
(Rom) Die katholische Presseagentur Zenit steht vor dem Aus. Die 1997 gegründete Online-Nachrichtenagentur mit Sitz im Staat Georgia in den USA wird zum Jahresende weitere Ausgaben einstellen.
Entstanden ist Zenit als gemeinnützige Nachrichtenagentur durch die katholische Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi und die dafür gegründete Innovative Media Inc. Die durch das WordWideWeb entstandenen Möglichkeiten sollten für die katholische Kirche im Sinne eines „dem Heiligen Stuhl zugewandten“ Nachrichtenportals genutzt werden.
Der Nachrichtendienst wird in mehreren Sprachen angeboten, seit 1999 auch auf deutsch. Insgesamt existieren aktuell Ausgaben in sieben Sprachen, darunter auch Arabisch.
In der Selbstdarstellung heißt es:
„Uns verbindet die Überzeugung, dass die tiefe Weisheit des Papstes und der katholischen Kirche Hoffnung nähren und der Menschheit helfen kann, die Wahrheit zu finden.
Unser Anliegen ist, Informationen zu sammeln und zu verbreiten. Dabei bemühen wir uns um größte Ernsthaftigkeit und Wahrheitstreue.
Wir möchten durch den Einsatz moderner Internettechnologien ‚die Welt von Rom aus gesehen‘ bekannt machen. Aus diesem Grund veröffentlichen und übersetzen wir Ansprachen, Botschaften, Dokumente, Predigten, den Angelus und die Audienzen des Pontifex.“
Am 31. Dezember 2017 wurden der deutsche und der portugiesische Zenit-Dienst eingestellt. Zum 31. Dezember 2020 werden auch die italienische, englische und spanische Ausgabe ihre Arbeit beenden. Dies berichtete die englische Ausgabe der katholischen Online-Tageszeitung Aleteia. Die englische und die spanische waren in den über 20 Jahren ihres Bestehens die beiden größten Ausgaben der Presseagentur.
Damit bleiben von den ursprünglich sieben Sprachdiensten noch die französische und die arabische Ausgabe bestehen. Laut einem Schreiben von Zenit-Chef Alberto Ramírez an die Abonnenten dürften jedoch auch die beiden letzten Ausgaben demnächst ihre Tätigkeit beenden und Zenit als Ganzes abgewickelt werden.
Als Grund für die Einstellung nannte Ramírez:
„In den vergangenen Monaten sind die für die Bereitstellung dieses Nachrichtendienstes erforderlichen Ressourcen nicht eingegangen, sodaß wir nicht weitermachen können.“
Die Legionäre Christi, denen die Trägergesellschaft gehört, scheinen nicht bereit, die Ausfälle zu übernehmen.
Zwischen Zenit und Aleteia gibt es eine personelle Verbindung. Der Gründer und erste Chefredakteur von Zenit, der spanische Journalist Jesús Colina, ist seit 2011 Chefredakteur und Herausgeber von Aleteia. Im Zuge der Enthüllungen über das Doppelleben von Marciel Macial (1920–2008), dem Gründer der Legionäre Christi, den Benedikt XVI. durch die Glaubenskongregation als Generaloberen absetzen ließ, kam es zum Zerwürfnis zwischen Colina und der Ordensleitung. Der Orden trennte sich 2011 von ihm, um damit die „institutionelle Abhängigkeit“ von Zenit vom Orden wieder stärker zu betonen. Colina gründete darauf noch im selben Jahr, zusammen mit Olivier Bonnassies, die Online-Tageszeitung Aleteia.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Zenit (Screenshot)