigt zu behaup­ten, daß Unter­schie­de im Ver­hal­ten und in den Rol­len aus­schließ­lich auf sozia­le Ste­reo­ty­pen zurück­zu­füh­ren sind?

Prof. Del Giudi­ce: Der viel­leicht wich­tig­ste Punkt, den es zu beto­nen gilt, ist, daß es zwar schwie­rig, aber kei­nes­wegs unmög­lich ist, die Bei­trä­ge unse­rer Bio­lo­gie (teil­wei­se) von denen der Kul­tur zu unter­schei­den, und daß es mög­lich ist, Model­le aus der Evo­lu­ti­ons­bio­lo­gie, ver­glei­chen­de Stu­di­en zwi­schen ver­schie­de­nen Tier­ar­ten, kul­tur­über­grei­fen­de For­schung und Daten aus der Neu­ro­bio­lo­gie und Ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gie mit­ein­an­der zu ver­knüp­fen.
Die­se Infor­ma­ti­ons­quel­len fügen sich wie Tei­le eines gro­ßen Puz­zles zusam­men und ermög­li­chen es uns, ver­schie­de­ne alter­na­ti­ve Hypo­the­sen zu testen, dar­un­ter auch sol­che, die die Exi­stenz geschlechts­spe­zi­fi­scher Unter­schie­de auf die Aus­wir­kun­gen von Sozia­li­sa­ti­on, Ste­reo­ty­pen, Medi­en usw. zurück­füh­ren.
Die Vor­stel­lung, daß die Gehir­ne von Män­nern und Frau­en im Grun­de eine „Tabu­la rasa“ sind, auf der die Kul­tur Prä­fe­ren­zen und Erwar­tun­gen beein­flußt, und daß geschlechts­spe­zi­fi­sche Unter­schie­de in der psy­cho­lo­gi­schen Funk­ti­ons­wei­se weit­ge­hend (wenn nicht sogar voll­stän­dig) auf sozia­les Ler­nen zurück­zu­füh­ren sind, ist nach wie vor sehr leben­dig und ver­brei­tet.
Aus mei­ner Sicht als Evo­lu­ti­ons­psy­cho­lo­ge ist dies jedoch ein ana­chro­ni­sti­sches Welt­bild, das wis­sen­schaft­lich schwach ist und im Grun­de auf den Posi­tio­nen des Femi­nis­mus der 1970er Jah­re beruht. Damit will ich nicht sagen, daß die Wis­sen­schaft bereits alle Ant­wor­ten hat oder daß wir alles mit vier grund­le­gen­den bio­lo­gi­schen Kon­zep­ten erklä­ren kön­nen.
Die Kom­ple­xi­tät ist wich­tig, sie ist viel­fäl­tig, und sie muß erkannt und erklärt wer­den. „Natur“ und „Kul­tur“ sind immer auf fas­zi­nie­ren­de Wei­se mit­ein­an­der ver­wo­ben. Betrach­tet man das mensch­li­che Ver­hal­ten aus einer aus­ge­feil­ten bio­lo­gi­schen Per­spek­ti­ve, so kann man zwar einer­seits bestimm­te Fra­gen ver­ein­fa­chen, die sonst undurch­sich­tig oder unlös­bar blei­ben; ande­rer­seits erge­ben sich aber auch tau­send neue Fra­gen, und was ein­fach erschien, kann uner­war­te­te Facet­ten offenbaren.

Der Immu­no­lo­gin Anto­nella Vio­la zufol­ge [die in der Coro­na­zeit als Regie­rungs­exper­tin Bekannt­heit erlang­te und der poli­ti­schen Lin­ken nahe­steht], ent­spricht „die binä­re Sicht­wei­se, die die Welt auf der Grund­la­ge der bei­den Geschlech­ter trennt […], nicht der Rea­li­tät“. Die sexu­el­le Bina­ri­tät sei ein „Dog­ma“ und „ein Käfig“. Man hat den Ein­druck, daß sie die­se Posi­ti­on mit dem klas­si­schen Trug­schluß argu­men­tiert, sich auf Patho­lo­gien (wie Chro­mo­so­men­ver­än­de­run­gen, Inter­se­xua­li­tät und Herm­aphro­di­tis­mus) zu bezie­hen, also auf äußerst sel­te­ne Aus­nah­men von der Norm. Ist dies richtig?

Prof. Del Giudi­ce: Es herrscht enor­me Ver­wir­rung in die­ser Fra­ge; lei­der scheint mir, zumin­dest nach ihrem Arti­kel zu urtei­len, Frau Prof. Vio­la nicht viel zur Klar­heit bei­zu­tra­gen.
Sie schreibt zum Bei­spiel: „Inter­se­xu­el­le Men­schen wei­sen Abwei­chun­gen in der sexu­el­len Ent­wick­lung auf. Dies ist nicht unge­wöhn­lich: Man schätzt, daß bis zu 1,7 Pro­zent der Gebo­re­nen Geschlechts­merk­ma­le auf­wei­sen, die nicht voll­stän­dig den binä­ren Vor­stel­lun­gen von einem männ­li­chen oder weib­li­chen Kör­per ent­spre­chen“. In die­ser Pas­sa­ge ver­wech­selt sie die Inter­se­xua­li­tät (die, genau defi­niert, weni­ger als 0,02 % der Gebur­ten betrifft, also etwa 100 Mal weni­ger, als sie angibt) mit dem völ­lig will­kür­li­chen Kri­te­ri­um der „Merk­ma­le, die nicht voll­stän­dig den binä­ren Vor­stel­lun­gen ent­spre­chen“. Die­ser seman­ti­sche Feh­ler wur­de erst­mals von Anne Fausto-Ster­ling im Jahr 2000 began­gen; bereits 2002 und 2003 hat­ten meh­re­re Autoren auf die Berech­nungs- und Defi­ni­ti­ons­feh­ler hin­ge­wie­sen, die sie zu einer um das Hun­dert­fa­che über­trie­be­nen Schät­zung ver­an­laßt hat­ten (die Geschich­te die­ser Kon­tro­ver­se ist all­ge­mein zugäng­lich).
Lei­der wer­den die­se „magi­schen 1,7 Pro­zent“ seit mehr als zwan­zig Jah­ren unkri­tisch wei­ter­ge­ge­ben und wie­der­holt; ich muß sagen, daß die Erwäh­nung die­ser Zahl in dem Arti­kel von Prof. Vio­la nichts Gutes ver­heißt. Ich hof­fe, der Inhalt ihres neu­en Buches wird mich eines Bes­se­ren beleh­ren!
Abge­se­hen von den Zah­len liegt das ent­schei­den­de Pro­blem in der Ver­wechs­lung von Ana­ly­se­ebe­nen, die eigent­lich genau unter­schie­den wer­den müßten.

Fra­ge: Wel­ches sind die­se Ebenen?

Prof. Del Giudi­ce: Die erste Ebe­ne ist die der bio­lo­gi­schen Defi­ni­ti­on von Geschlecht, die auf dem Vor­han­den­sein von zwei (und nur zwei!) Arten von Keim­zel­len beruht – einer grö­ße­ren, die von Frau­en pro­du­ziert wird, und einer klei­ne­ren, die von Män­nern pro­du­ziert wird. Auf die­ser kon­zep­tio­nel­len Ebe­ne ist das Geschlecht ein ein­deu­tig binä­res Kon­strukt, und zwar nicht durch einen selt­sa­men Zufall, son­dern aus tief­grei­fen­den bio­lo­gi­schen Grün­den, die wir mit Hil­fe mathe­ma­ti­scher Model­le zu ver­ste­hen begon­nen haben.
Die zwei­te Ebe­ne der Ana­ly­se ist die der sexu­el­len Dif­fe­ren­zie­rung von Indi­vi­du­en, die auf einer sehr lan­gen und kom­ple­xen Ket­te von gene­ti­schen und hor­mo­nel­len Mecha­nis­men beruht. Auf die­se Ebe­ne bezieht sich Prof. Vio­la, wenn sie schreibt, daß „die Defi­ni­ti­on des bio­lo­gi­schen Geschlechts auf dem gene­ti­schen Erbe, den Geschlechts­or­ga­nen und dem all­ge­mei­nen hor­mo­nel­len Rah­men beruht“ – ein irre­füh­ren­der Satz, denn die Bestim­mung des Geschlechts ist nicht das­sel­be wie sei­ne bio­lo­gi­sche Defi­ni­ti­on. Auf die­ser Ebe­ne wird der binä­re Cha­rak­ter des Geschlechts durch die aty­pi­schen Zustän­de, die als inter­se­xu­ell kate­go­ri­siert wer­den, teil­wei­se „geknackt“; es ist jedoch anzu­mer­ken, daß die Ent­wick­lungs­pro­zes­se in mehr als 99,98 % der Fäl­le zu einer kla­ren Unter­schei­dung zwi­schen Män­nern und Frau­en füh­ren und daß die Aus­nah­men eben nur Aus­nah­men und kei­ne „drit­ten Geschlech­ter“ zusätz­lich zu den bei­den ande­ren sind.
Die drit­te Ebe­ne ist die Ent­wick­lung von Merk­ma­len, die mit dem Geschlecht asso­zi­iert wer­den, sowohl auf kör­per­li­cher Ebe­ne (Sta­tur, Mus­ku­la­tur, Haa­re, Stim­me…) als auch auf psy­cho­lo­gi­scher und Ver­hal­tens­ebe­ne. An die­sem Punkt kom­men die indi­vi­du­el­len Unter­schie­de ins Spiel: Män­ner  und Frau­en sind nicht alle iden­tisch mit den ande­ren Mit­glie­dern ihres Geschlechts, son­dern zei­gen eine gro­ße Varia­bi­li­tät in ihren Merk­ma­len und Ent­wick­lungs­we­gen. Die­se Varia­bi­li­tät hat sowohl gene­ti­sche als auch umwelt­be­ding­te Ursa­chen und wird in vie­len Fäl­len gera­de durch die Pro­zes­se der natür­li­chen und sexu­el­len Selek­ti­on noch ver­stärkt. Dies hat zur Fol­ge, daß sich die geschlechts­spe­zi­fi­schen Merk­ma­le bis auf weni­ge Aus­nah­men nicht in zwei völ­lig getrenn­ten und „binä­ren“ Ver­tei­lun­gen orga­ni­sie­ren, son­dern eine gewis­se Über­lap­pung zwi­schen Män­nern und Frau­en auf­wei­sen (z. B. sind Män­ner im Durch­schnitt grö­ßer als Frau­en, aber eini­ge Frau­en sind grö­ßer als der durch­schnitt­li­che Mann).
Eine der Auf­ga­ben der For­schung besteht dar­in, zu ver­ste­hen, wie groß die­se Über­schnei­dung bei den ver­schie­de­nen Merk­ma­len ist, ob und wie stark sie von kon­tex­tu­el­len und kul­tu­rel­len Fak­to­ren abhängt usw. Bei ein­zel­nen Per­sön­lich­keits­merk­ma­len wie der emo­tio­na­len Sta­bi­li­tät und Insta­bi­li­tät ist die Über­schnei­dung zwi­schen Män­nern und Frau­en sehr groß, etwa 80–90 %. In eini­gen mei­ner Arbei­ten habe ich jedoch gezeigt, daß sich die Über­schnei­dung auf 20–30 % ver­rin­gert, wenn meh­re­re Merk­ma­le gleich­zei­tig betrach­tet wer­den (und so typi­sche Per­sön­lich­keits­pro­fi­le für bei­de Geschlech­ter ent­ste­hen) und der Meß­feh­ler der Fra­ge­bö­gen kor­ri­giert wird.
Die­se Ergeb­nis­se zei­gen, daß sich die Per­sön­lich­keits­pro­fi­le von Män­nern und Frau­en sehr viel deut­li­cher von­ein­an­der unter­schei­den als bis­her ange­nom­men, aber gleich­zei­tig weit von einer voll­stän­dig und starr „binä­ren“ Ver­tei­lung ent­fernt sind.

Fra­ge: Kurz gesagt, die sexu­el­le Bina­ri­tät wird bestätigt?

Prof. Del Giudi­ce: Ja, aber es muß deut­lich gemacht wer­den, von wel­cher Ebe­ne wir spre­chen. Die sexu­el­le Bina­ri­tät hat ihren Ursprung in „rei­ner“ Form in der Unter­schei­dung zwi­schen den Geschlechts­zel­len, auf der die bio­lo­gi­sche Defi­ni­ti­on der Geschlech­ter beruht; sie mate­ria­li­siert sich in den bio­che­mi­schen Pro­zes­sen, die die sexu­el­le Dif­fe­ren­zie­rung vor­an­trei­ben und die (sehr, sehr sel­ten) zu aty­pi­schen Bedin­gun­gen der sexu­el­len Ent­wick­lung füh­ren kön­nen; und sie drückt sich in einer brei­ten Palet­te von phy­si­schen und psy­chi­schen Merk­ma­len aus, die sich mit den indi­vi­du­el­len Unter­schie­den „ver­mi­schen“, die uns nicht nur männ­lich oder weib­lich machen, son­dern zu den ein­zig­ar­ti­gen Per­so­nen, die wir sind.
Die­ses drei­stu­fi­ge Modell ist leicht zu erklä­ren und zu ver­an­schau­li­chen und ver­mei­det eine gan­ze Rei­he von Ver­wir­run­gen und Miß­ver­ständ­nis­sen bezüg­lich der mehr oder weni­ger binä­ren Natur des Geschlechts. Für die­je­ni­gen, die genaue­re Hin­wei­se auf die wis­sen­schaft­li­che Lite­ra­tur wün­schen, emp­feh­le ich ein kürz­lich erschie­ne­nes Kapi­tel von mir, in dem ich auch ver­sucht habe, eine Geschich­te der Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Femi­nis­mus und Psy­cho­lo­gie in bezug auf Geschlech­ter­fra­gen zu skizzieren.

Fra­ge: Spre­chen wir über die „Gen­der Stu­dies“: Es ist unbe­streit­bar, daß sie den Aus­sa­gen von Prof. Vio­la zugrun­de lie­gen. Haben sie wirk­lich wis­sen­schaft­li­che Gül­tig­keit? Vie­le Wis­sen­schaft­ler bezwei­feln sowohl die Vali­di­tät der Stu­di­en (Stich­pro­ben­feh­ler, feh­len­de Kon­troll­grup­pen usw.) als auch die Künst­lich­keit der Kon­zep­te, die jedoch mas­siv in den all­ge­mei­nen gesell­schaft­li­chen Sprach­ge­brauch ein­ge­drun­gen sind.

Prof. Del Giudi­ce: Die Gen­der Stu­dies haben ihren Ursprung aus­drück­lich in einem poli­tisch-ideo­lo­gi­schen Pro­jekt.
Ihr ober­stes Ziel ist nicht die Suche nach Wahr­heit oder Wis­sen als sol­chem, son­dern eine bestimm­te Art von sozia­lem Wan­del in einem pro­gres­si­ven Sin­ne. Die­se Grund­hal­tung ist die Anti­the­se zum wis­sen­schaft­li­chen Geist, der (idea­ler­wei­se) vor­ge­faß­te Schluß­fol­ge­run­gen ablehnt und der Logik und den Bewei­sen folgt, wohin sie füh­ren.
Das Pro­blem der wis­sen­schaft­li­chen For­schung in der Geschlech­ter­for­schung besteht dar­in, daß sie instru­men­ta­li­siert und selek­tiv ein­ge­setzt wird: Es ist schön und gut, wenn sie etwas Nütz­li­ches für die Sache aus­sagt (oder zu sagen scheint), aber wenn die Ergeb­nis­se unbe­quem sind, wer­den sie ein­fach igno­riert oder a prio­ri abge­wer­tet, als poli­tisch ver­däch­tig oder sogar nur auf­grund der Iden­ti­tät der Autorin­nen. Dar­über hin­aus kön­nen bestimm­te Grund­an­nah­men (z. B. die Vor­stel­lung, daß Geschlech­ter­un­ter­schie­de grund­sätz­lich eine sozio­kul­tu­rel­le Kon­struk­ti­on sind) nicht ernst­haft in Fra­ge gestellt wer­den, da dies die Selbst­zer­stö­rung der Dis­zi­plin zur Fol­ge hät­te.
All das schafft eine erkennt­nis­theo­re­ti­sche „Bla­se“ um die Geschlech­ter­for­schung, die sich selbst als inter­dis­zi­pli­när bezeich­net, in Wirk­lich­keit aber extrem selbst­re­fe­ren­ti­ell bleibt.
Das führt dazu, daß in inter­nen Debat­ten nicht der­je­ni­ge gewinnt, der die rea­li­stisch­sten Theo­rien ent­wickelt oder die ver­läß­lich­sten Daten sam­melt, son­dern der­je­ni­ge, dem es gelingt, sei­ne ideo­lo­gi­sche Rein­heit und mora­li­sche Über­le­gen­heit gegen­über sei­nen Geg­nern zu behaup­ten. Das glei­che gilt natür­lich auch für ande­re „Iden­ti­täts­stu­di­en“ (eth­ni­sche Stu­di­en, Que­er Stu­dies, Disa­bi­li­ty Stu­dies usw.), aber auch für immer grö­ße­re Tei­le der Sozio­lo­gie, Anthro­po­lo­gie und ande­rer „klas­si­scher“ Dis­zi­pli­nen, in denen der Akti­vis­mus zur Haupt­mo­ti­va­ti­on von Pro­fes­so­ren und Stu­den­ten wird.

Fra­ge: Die­se „Stu­di­en“ beru­hen auf der Auf­spal­tung von Sex und Geschlecht, was zur Ent­ste­hung des Kon­zepts der „Geschlechts­iden­ti­tät“ geführt hat…

Prof. Del Giudi­ce: Erlau­ben Sie eine kur­ze Anmer­kung zur Bedeu­tung von Begrif­fen wie „Gen­der“, „Geschlechts­iden­ti­tät“ usw.: Im Prin­zip könn­ten alle die­se Begrif­fe nütz­lich sein, um bei­spiels­wei­se psy­cho­lo­gi­sche Aspek­te im Zusam­men­hang mit dem Geschlecht oder der Selbst­wahr­neh­mung der Men­schen in bezug auf ihr Mann- oder Frau­sein zu ermit­teln.
Das Pro­blem ist, daß sie in der Pra­xis vage und ten­den­zi­ös defi­niert wer­den und Annah­men vor­aus­set­zen, die eigent­lich fal­si­fi­zier­bar sein müß­ten.
So defi­niert bei­spiels­wei­se die Ame­ri­can Psy­cho­lo­gi­cal Asso­cia­ti­on „Gen­der“ aus­drück­lich als sozia­les Kon­strukt, das sich aus kul­tu­rel­len Nor­men und Erwar­tun­gen ergibt, und gibt damit eine höchst frag­wür­di­ge Schluß­fol­ge­rung als a prio­ri akzep­tier­te Rea­li­tät aus.
Aus die­sem Grund ist es schwie­rig, Begrif­fe wie „Gen­der“ neu­tral oder gar ein­heit­lich zu ver­wen­den.
In der Tat sind eini­ge femi­ni­sti­sche Wis­sen­schaft­le­rin­nen zuneh­mend rat­los, was die Unter­schei­dung zwi­schen „sex“ und „gen­der“ angeht, und schla­gen hybri­de Begrif­fe wie „sex/​gender“ oder „gender/​sex“ vor.
Natür­lich ist ihr Haupt­ziel die „Dena­tu­ra­li­sie­rung“ des bio­lo­gi­schen Geschlechts und sicher­lich nicht die „Rena­tu­ra­li­sie­rung“ des Geschlechts; aber es ist immer schön, wenn man sich auf etwas eini­gen kann!

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wortwolke/​Schlüsselbegriffe Gen­der Studies

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2 Kommentare

  1. Unser Schöp­fer hat uns einen genau­en Bericht der Schöp­fung in der Gene­sis hin­ter­las­sen. Erst schuf er den Men­schen als Mann und Frau. Dann wur­de aus der Rip­pe des Man­nes eine Gefähr­tin, Eva erschaf­fen. Eva heisst etwa Mut­ter der Leben­di­gen. Sie besitzt etwas ausser­ge­wöhn­li­ches. Die Gebär­mut­ter, womit sie Mut­ter alles mensch­li­ches Lebens ist. Jeder Mensch auf die­ser Erde ist aus der Gebär­mut­ter Evas hervorgegangen. 

    Der Schöp­fer hat uns auch hin­ter­las­sen, wie die bei­den Geschlech­ter in Bezie­hung zuein­an­der ste­hen. Sie ver­las­sen Vater und Mut­ter und wer­den ein Fleisch. 

    Hier setzt eine Maschi­ne­rie aus Des­in­for­ma­ti­on und Fehl­lei­tung ein. Per­ver­si­on wird als natür­lich prä­sen­tiert, nor­ma­le Sexua­li­tät und Ehe als min­der­wer­tig. Jun­gen Men­schen steht nur die­se unglaub­li­che Bom­bar­die­rung mit Por­no­gra­phie und fal­scher Inter­pre­ta­tio­nen der Sexua­li­tät zur Ver­fü­gung. Die Bil­der aus der Maschi­ne­rie über­la­gern alle natür­li­chen Anla­gen des Men­schen, der ja von Grun­de auf gut ist. Sie wis­sen nicht, daß Mann und Frau sich in der Part­ner­schaft ergän­zen. Statt­des­sen suchen sie Trieb­be­frie­di­gung und einen Part­ner zur eige­nen Ego­ver­län­ge­rung. Das „ein Fleisch wer­den“ ist unbekannt. 

    Das Resul­tat ist, jun­ge Men­schen füh­len sich unaus­ge­füllt und unglück­lich. Sie fin­den als geschlecht­li­ches Wesen ihren Platz in der Welt nicht. Der Pro­to­typ des „Diver­sen“ ist der jun­ge Mann, der vor lau­ter Bom­bar­die­rung mit Unmög­lich­kei­ten sich lie­ber kastrie­ren läßt, als in die­se fal­sche Welt ein­zu­stei­gen. Der Pro­to­typ der ent­ar­te­ten jun­gen Frau ist die, die leug­net, daß sie eine Fähig­keit besitzt, mensch­li­ches Leben in ihrem eige­nen Bauch ent­ste­hen zu lassen. 

    Sie prä­sen­tie­ren uns dazu noch eine zusätz­li­che Aus­flucht. Die vir­tu­el­le Welt, Gam­ing. Die vir­tu­el­le Welt ent­hält ver­locken­de Bil­der. In der vir­tu­el­len Welt fehlt der Schmerz, den jun­ge Men­schen in der per­ver­tier­ten rea­len Welt emp­fin­den. Drau­ssen tut es weh. In der vir­tu­el­len Welt ist es schmerz­los. Sobald die vir­tu­el­le Welt weg­ge­nom­men wird kommt der Schmerz zurück. Die Ent­zugs­er­schei­nun­gen sind genau­so stark wie bei Heroinabhängigen. 

    Des­halb wird kaum ein The­ma so oft in der Bibel behan­delt wie die Göt­zen. Die Göt­zen aus Sil­ber und Gold sind nichts ande­res als die Maschi­ne­rie von Per­ver­si­on, vir­tu­el­ler Wel­ten und Des­in­for­ma­tio­nen. Beson­ders die stän­dig ver­füg­ba­ren Göt­zen, die in der Hand gehal­ten wer­den kön­nen und die Form einer glat­ten Zun­ge haben (Baruch 6,7), sei­en genannt. 

    Es ist des­halb wich­tig, Wahr­heit und Lie­be ent­ge­gen­zu­set­zen. Man kann von der vir­tu­el­len Welt abhän­gi­ge Kin­der zurück­ho­len. Der Schmerz läßt schnell nach, sobald die online-Zei­ten unter ein bestimm­tes Maß redu­ziert sind. 

    Nur in einem got­tes­gläu­bi­gen Umfeld ist es noch mög­lich, ein­zel­ne aus der zusam­men­ge­schnapp­ten Rea­li­tät zurück­zu­ho­len. Kin­der, die wie­der Kin­der sind. 

    Hese­kiel 20,7: „Und ich sag­te zu ihnen: Werft weg, ein jeder, die Scheu­sa­le (Göt­zen) sei­ner Augen! Macht euch nicht unrein durch die Göt­zen Ägyptens!“

    Jesa­ja 31,7: „Denn an jenem Tag wird jeder von ihnen sei­ne sil­ber­nen und gol­de­nen Göt­zen verwerfen.“

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