Von einer Katholikin
In Frankfurt tagte von 9. bis 11. März 1012 die fünfte Synodalversammlung des sog. Synodalen Weges. Segensfeiern für homosexuelle Paare und Laienpredigt in Deutschland, Infragestellung des Zölibats, Hinarbeit auf einen sakramentalen Diakonat der Frau, eine „Zurückdrängung des Priesters“ eben, wie Bischof Meier, einer der wenigen noch aufrechten, lehramtstreuen Wahrheitsverkünder, kritisch resümierte, die Aufgabe der biblischen Zweigeschlechtlichkeit – man macht weiter, was man will. Die deutsche Kirche soll endlich Form annehmen. Immer unter Betonung des Mantras von den systemischen Ursachen für sexuelle Gewalt und ihre Vertuschung. Und wehe dem, der das in Frage stellt. Zum Schluß der Synodalversammlung bedauerte Frau Stetter-Karp erneut, daß „eine kleine Minderheit der Bischöfe in Deutschland die strukturelle Veränderung verhindern wolle“.
Daß man die Kritiker deswegen emotional permanent unter Druck setzt, sie in die Rechtfertigung zwingen will und dafür das Leid der Betroffenen instrumentalisiert, wurde bei der Synodalversammlung besonders erschreckend erfahrbar.
Den ersten Sitzungstag krönte man nämlich mit einer „zeichenhaften Performance“, die ausgerechnet im Frankfurter Kaiserdom aufgeführt wurde. Dieser Aktionskunst zum Thema Mißbrauch räumte man gleich am ersten Tag also im doppelten Wortsinn den Platz ein, der einer Heiligen Messe gebührt hätte. Ein Mangel an Priestern dürfte wahrlich nicht der Grund für die Beschränkung zu Tagungsbeginn gewesen sein. Man hat sich wohl schon in die Zurückdrängung des Priesters ergeben. Es erhebt sich ja auch keiner mehr, wenn der Begriff der „Messe“ in sprachlicher Grenzverwischung von Mechthild Heil (Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, kfd) im Gespräch mit Domradio ausgehöhlt wird:
„Wir werden auch im Frankfurter Dom unter dem Titel „gleich und berechtigt“ eine Messe feiern.“
Es war eben nur eine weitere Demonstration, natürlich mit der unvermeidlichen weiblichen „Geistkraft“ und kindischen Platzwechselspielchen:
„Haben Sie Mut. gerade auch Plätze auszuprobieren, die für Sie eher ungewohnt sind, die Sie schon immer einnehmen wollten. Fühlen Sie sich frei – heute ist auch der Platz am Altar zu vergeben! Setzen Sie ein Zeichen, denn wir sind gleich und berechtigt!“
Die Synodalversammlung dagegen begnügte sich nicht mit Kindertheater, sondern spannte die Kunst für ihre Zwecke ein. Keiner sollte die Aktionskunst verpassen, die als „künstlerisch-existentielle Performance“ angekündigt worden war, um den Zusammenhang zwischen den „systemischen Ursachen“ des sexuellen Mißbrauchs in der Kirche und den vorgelegten Texten und Handlungsempfehlungen zu versinnbildlichen.
„Der Synodale Weg hat viele gute Papiere und Beschlüsse erarbeitet. Durch ihre Umsetzung sollen die systemischen Ursachen beseitigt werden, die sexualisierte Gewalt und ihre Vertuschung begünstigen. Die vom Synodalen Weg vorgelegten Texte und Handlungsempfehlungen und die zeichenhafte Performance gehören zusammen und verweisen aufeinander.“
Die Performance entstand aus der Zusammenarbeit der von der Synodalversammlung eingesetzten „AG Verantwortung“ mit der Künstlerin Andrea-Elisabeth Lutz (Leitung des Kulturmanagements des Bistums München und Freising) und ihrem Choreographenteam.
„In „verantwort:ich“ kommen deshalb Betroffene und Synodale zu Wort. Es werden in Bildern, Texten und Musik sexualisierte Gewalt und der Umgang mit ihr dargestellt. Manche Elemente können belastend und/oder retraumatisierend wirken.“
In der Tat ist die „Aufführung“ erschütternd. Natürlich verweist jeder Mißbrauchsfall auf das Leid und die schlimmen Schicksale der Opfer. Auch in der Kirche muß aufgearbeitet und Verantwortung übernommen werden. Wenn allerdings Mißbrauch im Rahmen der Kirche instrumentalisiert wird, um die Errichtung einer eigenen „Kirche“, die ganz von dieser Welt sein soll, voranzutreiben, ist das unverantwortlich. Dann ist das das Erschütternde. Dann hat es durchaus eine dämonische Dimension, wenn ausgerechnet in einer Kirche, in der der Herr sakramental gegenwärtig ist, auf den Stufen Seines Altars mit konvulsivischen Tänzen, schwarzvermummten „Priestern“, dystopischer Musik und Anklagetexten die emotionale Erschütterung der Zuschauer genutzt wird, damit ihnen jedes Widerwort gegen die Dekonstruktion der katholischen Kirche „im Halse stecken“ bleibt. Dann geht es eben nicht nur um die Erfahrbarmachung von Leid, sondern offensichtlich noch um ganz andere Ziele, zu deren Erreichung alle Mittel recht zu sein scheinen, auch der Mißbrauch des Altars.
Thema der Tanzcollage sollte „die Verstrickung aller in der Kirche in die Thematik von Missbrauch und Vertuschung“ sein. Man macht keinen Hehl daraus, daß man die alte Kirche deswegen in Trümmern sieht:
„Wie ein Erinnerungsblitz aus vergangenen Zeiten der Kirche ertönt mit allem Pomp das Kirchenlied „Ein Haus voll Glorie schauet … aus ew’gem Stein gebauet“. Abrupt bricht das Stück ab, man hört den Knall und die Kaskade eines in sich zusammenfallenden Gemäuers. Mit der Aufdeckung des Missbrauchsskandals fällt dieses Kirchenbild in sich zusammen. Die musikalische Interpretation drückt die Wucht dieser Erfahrung aus, die vielen Gläubigen das Lied sprichwörtlich „im Halse stecken bleiben lässt“. (Erläuternde Informationen zu den Elementen)
Die künstlerische Umsetzung und Sichtbarmachung von Schuld und Verletzungen forderte ein kollektives Schuldbewußtsein offen und fast schon aggressiv ein und nutzte die hohe Emotionalisierung, um den Einsturz der alten Kirche augenfällig und die Notwendigkeit der Konstruktion einer völlig neuen eigenen Kirche als zwingend darzustellen.
Geistgewirkt ist so etwas nicht, auch wenn Bischof Bätzing in der Pressekonferenz zum Abschluß der Versammlung im „Gegenwind, den wir spüren (…) eine Reaktion auf die Geistkraft“ sah.
Bild: Synodalerweg.de (Screenshots)