(London) Jonathan Goodall kehrt in die Einheit mit Rom zurück. Er ist damit bereits der zweite anglikanische Bischof von Ebbsfleet, der innerhalb weniger Jahre zum katholischen Glauben konvertiert.
Gestern gab der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, in seiner Funktion als geistliches Oberhaupt der anglikanischen Kirche von England, den Rücktritt seines Mitbruders Jonathan Goodall als Bischof von Ebbsfleet bekannt, weil dieser römisch-katholisch wird.
Der Bischof von Ebbsfleet ist ein Suffragan des Erzbischofs von Canterbury. Seit 1994, damals war George Carey Erzbischof von Canterbury, ist der Bischof von Ebbsfleet als „fliegender Bischof“ in dreizehn Diözesen der Kirchenprovinz für die seelsorgliche Betreuung jener Anglikaner zuständig, die die Ordination von Frauen ablehnen. 1994 wurden Frauen von der Kirche von England zur Priesterweihe, 2014 auch zur Bischofsweihe zugelassen. Von der katholischen Kirche werden die anglikanischen Weihen nicht anerkannt.
Die anglikanische Kirche reagierte 1994 mit der Berufung eigener Bischöfe für diese Gläubigen. Aber auch Papst Benedikt XVI. reagierte, indem er 2009 mit der Apostolischen Konstitution Anglicanorum Coetibus für sie eigene Personalordinariate errichtete, die den „Anglokatholiken“ die Rückkehr in die volle Einheit mit Rom erleichtern sollten. Fünf Bischöfe der Kirche von England und zahlreiche anglikanische Priester machten gleich von diesem Angebot Gebrauch und konvertierten zur katholischen Kirche, weitere folgten ihnen, so nun auch Goodall.
Jonathan Goodall war seit 2013 der fünfte Bischof von Ebbsfleet und ist bereits der zweite, der zur katholischen Kirche konvertiert. Vor ihm tat diesen Schritt schon Andrew Burnham, der von 2000 bis zu seiner Konversion 2010 dritter Bischof von Ebbsfleet war.
Die Priester- und Bischofsweihen der Konvertiten werden von Rom nicht anerkannt. Goodalls Vorgänger Burnham wurde am 1. Januar 2011 in die katholische Kirche aufgenommen, dann zum Diakon und später zum katholischen Priester geweiht. Er ist heute Pfarrer einer Pfarrei in Oxfordshire, die zum Personalordinariat Unserer Lieben Frau von Walsingham gehört. Diesem Personalordinariat, das im Sinne der Konstitution Anglicanorum coetibus von Benedikt XVI. errichtet wurde, gehören die in die Einheit mit Rom zurückgekehrten Anglikaner in England und Wales sowie Schottland an. Weltweit gibt es drei solcher Personalordinariate.
Auch Goodall verliert mit der Konversion sein Priestertum und sein Episkopat. Letzteres dauerhaft, weil er, wie der Großteil des anglikanischen Klerus, verheiratet ist. Nach seiner Ausbildung in Oxford wurde er 1990 für die Kirche von England ordiniert, war dann Chorherr an der Westminster Abbey und von 2005 bis zu seiner Bischofsernennung Sekretär des Erzbischofs von Canterbury für die Ökumene.
Wie sein Vorgänger Burnham gehörte auch Goodall der Society of the Holy Cross (Gesellschaft vom Heiligen Kreuz) an, einer Bewegung innerhalb der Kirche von England zur Förderung der eucharistischen Anbetung und der Beichte. Auch im Ritus wurden ihr von Vertretern der Low Church „katholisierende“ Tendenzen vorgeworfen. Als Low Church werden jene Teile der Kirche von England verstanden, die stärker in der protestantischen, vor allem reformierten Tradition stehen oder liberal gesinnt sind. Die 1855 gegründete Society hatte starken Einfluß, sodaß sich innerhalb der Kirche von England eine neue „anglokatholische“ Strömung etablieren konnte. Nach der Konversion Goodalls gibt es noch drei Bischöfe, die der Society angehören. Einer davon als „fliegender“ Bischof für die Anglokatholiken, zwei als Ordinarien einer Diözese.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube (Screenshot)