Roberto de Matteis kurze Abhandlung über die göttliche Vorsehung

"Die Vollkommenheit der Ordnung, die in der Ewigkeit von der göttlichen Weisheit erdacht wurde"


Der Triumph der göttlichen Vorsehung, Deckenfresko aus der Zeit um 1635, ein Auftrag von Papst Urban VIII.
Der Triumph der göttlichen Vorsehung, Deckenfresko aus der Zeit um 1635, ein Auftrag von Papst Urban VIII.

Von Vero­ni­ca Rasponi

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Die Ver­eh­rung der gött­li­chen Vor­se­hung ist seit jeher Teil des christ­li­chen Glau­bens. In sei­nem „Bre­ve Trat­ta­to sul­la Divina Prov­vi­den­za“ (Kur­ze Abhand­lung über die gött­li­che Vor­se­hung), das soeben bei Edi­zio­ni Fidu­cia (Rom 2022, S. 156, Euro 13) erschie­nen ist, geht Rober­to de Mat­tei auf die phi­lo­so­phi­schen, theo­lo­gi­schen und spi­ri­tu­el­len Grund­la­gen die­ser Ver­eh­rung ein, in der Über­zeu­gung, daß sie im heu­ti­gen Cha­os unver­zicht­ba­rer ist denn je.

Die Ver­wir­rung, in der wir uns heu­te befin­den, schreibt der Autor in sei­nem Vor­wort, ist schlim­mer als die ande­rer histo­ri­scher Epo­chen, wie die der bar­ba­ri­schen Inva­sio­nen. Heu­te ist die Ver­wir­rung der See­len in der Tat schwer­wie­gen­der als der Ver­lust von Men­schen­le­ben, „aber durch den Hei­li­gen Geist, der die Geschich­te lenkt, wird Gott wie­der ein­mal eine Ord­nung schaf­fen, die umso höher sein wird, als das gegen­wär­ti­ge Durch­ein­an­der tief ist“ (S. 6).

Der Auf­satz von Prof. de Mat­tei stützt sich auf die Leh­ren von Kir­chen­leh­rern wie dem hei­li­gen Augu­sti­nus, dem hei­li­gen Tho­mas von Aquin, dem hei­li­gen Bona­ven­tura, dem hei­li­gen Franz von Sales, dem hei­li­gen Alfons von Liguo­ri und geist­li­chen Mei­stern wie dem hei­li­gen Lud­wig Marie Gri­g­nion von Mont­fort, Jean-Pierre de Causs­a­de, Dom Fran­çois de Sales Pol­li­en, auf gro­ße Theo­lo­gen wie Pater Régi­nald Gar­ri­gou-Lagran­ge und kon­ter­re­vo­lu­tio­nä­re Autoren wie Juan Dono­so Cor­tés und Pli­nio Cor­rêa de Oliveira.

Das Buch ist in drei Tei­le geglie­dert, die jeweils aus fünf­zehn klei­nen Kapi­teln bestehen. Im ersten Teil stellt der Autor klar, daß die gött­li­che Vor­se­hung Gott selbst ist, betrach­tet in einer sei­ner unend­li­chen Voll­kom­men­hei­ten. Genau­er gesagt, „die Voll­kom­men­heit der Ord­nung, die in der Ewig­keit von der gött­li­chen Weis­heit erdacht und in der Zeit durch den all­mäch­ti­gen Wil­len Got­tes ver­wirk­licht wur­de, oder, im über­tra­ge­nen Sinn, als die Hand Got­tes, die in der Zeit das wirkt, was sein gött­li­cher Geist von Ewig­keit her erdacht und gewollt hat“ (S. 14). Auf den fol­gen­den Sei­ten geht der Autor den Bezie­hun­gen zwi­schen Gott und den erschaf­fe­nen Din­gen nach, sozu­sa­gen in auf­stei­gen­der Wei­se, in einer Ska­la der Voll­kom­men­hei­ten, die von den nied­rig­sten Geschöp­fen bis zu den höch­sten reicht. Die Spit­ze der Schöp­fung ist die Per­son der seli­gen Jung­frau Maria, deren unbe­fleck­tes Herz das Mei­ster­werk der Hän­de der gött­li­chen Vor­se­hung darstellt.

Der zwei­te Teil des Auf­sat­zes ist dem gewid­met, was der Vor­se­hung ent­ge­gen­steht: das Geheim­nis des Bösen, das der Ver­such des frei­en Geschöp­fes ist, die gött­li­che Ord­nung umzu­sto­ßen; ein Ver­such, der immer zum Schei­tern ver­ur­teilt ist, denn, wie der hei­li­ge Pau­lus lehrt, führt in Got­tes Plä­nen alles zum Guten (Röm 8,28).

Der drit­te Teil ist der Hin­ga­be an die gött­li­che Vor­se­hung gewid­met, die kein Quie­tis­mus oder Fata­lis­mus ist, son­dern ein akti­ves Enga­ge­ment, um der Gna­de Got­tes zu ent­spre­chen, die nie­mals ver­sagt. Die Vor­se­hung ist das ewi­ge Han­deln, durch das Gott sei­ne Geschöp­fe in der Geschich­te führt, und die Hin­ga­be an die gött­li­che Vor­se­hung bedeu­tet die Erfül­lung des gött­li­chen Wil­lens, Augen­blick für Augen­blick, in der gegen­wär­ti­gen Zeit. Der Kampf zur Bekämp­fung der anti­christ­li­chen Revo­lu­ti­on und für die Errich­tung der christ­li­chen Zivi­li­sa­ti­on ist nach den Anga­ben des hei­li­gen Pius X. der höch­ste Aus­druck die­ser Über­ein­stim­mung mit der Gna­de. Denn das Reich Got­tes ist auch sozi­al, und das gro­ße Gesetz der Geschich­te ist die voll­stän­di­ge Unter­wer­fung der Men­schen und der Völ­ker unter Jesus Chri­stus, den sou­ve­rä­nen Herrn aller Dinge.

Das Leben des Men­schen ent­fal­tet sich in einem gro­ßen Rah­men, von Luzi­fers erster Sün­de bis zur letz­ten Sei­te der Geschich­te: der Paru­sie. Sie wird auf die leuch­ten­de Herr­schaft Mari­ens und die höl­li­sche Herr­schaft des Anti­chri­sten fol­gen, denn Gott ist in der Geschich­te immer sieg­reich. An die­sem Tag wird die gött­li­che Vor­se­hung ihren end­gül­ti­gen Tri­umph über Cha­os, Sün­de und Revo­lu­ti­on feiern.

Das kur­ze Trak­tat von Rober­to de Mat­tei soll ein Akt des Glau­bens an die Rol­le sein, wel­che die gött­li­che Vor­se­hung auch in der Dun­kel­heit unse­rer Zeit wei­ter­hin spielt, und ist eine wert­vol­le Hil­fe, um in einem Kampf, dem sich heu­te kei­ner von uns ent­zie­hen kann, Par­tei zu ergreifen.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/​Pietro da Cor­to­na: Der Tri­umph der gött­li­chen Vor­se­hung (um 1635)

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