
(Rom) Unterzieht sich Papst Franziskus einem chirurgischen Eingriff? Die Informationen dazu sind widersprüchlich.
Nach dem jüngsten Ischiasanfall titelte die katalanische katholische Zeitschrift Vida Nueva: „Eine Rückenoperation, um den Schmerz des Papstes zu stoppen?“ Vida Nueva wurde 1958 aus Anlaß der Wahl von Papst Johannes XXIII. von einigen Priestern der Priesterbruderschaft der Diözesanarbeiter des Heiligsten Herzens Jesu (SOD) gegründet. Ihr Rom-Korrespondent Antonio Pelayo berichtete gestern:
„Nach einem neuen Ischiasanfall weisen die von Vida Nueva kontaktierten Quellen auf einen möglichen Eingriff hin.“
Im zurückliegenden Monat erlitt Jorge Mario Bergoglio zwei akute Ischiasanfälle, die ihn daran hinderten, mehrere geplante Zeremonien zu leiten. Der erste Anfall betraf das Te Deum zum Jahresschluß und das Hochamt am Neujahrstag.
Der zweite Anfall führte zur Streichung der geplanten Zelebrationen am 24. (Zweiter Sonntag im Jahreskreis) und 25. Januar (Abschluß der Gebetswoche für die Einheit der Christen zusammen mit Vertretern anderer Konfessionen in der Päpstlichen Basilika Sankt Paul vor den Mauern). Am Sonntag wurde das Kirchenoberhaupt von Kurienerzbischof Rino Fisichella, dem Vorsitzenden des Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung, und am Montag von Kardinal Kurt Koch vertreten, dem Vorsitzenden des Päpstliches Rates für die Förderung der Einheit der Christen. Beide verlasen die für Franziskus vorbereiteten Predigten.
Am vergangenen Montag mußte auch der Neujahrsempfang für das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Corps ausfallen. Im Vorfeld war es zu Änderungen gekommen, die sich dann als voreilig erwiesen. Das vatikanische Staatssekretariat hatte wegen des Coronavirus den Empfang von der Sala Regia im Apostolischen Palast, wo er traditionell stattfindet, in die geräumigere, aber unpersönlichere Päpstliche Audienzhalle Paolo VI verlegt. Zudem wurden, trotz der Weitläufigkeit der Halle, die übliche Begleitung der Botschafter durch ihre Ehegatten und Botschaftsmitarbeiter untersagt. Am 23. Januar erfolgte dann die Absage mit dem Verweis, daß der Empfang zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden soll. Vida Nueva schrieb dazu:
„In diesem Zusammenhang haben einige Quellen die Möglichkeit geäußert, daß der Papst sich einem chirurgischen Eingriff unterzieht, um die so schmerzhaften Beschwerden zu lindern. Laut Fachleuten ist es eine relativ einfache Operation, die ein Achtzigjähriger ohne größere Probleme aushalten kann.“
Den Angelus am 24. Januar und die Generalaudienz am Mittwoch hielt Franziskus mittels Videoübertragung. Am Dienstag nahm er zudem als einfacher Gläubiger am Requiem für seinen ehemaligen Leibarzt Fabrizio Soccorsi teil, der im Alter von 78 Jahren verstorben ist. Es zelebrierte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.
Gegen die Andeutung einer bevorstehenden Operation wandte sich noch gestern die römische Tageszeitung Il Messaggero. Deren Vatikanistin Franca Giansoldati widersprach:
„Papst Franziskus wurde laut autorisierten Quellen einer Reihe von medizinischen und radiologischen Untersuchungen unterzogen, um Verletzungen der Wirbelsäule oder Komplikationen anderer Art auszuschließen. Die daraus gewonnene Diagnose schließt auf eine chronische Entzündung des Ischiasnervs, die durch weitere physiotherapeutische Zyklen und eine strikte Diät behandelt werden soll, um das Gewicht um mindestens 7–8 Kilogramm zu reduzieren mit dem Zweck, die Belastung für die betroffenen Gelenke zu verringern.“
In Rom wurde aufmerksam registriert, daß das Körpergewicht von Jorge Mario Bergoglio seit seiner Wahl zum Papst deutlich zugenommen hat, was als Kompliment für die italienische Küche gesehen wird.
Wahrscheinlich haben beide Quellen recht. Zunächst wird die sanftere Methode versucht. Sollte sie nicht die gewünschte Ergebnisse bringen, dürfte ein Eingriff notwendig werden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)